Dienstag, 13. Juli 2010

Stierkampf Adé statt Olé


Es gibt alte Zöpfe, die gehören eindeutig abgeschnitten. Der Stierkampf - für mich ein dunkelrotes Tuch - gehört meines Erachtens längst dazu.

Diskutieren Sie jedoch niemals mit einem Spanier über diese widerliche Art der Volksbelustigung. Vor Jahren schon habe ich versucht, zumindest zum Überdenken anzuregen; vergeblich. Zu sehr hat sich diese barbarische Überlieferung im Laufe der Jahrhunderte als traditionsgemässe Selbstverständlichkeit in unzähligen Köpfen sanktioniert. Da stösst man auf Beton resp. hormigón!

Dieses Jahr, wie auch schon in den Jahren zuvor, gab es bereits eine beachtliche Reihe von blutigen Zwischenfällen, bei welchen der Torero resp. Matador unschöne Bekanntschaft mit den Stierhörnern machen und die Szenerie wie auf Knopfdruck von weiter oben oder unten betrachten durfte, zum Teil sogar lebensgefährlich verletzt. Der Stier hat jedoch selbst dann, wenn er "gewinnt", keine Chance... er wird so oder so getötet.

Ganz anders in dem Witz über die "rognons blancs" resp. "criadillas", wo ein Tourist in einem Restaurant in Spanien einen Einheimischen fragt, was er da so geniesserisch in sich hineinschaufle.... natürlich nicht roh wie hier:



"Stierhoden, eine Delikatesse, müssten Sie unbedingt auch einmal probieren!" Der Spanier arrangiert sogleich mit dem Wirt, dass der Touri bei der nächstbietenden Gelegenheit seine Experimentierfreudigkeit unter Beweis stellen konnte. Das klappte auch hervorragend, nur dass die Portion diesmal etwas mickerig ausfiel. Darauf angesprochen entschuldigt sich der Wirt: "Tja, amigo, diesmal hat halt der Stier gewonnen!


Wenn einer nun statt in den Hosen- in den Hodenlupf genommen wird, wie "El Juli" vorgestern, kommt bei mir absolut kein Mitleid auf, höchstens dafür, dass man sich sowohl als Mensch wie auch als Volk in einer Art familiären Mustern bewegen MUSS und wirkliche Entscheidungs-Freiheit wohl eine Illusion bleiben wird.

Von einem Spanier weiss ich, dass kein Torero dieser Welt es mit den Kühen aufnehmen würde; die seien um einiges gefährlicher als ihre männlichen Kollegen. Lassen Stiere sich nämlich vom roten Tuch ablenken und an der Nase herumführen, wenden sich Kühe umgehend dem Zentrum der Störung zu... dem Bauch des Stierkämpfers. Eventuell haben sich die Stiere mittlerweile bei ihren Frauen einiges abgeschaut? Sagt man nicht: hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau?

Keine Kommentare: