Dienstag, 15. April 2008

Meilensteine


Meilensteine gibt es jede Menge, sei dies im Leben eines Einzelnen, eines Geschäftes (wie die eher unrühmlichen der UBS) oder auch zum Beispiel für einen Staat als solches. Die Euro 08 soll ein solcher Meilenstein in der Geschichte unseres Landes werden. Man will sich easy geben, freundschaftlich, cool, modern oder was auch immer. Irgendwie soll nicht die Beamtenstadt durchmiefen, sondern ein ganz neues Feeling in, unter und ausserhalb der Lauben Berns pulsieren.
So ist geplant zusätzlich zur Fanmeile noch eine sogenannte Lustmeile auf dem sogenannten "Känzli" anzubieten. Nein, auf einer Lustmeile des Jahres 2008 wird nicht gelustwandelt, nicht ausschliesslich jedenfalls. Vom Stade de Suisse problemlos erreichbar dürfen dort für die Dauer der EM vor allem ausländische (warum?) Prostituierte ihre Liebesdienste anbieten. Es passiere sowieso, sagt der Leiter der Orts- und Gewerbepolizei Bern, warum sollen wir also die Augen davor verschliessen. Wie jetzt? Klingt das nicht irgendwie nach Peepshow? Besagte Damen sollen bekanntlich in Wohnmobilen arbeiten, vor allem natürlich, damit sich die fussballverrückten Fans nach den Spielen in ausgelassener Stimmung so elementaren Dingen wie Alkohol und käuflicher Liebe widmen können.
Interessant, wie mit wieviel Detailpflege ein Monsterevent rund um den Fussball geplant wird, während man viel wichtigere Geschäfte wie .... eh .... wie .... okay, es gibt keine wichtigeren Geschäfte :-@
Auch ein wenig unbeliebt bei mir ist zudem meine Scheitermeile. Das ist sozusagen meine urpersönliche Hölle. Auf der Scheitermeile finden sich all jene Tätigkeiten, zu welchen ich überhaupt keinen oder wenig Zugang zu haben scheine. Dort sind all jene Dinge angesiedelt, die eine gute Hausfrau ausmachen (stricken, nähen, bügeln, putzen, aufräumen) und mich leider noch weniger interessieren als Fussball. Gezwungenermassen muss ich ab und zu das eine oder andere auf mich nehmen oder dann erfolgreich auslagern... sprich: delegieren. Tue ich solche Dinge selber, dann tue ich mich entsprechend schwer und durchlaufe eine Lektion in Sachen Geduld und Selbstakzeptanz. Das Resultat kann sich zwar jeweils durchaus sehen lassen... aber der Weg dahin ist gepflastert von Frust und Freudlosigkeit. Vielleicht sind ja auch meine Ansprüche einfach zu hoch nach dem Motto: lieber keinen Knopf am Mantel als einen schlecht angenähten.
Ja, meine Lieben, Genie und Dilentantismus liegen oft ganz nah beieinander. So lese ich denn gerade im Magazin über Zerstreutheit, dass gelegentliches Vergessen auf ein Genie hindeuten könnte. Huch !!!
So vergass offenbar der österreichische Physiker Ludwig Boltzmann (1844-1906) gerne seine Kinder im Park, nachdem er dort über weit Grösseres als Kindererziehung sinniert hatte. Fritz Houtermann (1903-1966), Physikprofessor in Bern, kam einmal schwer schnaufend mit einem vollen Abfallkübel in der Hand im Institut an - er hatte schlicht und einfach vergessen, ihn vor seinem Haus in den Container zu leeren. Albert Einstein (1879-1955) war ebenfalls berüchtigt für seine Vergesslichkeit. Er konnte sich seine Telefonnummer nicht merken und rief manchmal in seinem Institut in Princeton an, um nach seiner eigenen Adresse zu fahnden. Auch Passanten mussten ihm oft helfen, nach Hause zu finden und zwar solange, bis er in seiner Verzweiflung die Haustür rot anstreichen liess. Sein eigener Name soll ihm ebenfalls Mühe bereitet haben. So schrieb er 1916 an seinen Sohn: die kuriose Unterschrift in meinem letzten Schreiben ist dadurch zu erklären, dass ich öfters in meiner Zerstreutheit statt mit meinem eigenen mit dem Namen des Adressaten unterschreibe. 
Ein Stein, auch ein Meilenstein, ist eben noch kein Einstein... und wenn ich das obenstehende Revue passieren lassen, dann kann ich nur sagen: Gottseidank. Aber wie Einstein schon sagte: es ist alles immer relativ... so auch das Angebot der UBS an Mitarbeitende, Pensionierte und Aktionäre. Schöne Ferien und ospeln Sie gut.

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