Schreckmümpfeli oder moderner Leonardo? |
Wer jetzt meint, auf ein Ersatzteillager gestossen zu sein, den muss ich enttäuschen. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch weiterhin zu sich und seinem Körper Sorge zu tragen, denn die Präparate gehören mehr in den Bereich "Exponate und andere Eyecatcher". Weihnachten ist zwar schon vorbei, aber wer Erbonkel Franz einen Bullenpenis-Spazierstock (zu finden unter Lifestyle, Kunstobjekte) besorgt, schenkt sich bestimmt in der Beliebtheitsskala ganz nach oben. Wer seiner Allerliebsten etwas Schmuckes zum 20 Hochzeitstag überreichen möchte, kann zwischen einem Fingerring aus einer Bullenpenisscheibe oder einer Seesternscheibe wählen (ich rate zum Seestern!), es sei denn Sie entscheiden sich doch für den Sprottenschwarm in Scheibenform!
Ich finde Dr. Tod, wie man von Hagens auch ab und zu nennt, seit eh und jeh eher gruselig. Etwas Unheimliches geht von diesem Mann aus, etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nicht ganz sauber war ja angeblich auch die Art und Weise, wie er an die Körperspenden geriet! Ob es daran liegt? Einzig die unter Lifstyle angepriesenen plastinierten Flaumkücken haben einen gewissen Jööö-Effekt, alles andere ist.... ehm.... allenfalls vom wissenschaftlichen Standpunkt her interessant.
Wie ich den Medien entnehme, ist der Plastifizierungs-Meister nun ernsthaft krank. Angeblich leidet er unter einem schlimmen Parkinson. Ob diese Krankheit durch das Einatmen gewisser Chemikalien ausgelöst werden kann? Keine Ahnung. Ebenfalls erst in der Zukunft wird sich weisen, wie man von Hagens einmal sehen, wo man ihn einordnen wird: unter Genies oder eher im Bereich Gruselkabinett, als Schreckmümpfeli oder als moderner Leonardo?
Die Gubener Grossmanufaktur jedenfalls will er aufgeben. Ab 31. Januar arbeiten nur noch 50 der ehemals 180 Angestellten. Von Hagens spricht von einem "Wendepunkt seines Lebens".
Irgendwie kann man gerade durch seine Tätigkeit oder auch sonst eine gewisse Distanz zum Tod und seiner eigenen Vergänglichkeit aufbauen, irgendwann - an solchen Wendepunkten nämlich - kracht das ganze Gebäude in sich zusammen und man wird sich seiner Endlichkeit bewusst. Irgendwann hat dieses Kapitel hier auf Erden ein Ende. Ob man seine sterblichen Überreste dann für die Nachwelt erhalten und präparieren lassen möchte oder nicht, muss man sich gut überlegen. Schon in der Schule, als wir unserem "Fritzi" ganz despektierlich Tafelkreide wie eine Zigarette zwischen seine knochigen Finger steckten, habe ich mich jeweils gefragt, ob ich mal als Skelett in der Anatomiestunde enden möchte. Die Antwort lautete bereits damals: NEIN und nicht nur, weil die Atmosphäre in der Schule einfach doch irgendwie langweilig ist! Fritzi war jedoch, glaube ich, aus Plastik, oder!? ;-@
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