Sonntag, 13. Juni 2010

Libyenatmosphäre....


Als ich anno domini in einem renommierten Röntgeninstitut arbeitete, wurden uns regelmässig Libysche Staatsbürger zur röntgenologischen Abklärung überwiesen, welche daselbst offenbar damals nicht durchgeführt werden konnten. Meist konnten die Patienten überhaupt keine Fremdsprachen, was den Umgang mit ihnen etwas schwieriger machte. Das Interessante dabei war, dass der Staat die Kosten der Untersuchungen übernahm. Wir schickten jedenfalls unsere Rechnungen an die Libysche Botschaft, welche sie eigentlich begleichen sollte.

Das klappte am Anfang recht gut, dauerte aber mit der Zeit oft endlos lange. Da mir schon in jungen Jahren klar war, aus welchem Pool u.a. auch mein Gehalt bezahlt wurde, verfolgte ich die Zahlungseingänge, vor allem aber die säumigen Zahler. =D

Als man sich von den libyschen Ausständen schon einiges an Luxusgüter hätte anschaffen können und die Kopien der Mahnbriefe richtig viel Platz einnahmen, riss mein eh nicht allzu langer Geduldsfaden. Kurzerhand rief ich bei der Botschaft an, wo man mich zu vertrösten suchte. Als ich jedoch klar machte, dass wir so lange keine libyschen Staatsbürger mehr berücksichtigen würden, bis sämtliche Rechnungen bezahlt wären, kam Leben ins Spiel. Es wurde sogar vorgeschlagen, mein Chef könne persönlich in die Botschaft kommen und dort auf das Geld warten. Anders als die Arzthelferin eines Kollegen meines Chefs, der so vergeblich 4 Stunden seiner kostbaren Zeit geopfert hatte, lehnte ich dies vehement ab. Ich kann ein harter Verhandlungspartner sein und sprach offenbar eine Sprache, die die libysche Seite verstand. Das war umso erstaunlicher, als wir Frauen in solchen Ländern eigentlich überhaupt nicht wahrgenommen werden. Das Geld wurde jedenfalls umgehend überwiesen!!

Wenn ich jetzt sehe, was für ein Traritrara im Fall Max Göldi gemacht werden muss, kann ich das nur als Affentheater bezeichnen, wobei nicht ganz klar ist, wer hier die Rolle des Affen einnimmt. Wie ich der Zeitung entnehme ist unsere Michelline mittels Bundesratsjet nach Tripolis gereist und wird wohl damit auch alleine wieder zurückreisen. Übergeben wird Göldi nämlich angeblich Gaddafis Busenfreund Berlusconi, welcher sich heute ebenfalls auf den Weg nach Tripolis gemacht hat. Es würde mich nicht wundern, wenn noch mehr "wichtige Leute" in den Kuhhandel involviert würden und der Flugverkehr über Tripolis zum erliegen kommt.

Trotzdem spricht Michelline von einem "Beginn der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern". Da staunt der Laie und wundert sich der Fachmann.... aber was heisst heute schon normal. Wichtig ist einfach, dass der Mann endlich nach Hause kommen kann und es bleibt bloss zu hoffen, dass er nicht z.B. wie Ex-Geisel und IKRK-Delegierter Arnold Notter gleich wieder an den Ort seiner Gefangenschaft zurückzureisen gedenkt (s. Zeitungsnotiz).

Keine Kommentare: