Sonntag, 16. März 2008

In the Ghetto...


Als Bewohner des Breitenrainquartiers kriegen wir regelmässig den Anzeiger für das Nordquartier mit all den wunderbaren Infos, die einem oft auf den Magen schlagen, den Appetit verderben oder ganz einfach die Lust, so nahe beim grossen Wankdorfstadion zu wohnen.
Da las ich doch neulich, dass unter "Amélie optimal" ein Anschlag auf jegliche vernünftige Verkehrsführung im Bereich Breitenrainplatz geplant ist. "Stellen Sie sich vor, der Breitenrainplatz verkehrsfrei, einladend und ein Treffpunkt für die Quartierbevölkerung." Ich versuch mir das grad vorzustellen, mit vielen blühenden Blumen entlang der Tramschiene (ich nehme doch an, dass zumindest dem ÖV noch Einlass gewährt wird), die Leute schlagen auf der Moserstrasse die Zelte auf, picknicken gemeinsam wie eine grosse fröhliche Bilderbuchfamilie und reduzieren so den CO2-Ausstoss punktuell, was sich sicherlich global spürbar auswirken wird. Und für Kaffee und Italianità ist auch gesorgt mit einer Kaffeebar anstelle des bisherigen Kiosks bei der Tramhaltestelle.
Wer sich übrigens für solch hahnebüchenen Mist immer wieder stark macht, ist die SP Bern-Nord oder in diesem Fall die Stadträtin Annette Lehmann, welche angibt, dass sie und ihre Genossen eine Begegnungszone (Tempo 20) mittragen könnten und so ihren Traum von einem gänzlich autofreien Platz aufgäben. Das ist aber a nette, die Annette, da sind wir aber schon noch froh, denn sonst müssten wir Anwohner unsere Autos ja jeweils über den heiligen Breitenrainplatz nach Hause tragen.
Freuen tun wir uns übrigens auch auf 3 Wochen Eurofieber. Ich weiss noch gar nicht, ob ich in dieser Zeit meinem Beruf werde nachgehen können. An drei Spieltagen wird das Quartier nämlich ab Mittag zu einer einzigen Fussgängerzone.... vom Wyler bis zum Ortsrand von Ostermundigen, vom Viktoriaplatz bis zum Stade de Suisse nur noch per pedes. Es handelt sich übrigens um die Tage 9., 13. und 17. Juni. Also nix pressieren sondern am besten einfach mitfeiern und gute Miene machen zum bösen Spiel. Und wer jetzt denkt: "die Strecke gehe ich doch in knappen 10 Minuten", der hat sich getäuscht. Ich spreche von einer Fanmeile !!! mit Verpflegungsständen, Musik, viel Alkohol, farbenfrohen Umzügen und ähnlichen unerwünschten Auswüchsen. Oleeeeh-ole-ole-oleeeh.
Es ist einfach auffallend.... manch einer zeiht echt die A....karte, ohne es eigentlich zu wollen. Für mein Tramabi zahle ich gleichviel wie jeder andere auch. Uns Nordquartierbewohnern passiert es aber regelmässig, wenn irgend ein Match stattfindet, dass wir uns nur noch mittels Schuhlöffel knapp ins Tram quetschen können, wenn überhaupt. Und ist man erst mal drin, ist an ein Rauskommen kaum mehr zu denken. Ob YB-Match, SCB-Match, ob Herbert Grönemeier oder Robby Williams life oder auch bloss die neue grosse Disco... von den ewigen  Ausstellungen auf dem BEA-Gelände ganz zu schweigen.... es läuft was in Bern Nord, ob man es nun will oder nicht.
Wir sind also sozusagen das Ghetto Nord. Und nach Ghetto sieht es meist auch aus, wenn nach einem Match die enttäuschten Fans in unserem Quartier ihrer Wut und Enttäuschung Luft machen, indem sie die bereits rausgestellten Mülltüten in der Gegend rumwerfen.
Was kann man tun? Was tun unsere Politiker?? Ehm? Tja.... Schauen Sie sich dazu doch mal diesen Protestsong von Hugh Laurie (Dr. House) an.

Keine Kommentare: