Sonntag, 11. Juli 2010

Moritz Leuenberger ... medial gewür(di)gt!


Stellen Sie sich vor: Sie sind (über)motiviert, haben nicht selten einen 16-Stunden-Tag, stehen in einer eher kritisch gestimmten Öffentlichkeit, bereit Verantwortung zu übernehmen und stets Ihr Bestes zu geben. Sie sind integer, konnten nicht immer ganz genau das vertreten, was Sie eigentlich wollten (Kollegialitätsprinzip), haben aber einiges erreicht für Ihr Vaterland. Sie haben sich sozusagen den Rütlischwur auf die Brust tätowieren lassen.

Anstatt dass die Medien Ihren Rücktritt mit einer Lobesrede auf Ihre eindrücklichsten Momente beantworten, kriegen Sie den verbalen Schuh ab. So liest man allenthalben: "15 Jahre sind genug", "Leuenberger geht. Endlich"... es fallen Worte wie "befreiend" und "Wohltat" und es wird darauf hingewiesen, Sie hätten immer lustloser und frustrierter gewirkt. Das mag wohl sein, denn es sind einige unschöne Dinge schiefgelaufen in der letzten Zeit, wenn man da nur mal an den Merzenfleck denkt, die Libyenaffäre, das Bankgeheimnis, die UBS-Affäre etc.. Auch ist malen und basteln mit Amtskollegen (s. 20min), und das erst noch mit einem für psychologische Interpretationen öffentlich zugängliche Resultat, nicht jedermanns Sache.

Leuenberger war u.a. ein genialer Redner und steht damit praktisch allein auf weiter Schweizer Flur!! Er ist der einzige bloggende Bundesrat, was ihm vielerseits zum Vorwurf gemacht wurde (wo findet der die Zeit, noch solch lange Einträge zu posten?). Man kann ihn mögen oder nicht: es zeugt von mangelnder Emotionaler Intelligenz, wenn man jetzt mittels (Er)Schlagzeilen auf ihm und seinen Gefühlen rumtrampelt, denn glauben Sie mir, er putzt nicht nur seinen Hintern ebenfalls mit Papier... es lässt ihn ebensowenig kalt wie es Sie oder mich lassen würde, solche "Wür(di)gungen" über den eigenen, doch beachtlichen Einsatz zu lesen.

Die medialen Reaktionen zeigen überdeutlich, in was für einen kalten, gefühlslosen Welt sich Redakteure und Journalisten bewegen MÜSSEN, wollen sie ihr (Gratis)Blatt noch loswerden. Das kann ja nur noch besser werden.

Ich persönlich hätte es lieber gesehen, Hans-Rudolf Merz wäre ENDLICH zurückgetreten (s. Eintrag August 2009), aber da können wir wohl noch lange warten. Möge die Freude in Leuenbergers Leben zurückkehren, schrittweise, in kleinen, gut verdaulichen Portionen. Vielleicht mag er uns darüber ja jeweils in seinem Blog berichten =D

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