Samstag, 26. Juli 2008

Fernsehen - manchmal ein Genuss


Fernsehen einmal anders. Keine Knalleffekte sondern eher leise Töne, dafür umso intensivere. 

Ulrich Mühe steht für Qualität, spielte sich einem buchstäblich unter die Haut, in Herz und Seele und vereinnahmte jedermann voll und ganz. Niemand kann sich der Faszination entziehen, und dieser Nähe, die einem vergessen lässt, dass das alles ja nur Spiel ist... eine Illusion. Mit jeder Faser seines Wesens war er mal gut, mal böse.... mit jeder Fasere des Wesens lebt der Zuschauer mit.... fühlt sich oft wie ein Voyeur, der auch mal direkt in menschliche Abgründe blickt.

Viel zu früh ist er von uns gegangen, was nicht nur mir immer noch Mühe bereitet. Vielleicht wollte er aber auch nur andern mal eine Chance geben, wobei er die Latte recht hoch gelegt hat, das konnte man heute wieder deutlich sehen, und zwar auf 3SAT. Nach "Jetzt bin ich allein", einem Special über sein Leben und Werk wurde das Schauspiel "Drei mal Leben" gezeigt. Drei Versionen ein- und desselben Abends mit denselben Personen, Nöten, Wünschen.... allerdings jedes Mal in neuer Konstellation mit anderen Strategien, Manövern und psychologischem Wirrwarr. 

So etwas sieht man sehr sehr sehr selten.....
So etwas würde man gerne öfters sehen......
So halte ich auch weiterhin die Augen offen nach solchen Leckerbissen....

Hier noch ein ganz spezieller Abschiedsgruss von Ulrich Mühe selbst (zitiert) an alle, die ihn lieben und schätzen:


Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit, und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hermann Hesse

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