Posts mit dem Label Faszination Kunst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Faszination Kunst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 14. November 2013

Beyeler-Museum: Kunst und ...... Maurizio Cattelan


Wo ist der Unterschied?

Kürzlich zeigte das Beyeler-Museum Riehen Werke von Alexander Calder aus den frühen 30er-Jahren. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen; die Ausstellung war jedoch mit geschätzten 6 Werken recht übersichtlich. Zeit sich sonst noch umzusehen. Da hatte es jede Menge Kunst, wenn meines Erachtens auch nicht jede bemalte oder bekritzelte Leinwand als solche bezeichnet werden kann. Zwischenzeitlich kämpfte ich immer mal wieder mit einem Lachanfall. Peinlich! Unnötig zu sagen, dass er gewann!

Besonders beeindruckt hat mich der wunderschöne Seerosenteich von Monet. Das Werk wirkt erst auf Distanz so richtig, der Maler stand jedoch vermutlich ganz nahe an der Leinwand. Bewundernswert, wie gekonnt und präzise er die Pinselstriche gesetzt hat. Diese Tiefenwirkung ist einfach fantastisch, ebenso wie die Farben. Könnt ich mir gut bei uns zuhause vorstellen ;-)

Ist es nicht immer wieder ein besonderes Gefühl vor dem Werk eines grossen Künstlers zu stehen, im Wissen, dass der Mann (berühmte Künstlerinnen gab es früher nur wenige) selber vor langer Zeit davor gestanden hat. Was würden einem all die Leinwände zu erzählen wissen, wenn sie denn sprechen könnten.

Auch Giacomettis Figuren allein wären die Reise nach Riehen wert gewesen - kraftvolle einzigartige Skulpturen. Im Gegensatz dazu seine Bilder eher düster.

Und dann stand ich plötzlich da und starrte völlig entgeistert an die Wand vor mir: 5 ausgewachsene Pferdekörper stecken da kopfvoran mitten drin. Man sah nur diese riesigen, (übrigens nicht vom Künstler) selber präparierten Körper. Das Ganze wirkt gespenstisch und dermassen pietätlos, dass es mir schier den Atem raubte. Kunst, Provokation oder doch reine Geschmacklosigkeit? Bin ich besonders empfindlich? Wie ich später im Internet lese, weiss ein Aussteller nie, auf was er sich bei Maurizio Cattelan einlässt. So vermiete der seine Ausstellungsfläche auch schon mal an eine PR-Firma oder überrasche sein Publikum mit leergeräumten Hallen.

Sucht man bei Google unter Cattelan und Werke stösst man auf lauter Absurditäten. Ich frage mich, ob der Mann irgendwie pervers ist: tote Tiere wohin das Auge blickt. Für mich ist das reine Geschmacklosigkeit. Wo bleibt da der Respekt diesen Lebewesen gegenüber. Bin ich so konservativ, dass mir der Pferdereigen Brechreiz und Magenkrämpfe verursacht.

Ich frage mich: würde Catellan z.B. seine eigene Grossmutter (postmortal natürlich!) ebenfalls präparieren lassen und dann öffentlich an einer Museumswand drapieren? Warum eigentlich nicht, würde er mir wohl antworten. Jetzt quält mich nur noch die Frage: Wer von uns beiden ist der Kunstbanause?

Sonntag, 29. August 2010

Bollywood - potz wüeschti Wulche


Potz wüeschti Wulche… ein Ausdruck, der sich uns heute in seiner wahren Bedeutung offenbart hat.

Ohne was Böses zu denken oder gar zu ahnen machten wir uns auf den Weg in Berns ehemaligen Friedhof, den Rosengarten. Von 1765 bis 1877 war nämlich dieses Gelände den Toten vorbehalten, bis es dann anno 1913 in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt wurde.

Vorne beim Restaurant war dann wirklich was los. WOW! Riesige Filmkameras sprachen von professionellen Aufnahmen, da können wir mit unseren Mikrodingern nicht mithalten. Schnell wurde uns klar, dass Bollywood in Bern Einzug gehalten hatte. Und da waren sie auch schon, die beiden wunderschönen Protagonisten. Sie standen eher bibbernd als romantisch gestimmt auf der Mauer und warteten auf ihren Einsatz. Als die Aufnahmetechniker schon grünes Licht gaben, schaute ER nochmals intensiv in den Spiegel. Diese markanten Züge, die schwarzen Locken, die weissen Zähne… alles sensationell. Was für ein eitler Kerl, ein echter Narziss! Hat nur Augen für sich selber. Ob ihn Frauen wohl wirklich interessieren? Sie vertraut derweil auf das, was Mutter Natur ihr in die Wiege gelegt sowie all die Zusätzlichkeiten, welche die Maskenbildnerin ihr aufs Gesicht gezaubert hat. Man muss manchmal aufpassen, denn die Grenzen zu Kitsch sind sehr schnell überschritten.

Dann Action bei ihr: der schützende Umhang wird abgelegt und offenbart ein Kleidchen, das lieber wärmere Zeiten gesehen hätte, herzschmerztriefende Musik setzt ein und…. die beiden umarmen sich innigst…. ganze 50 Sekunden. Was für ein erhabener Moment… und wir waren Zeuge davon.

Noch leicht benommen setzen wir uns in Bewegung. "Potz wüeschti Wulche"… hustet plötzlich Göttergatte und da trifft es mich auch…. ein unbeschreiblich kitschig-süsses unnatürliches indisches Parfüm, das sich in unser Riechorgan eingräbt und dort für die nächsten zehn Minuten festsetzt. Es scheint auch recht grosszügig und grossflächig versprüht worden zu sein... Eeeeeeeeekelhaft, zum davonlaufen, wirklich.

Do us a favour and f… o… with that Indian flavour. Es brauchte eine gute Portion echten Männerschweiss um uns zu erlösen. Noch niemals in meinem Leben war ich soooo dankbar für einen Deo-Versager.

Freitag, 7. Mai 2010

Klasse(n)stimmung in der Palucca-Schule


Es gibt sie noch, die Klasse(n)räume, in welchen eine konzentrationsförderne Ruhe und Ordnung herrscht. Diese Schülerinnen und Schüler wissen ganz klar, für wen sie lernen und warum. Die Motivation ist für niemanden Problem, weil jeder sie für sich selber erzeugt und auch der Respekt, den sich Ausbildner und Auszubildene gegenseitig entgegenbringen, ist kein Thema.

Was, keiner der "ey Mann, voll konkret krass" seine Füsse auf den Tisch legt, ein Bierchen zwitschert und ne qualmende Selbstgedrehte zwischen den Imponierfingern hält? Keine verbalen oder physischen Attacken des Lehrkörpers? Von der ersten Minute an kann man sich den wichtigen Dingen einer Unterrichtsstunde widmen! Unglaublich!!!!!!

Wer jetzt sofort seine Kinder da einschreiben möchte, muss jedoch wissen: es ist kein Zuckerschlecken. Ja, denn Zucker steht nicht zuoberst auf dem Ernährungsplan angehender Tänzer.

An der weltbekannten Palucca-Schule in Dresden bietet der Lehrplan für jede Hirn- und Körperzelle etwas: sämtliche normalen Schulfächer wie Mathe, Sprachen etc., dazu intensive Auseinandersetzung mit der richtigen Ernährung - die Kinder kochen selber - und eben Tanzen, Tanzen Tanzen.

Tanzen ist Schwerstarbeit, und wer nicht UNBEDINGT tanzen will, der sollte es von vornherein bleiben lassen. Auch ist die aktive Zeit auf der Bühne - von wenigen Ausnahmen mal abgesehen (Margot Fonteyn) - äusserst beschränkt. Man lernt intensivstens, um dann zwischen 20 und 30 allmählich seinen Zenit zu überschreiten respektive zu übertanzen.

"Vom Tanzen besessen" ist eine 6teilige Doku auf MDR (Donnerstag 19.50 bis 20.15). Die "Palucca-Kinder" träumen von der ganz grossen Tanzkarriere, doch der Weg dahin ist steinig und erst noch ohne jede Erfolgsgarantie. Einen kleinen Einblick in den Werdegang einer hoffentlich zukünftigen Solistin resp. eines künftigen Solisten bieten uns 4 Tanzeleven; die beiden Sechstklässler Nina und David sowie die Zehntklässler Pauline und Shirley, welche sich im letzten Jahr ihres Grundstudiums befinden.

Eines wird sofort klar: wer ein Ziel hat im Leben, lebt absolut fokussiert. Er kann es sich nicht leisten, seine Zeit totzuschlagen und Freizeit ist während der Ausbildung ein Fremdwort. Man lebt für einen Traum, der sich zudem nur in den allerseltesten Fällen erfüllt. Also nichts mit Gamen, Rumhängen, Rauchen, Rumtrödeln etc. Selbst die Liebe muss ein wenig warten. Dafür beschäftigt man sich tagaus-tagein mit etwas vom Faszinierendsten, was es überhaupt gibt: Bewegung mit all ihren Facetten!

Dass die Füsse einer 15jährigen Ballerina nach dem Spitzentanztraining alles andere als glücklich aussehen, gibt einem schon etwas zu denken. Die sahen übrigens schon vor der Lektion nicht mehr allzu gesund aus. Wie bei Spitzensportlern hinterlassen Extremansätze unverwischbare Spuren. Es soll Tänzerinnen geben, die ihre Schuhe mit Kalbfleisch, Schafwolle oder Toilettenpapier auspolstern, um den unerträglichen Druck besser zu ertragen. Ob es was hilft?

Schön ist jedoch, diese starken, zentrierten und begeisterungsfähigen jungen Menschen zu sehen, welche dem inneren Ruf folgen und sich voll und ganz ihrem eigenen, urpersönlichen Seelenausdruck widmen.

Ob es sich finanziell auszahlen wird, fragt sich hier übrigens keiner. Geld ist für einmal Nebensache, wenn auch nicht ganz unwichtig, denn es kann schon sein, dass eine Tänzerin während einer schwierigen Aufführung bis zu drei Paar Schuhe durchtanzt. Im normalen täglichen Trainingsalltag sind die Schuhe meist nach einer Woche schon "weich" und werden zunehmend unbrauchbar. Anders als Laien benötigen Profitänzerinnen zudem oft eine Massanfertigung, welche deutlich mehr kostet als ein 08:15-Modell. Ob die heutigen Banker und Manager bei einer solchen Einsatz-Ertragslage bereit wären, auch nur eine einzige Augenbraue hochzuziehen. Wohl doch eher nicht!!

Die Ausbildungszeit ist übrigens dennoch gut investiert. Noch heute profitiere ich mich von Dingen, welche ich einst in der Musical-Schule von Alain Bernard gelernt habe, der ersten Schweizerischen Musicalschule überhaupt. Und immer noch prägt Bewegung mein Leben, wenn ich mich auch heute noch subtiler und präziser bewegen und meine Energie gezielter einsetzen kann. Das Eintauchen in die Welt der Bewegungsanatomie ist tatsächlich erfüllend. Was für mich früher einen riesigen Kraftaufwand bedeutete, wird dank "paraphysischem" Bewegen mit Hilfe sämtlicher Energiekörper, zu einem wohltuenden Genuss. Wurde ich seinerzeit auch oft physisch und psychisch bis fast zum Geht-nicht-mehr gefordert, kann ich nur sagen: es hat sich mehr als gelohnt.

Michael Barischnikow meinte übrigens einst:
"I don't try to dance better than anyone else; I only try to dance better than myself"
"Ich versuche nicht, besser zu tanzen als alle andern, ich versuche lediglich, besser zu tanzen als ich selber". Ein super Ansatz, den es täglich neu auszuprobieren gilt!

Apropos Tanzen: Wie wäre es, wenn Sie wieder einmal das Tanzbein schwingen würden... heute, morgen oder spätestens übermorgen? Tanzen Sie's gut!

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Mabona Origami - Papermoon ?-)


Wer meinen Blog ab und zu besucht, weiss, dass ich ein Fan von Origami bin. Durch die Coopzeitung geführt bin ich heute auf Sipho Mabonas Homepage gelandet. Sofort hat er mich gepackt, dieser Künstler, der bereits im Alter von 5 Jahren seinen ersten Papierflieger gefaltet hat, welcher nicht sein letzter bleiben sollte. Seine Kunstwerke sollten länger fliegen und weiter und überhaupt... Und irgendwann nahm Mabona dann an Papierfliegerwettbewerben teil. Die Faszination des Papierfaltens an sich liess ihn eh nicht mehr los. Seine Kunstwerke umfassen Konkretes und Abstraktes gleichermassen. Heute kann der ehemalige Lehrer von seiner Kunst leben.

Dass man mit Papier ganze Filme gestalten kann, beweist der Künstler mit seinem Werbesport für die Sportartikelfirma Asics. Für dieses Werk wurde er gleich mehrfach ausgezeichnet; kein Wunder, wie man sieht.

Ist es nicht einfach fantastisch. Immer, wenn man gerade wieder verzweifeln will ob allem, was Homo sapiens tagaus-tagein so produziert, wird man mit sämtlichen Sinnen darauf gestossen, dass alles vielleicht doch nicht so sinnlos ist, wie es den Anschein hat.


Die Homepage von MO (Mabona Origami) ist eine Reise wert. So hat der Künstler auch einen eigenen Blog, den man durchaus regelmässig besuchen könnte. Und wer über die nötige Geduld verfügt, kann mit Faltplänen ganze Wohnungseinrichtungen nachbasteln, nach dem bewährten Motto: Wohnst Du schon oder faltest Du noch =D
Viel Spass !!

Samstag, 15. November 2008

Kleinstkunst im Nadelöhr


Ein Mann, der weder lesen noch schreiben kann, dazu noch schwarz... eine Ausgangslage wie gemacht für ein Pennerleben oder ein Dauerhängen an des Staates Rockzipfel, wie es scheint. Dass dies nicht zwingend so zu sein braucht und von der jeweiligen Einstellung abhängt, zeigt uns Willard Wigen. Sein Weg, sich auszudrücken, ist ein ganz eigener, jenseits der Zeilen oder irgendwo dazwischen.

Er wurde 1957 in Birmingham geboren und kann noch immer weder lesen noch schreiben, und doch hat er seine eigene Welt gefunden... eine klitzekleine sogar, das Nadelöhr. Ob dies biblische Hintergründe hat oder auch einfach ganz praktische? Da könnte man doch tatsächlich aus dem Nähkästchen plaudern oder darin gleich eine ganze Grossausstellung machen. Willards Skulpturen sind nämlich kleiner als 0,005 mm. Um nicht allzusehr zu zittern, arbeitet er zwischen den Herzschlägen, da der Puls in den Fingerkuppen ein Werk ruinieren könnte. Man müsse einfach (!!) das ganze Nervensystem kontrollieren können. Und nein, er freue sich nicht an der Arbeit - die brauche ihn ganz (painstaking hat kein deutsches Äquivalent) - sondern dann, wenn das Werk vollendet sei - und natürlich an der Freude des Publikums. Nach solchem Tun müsste man eigentlich fast den Psychologen aufsuchen, meint er lachend. Als er zum Beispiel "Alice im Wunderland" fertig hatte und ins Nadelöhr plazieren wollte, schaute er nochmals kurz durchs Mikroskop und.... Alice war verschwunden. Willard geht davon aus, dass er sie ganz einfach inhaliert hat. Das könnte einem mit Leonardos David eher nicht passieren.

Nun gäbe es verschiedene Wege, mit so etwas umzugehen. Fluchen, Schreien, Toben, oder... Willard fing einfach von vorne an. Er sei wohl der geduldigste Mensch auf Erden.

Der Künstler hat schon Ameisenhäuser fabriziert, oder ein Puppenhaus, das nicht grösser ist als eine menschliche Blutzelle. "Meine Lehrer bewirkten bei mir, dass ich mich klein fühlte, wie ein Nichts halt. So kam ich denn zum Schluss, dass Nichts nicht existiert." Man habe das Beste noch nicht gesehen von ihm, so etwas wie Charly Chaplin auf einer Augenwimper zum Beispiel.

2007 wurde Wigan's 70 Stücke umfassende Kollektion durch den Geschäftsmann David Lloyd für 11.2 £ gekauft. Von wegen an des Staates Rockzipfel....
BBC-Film: Art in the Eye of a Needle
Homepage von Willard Wigen