Donnerstag, 30. Dezember 2010

Erziehung nach Apple-Art: von wegen Aufmerksamkeitsstörung...

Auch ein Eye-Pad macht glücklich .... manchmal
Gestern waren wir zu einem Geburtstagsbrunch eingeladen. Der Startschuss fiel um 10 Uhr; Dauer der Veranstaltung: über 5 Stunden!

Vor Ort waren auch gegen 20 Kinder verschiedenen Alters. Die besetzten gleich einen Tisch für sich und genossen es, für einmal ohne das gestrenge Auge ihrer Erzieher essen zu können, was und soviel sie wollten. Wer jetzt glaubt, dass es nach Pappsatt aus war mit der Seelenruhe für alle über 14, der hat sich getäuscht.

Mein Schwager Edi hatte nämlich ein iPad in seine Jackentasche gequetscht, man weiss ja nie, wie so ein Tag noch läuft. Meine Schwägerin hatte davon irgendwie Kenntnis und war auch über die Spieleauswahl (Apps) bestens informiert. Da sie nun mal Geburtstag hatte, durfte sie denn einen virtuellen Sportwagen mehrmals über die Klippen ins Meer fallen oder in den nächsten Baum krachen lassen. Bald aber hatten die Kiddies das angebissene Apfelstück jedoch für sich gekapert und absolvierten ihre erste Fahrstunde. Zuerst nur einer, doch alsbald zogen und stiessen 4 Jungs konzentriert das Auto in die gewünschte Richtung..... stundenlang ohne Anzeichen einer Ermüdung. Aber auch die Erwachsenen scharten sich um die kleine Gruppe und versuchten sich schon nach einigen Minuten kurz an die Summe zu erinnern, die nach ihren Dezember-Einzahlungen von der Bank als Kontostand ermittelt worden war. Ob da wohl bald so ein moderner "Flachmann" drinliegen würde? Was heisst hier ob und würde: MUSS ICH HABEN, lautete die interne Diagnose.

Mittlerweile waren die fleissig-schweisigen Finger des hoffnungsfrohen Nachwuchses am Touchscreen festgewachsen. Letzterer sah aus, als ob man problemlos ein Spiegelei drauf braten könnte, und das ohne jede Fettzugabe. No problem, der gutmütige Edi - die Kiddies wussten übrigens bald einmal, wie Schwagerherz heisst; Kinder wissen immer sofort, wie die wichtigen Leute heissen - hatte die Art Pullover an, mit der man jeden Spiegel blank und jeden Bildschirm zum Glänzen bringt und anschliessend erst noch das Tafelsilber putzen kann. Er kam allerdings erst nach etwa 4 Stunden dazu, dem letzten Spieler das Teil praktisch per Skalpell aus der Hand zu schälen und das auch nur, weil dessen Vater sagte: Jason, wir müssen jetzt wirklich gehen! Das war der Startschuss für die Erwachsenen, welche nun ihrerseits eine Runde Rommé spielen wollten.

Kann sich ein Kind in der Schule 5 Stunden lang konzentrieren? Definitiv nein! Die meisten haben eine sogenannte Aufmerksamkeitsstörung. Ja man teilt uns Menschen nicht nach PS ein, sondern nach ADS oder ADHS. Ohne Ritalin geht da bei vielen schon längst nichts mehr!

Alles was es braucht ist ein iPad, und schon zeigen uns selbst die Jüngsten, was "Ausrichtung auf Eines" oder "Zielgerichtetheit" bedeutet! Könnte es sein, dass der Schulstoff inklusive Lehrmethoden über die Jahre nicht interessanter geworden sind? Könne es sein, dass Kinder auch heute Schule grösstenteils als langweilig wahrnehmen?

Interessant ist bei Apple-Geräten, dass man kein Verkaufsgenie zu sein braucht, um so ein technisches Meisterwerk an den Mann, die Frau UND sogar ans Kind zu bringen. So ein i-Ding verkauft sich von selbst! Ob es daran liegt, dass sich die Händler nur noch deshalb etwas ins Zeug legen müssen, damit die Leute nicht alles direkt im Apple Store bestellen?

Meine Nachforschungen haben ergeben, dass auch wir uns Ende Jahr nach Überweisung sämtlicher Krankenkassenprämien, Steuerraten, Versicherungsprämien, Telefonrechnungen, Mitgliederbeiträgen etc. doch noch ein Eye-Pad werden leisten können. Ist das nicht toll?

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