Montag, 14. Juni 2010

Weindegustations-Palette


Auf unserer kleinen Weinreise an den Murtensee konnte ich kürzlich ein paar wunderschöne Weisse kaufen. Alle Weinkenner werden sich jetzt bestimmt an den Kopf langen beim Prädikat "wunderschön" in diesem Zusammenhang. Schön ist was fürs Auge, nicht für den Gaumen. Als blonde Tussi hat man jedoch auch hier einiges an Freiraum.

Gewundert habe ich mich immer über die riesige Palette an Ausdrücken, über welche die Sommeliers verfügen. Da kriegt jeder vinifizierte Traubensaft mindestens eine Be- wenn auch nicht unbedingt eine Auszeichnung. Zitronig, fruchtig, blumig, gehaltvoll, harmonisch, nussig, würzig, samtig.

Am Samstag hatten wir zum Apéro einen Aligoté aus dem Wallis. Unsere Wahl war auf ihn gefallen, weil es der einzige offene Weisse war. So gab ich mich denn einfach dem Genusse hin. Plötzlich mein Herzallerliebster: "der Wein riecht nach Kirsch"... nach Kirsch, wie der gleichnamige Schnaps und nicht wie frische Kirschen. Und wissen Sie was; der Mann hatte recht. Nun roch ich es auch, und zwar ganz stark. Nun schmeckte ich es auch, und zwar ganz stark, ich schmeckte praktisch nur noch Kirsch..... ja um ehrlich zu sein hegte ich urplötzlich den Verdacht, der Winzer habe seinen Wein mit Kirsch angereichert.... natürlich solchem aus dem Wallis.

Jedenfalls schaffte ich es nicht mehr, den Wein als Ganzes zu trinken; ja nicht einmal mehr, den Wein EINFACH zu trinken. Er schmeckte mir nach wie vor, aber eben wie die sanfte Schwester eines Kirsch.

Heute nun lese ich einen Artikel über die Wein-Autorin Chandra Kurt. Sehr interessant, etwas über ihren Tagesablauf zu erfahren. Sie schreibt da unter anderem: "Wir Weinkritiker benutzen gerne blumige Attribute wie "schmelzig", "eckig" oder "nasser Hund", was übrigens auf einen Hefefehler hinweist."

Was bin ich bloss froh, dass unser Aligoté sich an die Kirschen hielt. Nicht auszudenken, wenn Martin da "nassen Hund" rausgeschmeckt hätte! Châteauneuf de Fifi... Wuff... ich meine natürlich Prost!!

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