Mittwoch, 8. April 2020

Massenmedien: Machtinstrument oder (Massen)Vernichtungswaffe?

Control, Insert, Delete, End ... noch Fragen?🧐
"Blick war der Erste, der mit dem Toten sprach", sagte man früher, als die geneigte Leserschaft am Kiosk noch einen "Bund mit" kaufte, also ein Sandwich, wobei in diesem Fall der "Schinken" nicht unbedingt das Beste daran war. Kaum einer traute sich, das als Schmierblatt verschriene Pamphlet offen zu kaufen.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Der Blick hat wohl neben 20minuten die höchste Auflage, von Coop- und Migroszeitung mal abgesehen. Beide sind auch online gut besucht, was ihnen eine nicht zu verachtende Machtposition gibt.

Letztes Jahr feierte "20minuten" 20jähriges Bestehen. Vieles hat sich seither verändert in der Medienlandschaft. Die Printmedien bekunden zunehmend Mühe, laufen ihnen doch die Abonennten davon. In unserer Geiz ist geil-Gesellschaft haben die Gratiszeitungen mittlerweile fast jeden hierzulande an der Angel; warum sollte man für etwas bezahlen, das man kostenlos wenn möglich noch vor die Haustür geliefert bekommt.

Ganz kurz gab es nämlich noch eine Gratis-Pendlerzeitung namens ".Ch". Eine Hauszustellung war geplant, die Hauseigentümer mit einem eigens dafür hergestellten Ständer für den Eingangsbereich zwangsbeglückt. Man musste sich vehementestens wehren, wollte man kein solches Teil bei sich rumstehen haben. 20minuten kriegte ob dieser Konkurrenz kalte Füsse, erhöhte die Auflage und schmiss eine weitere Gratiszeitung namens "News" in die Runde. Am 4.5.2009 nach nicht einmal 2 Jahren war für Punkt-Ch Schluss.

Schaut man sich einmal den Nutzen einer Gratiszeitung im Vergleich zu einem Zeitungsabonnement an, dann liegt der eigentlich nicht bei uns Konsumenten, sondern im Kern vor allem darin, dass man dadurch problemlos Informationen breit streuen kann, ob sie nun stimmen oder nicht. Auf dem Weg von und zur Arbeit oder gleich beim Einschalten des PCs als erstes: wir haben uns angewöhnt, uns über die Headlines — die Erschlagzeilen — kurz mal einen Überblick über die aktuellen Themen zu verschaffen. Davon lassen wir uns auch durch die zunehmende Flut an Werbung nicht abbringen.

Wenn nun jeder auf solch einfache Weise gleichgeschaltet werden kann, warum sollte man das nicht — auch von Staats wegen — nutzen. Rein theoretisch oder auch praktisch könnten Fake-News gestreut werden, die einen Grossteil der Bevölkerung erreichen.

Wir sind uns nicht bewusst, was wir uns mit gewissen Gratisangeboten so einhandeln. Die Frage ist doch: was sind wir bereit zu geben; preiszugeben. Mit den Social Media ist es doch genau dasselbe. Facebook, Instagram, Pinterest oder wie sie alle heissen sind nicht kostenlos; wir zahlen, einfach nicht mit Geld, sondern mit unseren Daten. Kürzlich habe ich gelesen, dass Facebook ein viel klareres Bild von uns als Person zeichnen könnte, als wir selber. Wir haben unsere blinden Flecken und sind hie und da voreingenommen. Durch unsere Klicks, Likes und Posts jedoch werden wir für psychologisch geschulte Menschen immer klarer durchschaubar — werden also vom verpixelten zum entpixelten Wesen. Und das Netz vergisst nichts. Ist ein wenig so, als würden wir dem Teufel unsere Seele verkaufen und doch: ich nutze es auch und schätze die Kontaktmöglichkeit mit meinen Freundinnen im Ausland.

Mittlerweile sind sowohl die 20minuten-Leser als auch die Blickleser offenbar zu Fachleuten mutiert und wissen über Covid-19 besser Bescheid, als Experten wie Prof. Martin Haditsch, Prof. Stefan Hockertz, Prof. Sucharid Bhakdi, Dr. Streeck, Dr. Wodarg, die über ein Studium verfügen und welche sich von Berufs wegen seit Jahren mit diesen Themen beschäftigen. Die Kommentare unter den jeweiligen Artikeln sind ebenfalls entsprechend.
Fazit: mit 20minuten innerhalb von 3 Monaten vom Laien zum Arzt, Virologen, Infektions-Epidemiologen, Toxikologen, Mikrobiologen. Sozusagen im Fernstudium. Vielleicht können Interessierte ja am Ende der Coronakrise online ein Diplom downloaden.
Ich bewundere den Mut solcher Menschen, welche sich erstaunlich weit aus dem Fenster zu lehnen trauen. Da wird nämlich aus dem Wissenschafter Dr. Wolfgang Wodarg ratzfatz der Verschwörungstheoretiker Wodarg — ohne Dr. selbstverständlich. Geht ihm nicht besser als Dr. Daniele Ganser, der sich getraute, im Schweizer Fernsehen in der "Arena" vom 24.2.2017 die einfache und durchaus sinnvolle Frage zu stellen, warum am 11.9.2001 WTC 7 in sich zusammenfiel, obwohl das Gebäude nicht von einem Flugzeug getroffen wurde. Er ging all seiner Ämter verlustig und wird seither nicht mehr als Historiker aufgeführt, sondern als Verschwörungstheoretiker.

Die Massenmedien sind nicht nur Machtinstrumente, sonden wahre (Massen)Vernichtungswaffen. Je nachdem, wie (oder wem?) es gerade passt, werden Existenzen aufgebaut oder vernichtet. Das Fotomaterial wird entsprechend ausgesucht. Das ist Meinungs-Bild-ung.

Gibt man heute "Wolfgang Wodarg" ein, gibt es auf Google in 30 Sekunden 242’000 Ergebnisse mit Worten wie Fehlinformation, wirre Thesen, gefährliche Falschinformation, Ignoration von Fakten, falsche Behauptungen, Besserwisser und viele mehr. Man hat sich medial gleichgeschaltet, die Maschinerie läuft. Dr. Wodargs Homepage ist mittlerweile nicht mehr aufrufbar. Wie es ihm geht, kann ich mir nur einigermassen vorstellen. Was, wenn er sich das Leben nehmen würde; wie sähe es dann mit der Schuldfrage aus? Fahrlässige Tötung?

Da fällt mir die berühmte Rede von John F. Kennedy ein, die er am 27.4.1961 vor führenden Journalisten und Zeitungsverlegern hielt:


Hier der ganze Text sowohl in Englisch als auch in Deutsch.

Man darf Mehrheit und Wahrheit nicht verwechseln. Schaut man sich einmal das Netz der Schweizer Medien an, dann gibt es nebst der SRG gerade mal 5 grosse Anbieter: Axel Springer, Ringier, ch media, NZZ Mediengruppe und Tamedia. Also recht zentralisiert mit einem enormen Potential zur Manipulation, was auch entsprechend genutzt wird, zum Beispiel vor Urnengängen.

Nehmen wir z.B. Tamedia: dazu gehören: TagesAnzeiger, SonntagsZeitung, 20minuten, BernerZeitung, Der Bund, Das Magazin, Zürcher Regionalzeitungen, Basler Zeitung, Finanz und Wirtschaft, 24heures und Tribune de Genève.

Spielt es da noch eine Rolle, welches Blatt man sich zu Gemüte führt? Also wenn Sie mich fragen ….

PS: folgender Text ist "zufällig" gerade jetzt bei mir eingegangen. Er wurde verfasst von Dr. Harald Wiesendanger, seines Zeichens Wissenschaftsjournalist und Autor, Gründer der Stiftung "Auswege". Ich erlaube mir, ihn hier zu veröffentlichen, weil er haargenau passt:

ICH SCHÄME MICH – meines Berufsstands. Seit über 35 Jahren arbeite ich als Wissenschaftsjournalist, mit Schwerpunkt Medizin. Jederzeit konnte ich dazu stehen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Falls jedoch das, was Massenmedien in der Corona-Krise nahezu geschlossen abliefern, noch als „Journalismus“ durchgeht, so will ich damit nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun haben. Falls das, was sie sich als „Wissenschaft“ verkaufen lassen und unverdaut an ihre Zielgruppen weiterreichen, durchweg Wissenschaft ist, so räume ich schleunigst mein Arbeitsgebiet.

Mit blankem Entsetzen und ohnmächtiger Wut verfolge ich das unwürdige Treiben gestandener Berufskollegen: vom Redakteur beim Nachrichtenmagazin über den „Tagesthemen“- und „Heute“-Moderator bis hin zum Mitarbeiter der Presseagentur, zum Rundfunkplauderer, zum Social-Media-Texter, zum Talkshow-Gastgeber. Ungefiltert bringen sie offizielle Horrorzahlen unters Volk, ohne zu hinterfragen, wie diese überhaupt zustande kommen; wie sie ausgewertet werden; was sie eigentlich besagen; wie es um andere Zahlen steht. Sie machen im Eilverfahren zugelassene, mangelhaft überprüfte Tests wichtig und notwendig, ohne zu beleuchten, was diese überhaupt messen; was aus ihnen folgt und auch nicht; wie hoch die Fehlerquote ist; wer von ihrem Masseneinsatz profitiert. Sie schocken mit dem jüngsten Corona-Exitus, der allerneuesten, noch haarsträubenderen Todesstatistik, ohne auch nur in einem einzigen Fall nachzuforschen, WORAN die Betroffenen denn eigentlich gestorben sind. Wer MIT dem Virus stirbt, tut es stets DESWEGEN? Wer seine Leser/Zuschauer derart kurzschließen lässt, könnte ihnen ebensogut weismachen, Wasser sei ein Superkiller, weil ein H2O-Test garantiert bei jeder Leiche positiv ausschlagen würde. Diese „Jahrhundert-Pandemie“ an früheren Grippewellen und WHO-Fehlalarmen zu messen, kommt so einer Journaille nicht in den Sinn. Wild spekuliert sie über Corona-Befall von Promis wie Merkel und Johnson, sobald diese ein wenig niesen, hüsteln und fiebern - jede banale Erkältung darf neuerdings „Breaking News“ produzieren, so weit sind wir schon. Jeder Tote starb am Killerkeim, solange sein Ableben noch Fragen aufwirft. („Lebensgefährte von Klaus Wowereit gestorben – Infektion mit Coronavirus?“, t-online, 29.3.2020.) Untereinander wetteifern Journalisten wie von Sinnen um den gruseligsten Schnappschuss, die herzzerreißendste Corona-Tragödie, das alarmierendste Experten-Statement. Wie selbstverständlich leisten sie Beihilfe zur Unterdrückung von abweichenden Meinungen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, seid ihr noch ganz bei Trost? Kaum einer von euch wagt es, an den Säulenheiligen vom Robert-Koch-Institut und der Charité zu kratzen. Kaum einer hört sich die wohlbegründeten, sachlichen Bedenken vieler Ärzte und Wissenschaftler an, die der Corona-Hype befremdet, ja entsetzt – und wenn doch, mangelt es euch anscheinend an der Courage, das Gehörte an die große Glocke zu hängen. Keiner wundert sich, weshalb sich freie Bürger, bloß weil sie einer „Risikogruppe“ angehören, wie Unzurechnungsfähige gängeln lassen müssen – als ob sie nicht auf sich selber aufpassen könnten. Leben ist stets lebensgefährlich, erst recht am Lebensabend. Welche gesundheitlichen Risiken Opa in Kauf nehmen oder vermeiden will: Sollte das nicht ihm überlassen bleiben, wie Rauchen und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und minderwertige Ernährung? Kein Journalist fragt, warum plötzlich anders verfahren werden muss als bei früheren Grippewellen, die zuverlässig kamen und gingen, wobei sie alljährlich für Millionen Infizierte und Zehntausende Tote sorgten, ohne dass ein Hahn danach gekräht hätte. Keinem scheint aufzufallen, dass die vermeintliche „Lösung“ schon jetzt weitaus schlimmer ist als das Problem. Keiner will wissen, weshalb es Aufrufe zu verstärkter Hygiene, besonderer Vorsicht und Rücksichtnahme nicht genauso getan hätten wie vor 2020. Keiner recherchiert, wer den blutigen Medizinlaien am Kabinettstisch der Bundesregierung eigentlich all die apokalyptischen Infos und Lageanalysen gesteckt hat, die ihnen einen Notstandsaktionismus „alternativlos“ erscheinen lassen; mit wie vielen und welchen Lobbyisten sie vor und während der Krise worüber gesprochen haben. Kaum einer traut sich, auch nur das schüchternste Fragezeichen hinter irgendeine Infektionsschutzmaßnahme zu setzen. Keinen beschäftigt, ob es irgendwem nützen könnte, dass die Krise für möglichst große Massenpanik sorgt und sich in die Länge zieht. Keinen beschleicht das ungute Gefühl, dass er sich gerade instrumentalisieren lässt - als Handlanger in einem Thriller, dessen Story sich mit der Präzision eines Uhrwerks entfaltet, nach einem Drehbuch, das womöglich schon vor Wuhan geschrieben war. . Und … und … und …

Wie ein Berufsstand, der als unabhängige, kritische, unvoreingenommene Vierte Gewalt die Mächtigen kontrollieren soll, ebenso blitzschnell wie nahezu einmütig derselben kollektiven Hysterie erliegen kann wie sein Publikum und sich für Hofberichterstattung, Regierungspropaganda, expertengläubige Vergötterung der Heiligen Kuh Wissenschaft hergibt: Das ist mir unbegreiflich, es widert mich an, ich habe genug davon, ich distanziere mich voller Fremdscham von dieser unwürdigen Performance. Wahrhaftigkeit und sorgfältige Recherche; Schutz der Ehre und Achtung der Würde von Menschen – auch solcher, die abweichende Meinungen vertreten; das Gegenchecken jeder Informationsquelle, egal wie glaubhaft sie auf den ersten Blick erscheinen mag; das Vermeiden sensationeller Darstellungen, die überzogene Hoffnungen oder Befürchtungen wecken könnten: All das zählt zu den obersten Geboten jedes Pressekodex. Den Angriff von SARS-Cov-2 scheint, ein knappes Vierteljahr nach Beginn der Pseudo-Pandemie, keines zu überlebt zu haben, zumindest nicht in den infizierten Hirnen derer, für die sie gelten sollten. Wo hält zur Zeit eigentlich der Presserat seinen Tiefschlaf? Neben der eingepennten parlamentarischen Opposition?

Wenigstens einer traut sich noch, den Finger in die klaffende Wunde zu legen: der deutsche Medienwissenschaftler Otfried Jarren, bis Ende 2018 Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich und Präsident der Eidgenössischen Medienkommission in der Schweiz. Scharf kritisiert er im Pressedienst „epd medien“ das öffentlich-rechtliche Fernsehen. (https://www.epd.de/ueberregional/schwerpunkt/medien/experte-kritisiert-gleichfoermige-corona-berichterstattung) Seit Wochen treten immer die gleichen Experten und Politiker auf, die als Krisenmanager präsentiert würden, so Jarren. Dadurch inszeniere das Fernsehen zugleich Bedrohung und exekutive Macht – und betreibe „Systemjournalismus“. Kritiker bleiben außen vor. Vor allem der Norddeutsche Rundfunk falle ihm durch eine „besondere Form der Hofberichterstattung“ auf.

„Die Chefredaktionen haben abgedankt“, folgert Jarren. In der Berichterstattung vermisst er „alle Unterscheidungen, die zu treffen und nach denen zu fragen wäre: Wer hat welche Expertise? Wer tritt in welcher Rolle auf?“ Gesendet würden zudem größtenteils einzelne Statements, eine echte Debatte zwischen Experten, die gegensätzliche Standpunkte und Aspekte einbringen könnten, finde nicht statt.

Wie gleichförmig die Berichterstattung über das Coronavirus daherkommt, fällt zumindest dem Medienjournalisten Andrej Reisin unangenehm auf. Im Portal „Übermedien“ kritisiert er, auch in Krisenzeiten sei es nicht die Aufgabe der Medien, den verlängerten Arm der Regierung zu spielen und Kampagnen à la „Wir gegen das Virus“ zu inszenieren, wie es etwa die „Tagesschau“ in sozialen Medien getan habe. (https://uebermedien.de/47188/corona-krise-staatsraeson-als-erste-medienpflicht/)

Im Deutschlandfunk forderte die Medienjournalistin Vera Linß, im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Coronavirus die Themen Überwachung und Datenschutz stärker in den Fokus zu rücken. Auch Linß bemängelt, dass sich viele Journalisten momentan anscheinend dazu verpflichtet fühlen, die Krisenstrategie ihrer Regierung weitgehend kritiklos zu transportieren – „als eine Art Service-Journalismus“. (https://www.deutschlandfunkkultur.de/journalismus-in-der-coronakrise-berichten-die-medien-zu.1264.de.html?dram:article_id=473101)

87 Jahre ist es her, dass in Deutschland aus Journalisten „Staatsdiener“ wurden. Reichspropagandaminister Goebbels hielt dafür ein ausdrückliches „Schriftleitergesetz“ für erforderlich. In der Corona-Krise, wie zuvor bei Themen wie Masernimpfzwang oder der Existenzberechtigung von Heilpraktikern und Homöopathen, stellt sich indes am laufenden Band heraus: Die Medien des 21. Jahrhunderts spuren offenkundig auch ohne Paragraphendruck. Die Schere im Kopf war schon immer die schärfste.

Nachtrag (31. März): Ermutigt vom enormen Echo auf diesen Artikel, bot ich ihn vier Printmedien an, denen ich noch am ehesten zugetraut hätte, ihn zu übernehmen: Frankfurter Rundschau, taz, Der Spiegel, Die Zeit. Reaktionen? Null. Nicht einmal Absagen. Bloß Schweigen.

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