Montag, 20. Juni 2022

Voll verzuckert — Spannender Selbstversuch von Damon Gameau


Bin gerade über einen sehr interessanten Artikel gestolpert betreffend übermässigen Zuckerkonsum. Zucker ist in unseren Lebensmitteln allgegenwärtig. Industrie und Politik verhindern seit langem die notwendige Aufklärung. Auch darf nach wie vor in den Medien mit angeblich "gesunden" Nahrungsmitteln geworben werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kinderschnitte, DIE Zwischenmahlzeit für unsere Kids, weil ja so viel Milch drinsteckt.🤪

Der australische Schauspieler Damon Gameau wollte es genau wissen, wissenschaftlich begleitet von einem Team von Fachleuten. Wie wirkt sich der tägliche Konsum von "verstecktem" Zucker auf unsere Gesundheit aus. 60 Tage testete er eine Ernährung, die das Äquivalent von 40 Teelöffeln Zucker enthielt — dies entspricht in etwa 160 Gramm und der ungefähren Tagesdosis der meisten Menschen in den Industrieländern.


Er löffelte nun nicht einfach Kiloweise Zucker in sich rein, sondern hielt sich ausschliesslich an vermeintlich gesunde, fettfreie Nahrungsmittel: magere Joghurts, Frühstückflocken, Müsliriegel, Smoothies und Obstsäfte. Auf bekanntermassen zuckerreiche Genussmittel wie Softdrinks, Schokolade, Eis und Süssgebäck verzichtete er konsequent. Seine Kalorienzufuhr blieb mit 2’300 identisch wie zuvor, sein Trainingsprogramm (Jogging und Krafttraining) behielt er bei. 


Beim Zucker musste es sich um Saccharose (Kristallzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) handeln, egal ob hinzugeführt oder von Natur aus vorhanden (z.B. Trockenfrüchte). Kohlehydrate, die im Körper zu Zucker verarbeitet werden, wurden nicht mitgerechnet. 


Ergebnis: Gameau nahm in 60 Tagen 9 Kilogramm zu, sein Bauchumfang ganze 10 Zentimeter. Und nicht nur das: nach wenigen Wochen zeigte er este Anzeichen einer Fettleber und war auf bestem Weg zu Adipositas, Diabetes und einem Herzleiden. Ist es denkbar, dass die ganzen Theorien rund um Kalorien und dem bösen Fett gar nicht stimmen?


Mittlerweile weiss man, dass eine Kalorie nicht einfach eine Kalorie ist, sondern dass es darauf ankommt woher sie stammt und wie der Körper sie verstoffwechselt. Bezüglich Fett weiss man, dass es "gute" und "schlechte" gibt, oder sagen wir "nicht förderliche". Das ist auch bei den Eiweissen und den Kohlehydraten so. Saccharose zum Beispiel ist nicht ein reines Kohlehydrat: der Glucoseanteil wird als Kohlehydrat abgebaut, die Fruktose jedoch als Fett in der Leber verstoffwechselt.


Gameau musste sich förmlich durch diese 60 Tage kämpfen, denn er war bei gleicher Kalorienzahl nie wirklich satt; es fehlten einfach die Ballaststoffe, welche den Stoffwechsel verlangsamen und unsere Verdauung im Gleichgewicht halten.


"Mit der natürlichen Süsse aus Früchten" wird geworben. Die Industrie reichert ihre Produkte vorwiegend mit industriellem Fruchtzucker an (z.B. Invertzucker, Maissirup oder schlimmstenfalls High Fructose Corn Syrup HFCS), der eine viel höhere Süsskraft hat erst noch billiger ist. Fast überall ist dieses Zeugs drin, sogar in Babynahrung. Fruchtzucker hat einen niedrigen glykämischen Index, da er nicht im Blut landet, sondern direkt in der Leber. Da letztere Fruktose in Fett umwandelt, führt das früher oder später bei hohem Konsum zu einer Leberverfettung. Gleichzeitig mit dem Bluttfettanteil steigt auch der Insulinspiegel und solange Insulin im Blut ist, kann kein Fett verbrannt werden. Es sammelt sich dann irgendwo an, wo wir es tatsächlich zuletzt haben möchten. 


Ende der 70er-Jahre gab es zwei Akteure und zwei gegenteilige Ansichten: kein Fett vs. kein Zucker. Ancel Keys propagierte, Fett sei das Problem, John Yudkin dagegen sah es beim Zucker. Er hatte nämlich herausgefunden, dass Ratten nicht dick wurden, wenn man ihnen Fett zu fressen gab, vom Zucker jedoch schon. Nun sind die meisten Menschen keine Ratten und man sollte bekanntlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Fakt ist, dass die Sugar Association 1970 ein 90-Seiten starkes Dossier mit dem Titel "Sugar in the Diet of Man" veröffentlichte, das auch gleich von ihr selber finanziert wurde. Die Pressemeldungen lauteten dann in etwa wie folgt: "Wissenschaftler zerstreuen die Angst vor Zucker". Jedenfalls wurde ab dato Fett verteufelt und die von der Sugar Association gegründete "World Sugar Research Organisation (WSRO)" sorgt seitdem dafür, dass Zucker als wertvoller Beitrag für die Ernährung, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Weltbevölkerung anerkannt wird. Tja, ist doch immer das gleiche Spiel (Mobilfunkstrahlung, 5G). Lobbyismus lässt grüssen.


Wussten Sie, dass Zucker genau dieselben Hirnregionen aktiviert wie Kokain. Zucker macht süchtig und löst offenbar vergleichbare Reaktionen aus wie Morphine, Kokain und Nikotin (Studie American College of Neuropsychopharmacology). Howard Moskowitz (Marktforscher/Psychologe) entdeckte bereits in den 70ern, dass ein Produkt den Leuten umso besser schmeckte, je mehr Zucker man hinzufügte. Ging man jedoch über einen bestimmten Punkt hinaus, mochten die Probanden es plötzlich nicht mehr. Der sogenannte "Bliss point" war entdeckt, jener Glückspunkt also, an dem uns Zucker in einem Produkt den maximalen Kick verschafft. Das Prinzip funktioniert übrigens auch in der salzigen Variante (Chips).


Es ist nicht schönzureden: mit all diesen Lightprodukten, welche nur dank Zugabe von Industrie- oder künstlichem Zucker überhaupt schmecken, sind wir nicht schlanker geworden. Im Gegenteil: der prozentuale Anteil Übergewichtiger steigt seit den 80er-Jahren unaufhaltsam. Amerika ist das Land mit dem wohl höchsten Zuckerkonsum (185g/Tag, also 46,25 TL) und dem höchsten prozentualen Anteil adipöser Menschen.


Zucker beeinflusst auch unsere Psyche, kann dem Gehirn schaden; depressiv, unkonzentriert und vergesslich machen.


Zuckerreduzierte oder -befreite Ernährung fordert von uns ein Mehr an Einsatz und Zeit. Man muss sich wieder selber an den Herd stellen — etwas vorbereiten und zur Arbeit mitnehmen für tagsüber. Hier mal schnell ein Snack, da ein Beutelchen mit ach so gesundem O-Saft geht dann nicht mehr. Auch all die (In)Convenience-Produkte fallen weg.


Wer sich den Film über das Experiment anschauen will, wird auf Youtube fündig: "That Sugar — Voll verzuckert". Obwohl Gameau Australier ist, kommt das Werk für meinen Geschmack etwas amerikanisch daher, aber das ist halt Geschmackssache. Eines ist sicher: die Essenz daraus ist HEILSAM!




Keine Kommentare: