Dienstag, 29. Juni 2010

Hayek... stirbt Unternehmergeist langsam aus?


Nicolas Hayek war einer der letzten grossen Unternehmer hierzulande, wenn nicht gar weltweit.

Anstatt in den 80er-Jahren an der Beerdigungsfeier der Uhrenindustrie teilzunehmen, liess er diese wie den Phoenix aus der Asche steigen... weiter hinauf denn je. Mit "Second Watch" - "Swiss Watch" - kurz "Swatch" machte er aus einem Zeitanzeiger ein modisches Accessoire. Das Erfolgsgeheimnis: Straffung und Vereinfachung - ein von 151 auf 51 Einzelteile reduziertes, in einen vorgestanzten Plastikkörper eingeschweistes Etwas, das nicht nur gut aussah sondern auch funktionierte und zu einem ansprechenden Preis erhältlich war.

"Da hätt' ja jeder drauf kommen können", meinen Sie? Ja, hätte können... hätte MÜSSEN, aber alle übrigen hätten sich viel eher in schwarz gekleidet einer Kranzniederlegung angeschlossen; ist ja auch viel einfacher als selber etwas aus dem Ärmel zu schütteln oder aus dem Boden zu stampfen.

Mit diesem Konzept war Hayeks Pulver übrigens noch längst nicht verschossen. Er hatte mit Smart (Swatch-Mobil) eine weitere zündende Idee. Geplant war ein Mikrokompaktfahrzeug mit umweltverträglichem Hybridantrieb. Da sein Partner Daimler-Benz jedoch auf letzteren verzichtete, verkaufte Hayek seine Anteile 1998 und stieg aus dem Projekt aus.

Er war ein Unternehmer durch und durch; ein Stratege mit Weitblick. Er verliess sich nicht auf den vorgekauten, halbverdauten Einheitsbrei, wie ihn Managerschulen allenthalben bereitstellen, sondern suchte immer einen eigenen, einen neuen Ansatz. Ich glaube, das nennt man Kreativität! Und letztere wurde bei Hayek gross geschrieben.

Überhaupt machte er einen Unterschied zwischen Unternehmern, welche ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und Menschen Arbeitsplätze und somit Selbstachtung und ein Zuhause geben, und Nicht-Unternehmern, also Managern, welche Mitarbeiter lediglich als Kostenfaktoren betrachten, durch deren Abschaffung sich die Bilanz verschönern lässt.

Interessanterweise war er auch ein Gegner von "too big to fail". Es dürfe nicht einfach weitergehen wie bisher. Staatliche Regeln müssten den Banken "die Flügel stutzen", meinte er. Wenn man die Unbelehrbarkeit der UBS in Sachen Boni sieht, kann man das nur unterstreichen - doppelt.

Hoffen wir, dass dieser grosse Mann einige Menschen soweit inspirieren und ihnen Mut machen konnte, dass sie sich trauen werden, selber zu denken, neue Wege zu gehen, alles immer wieder aus verschiedensten Blickwinkeln neu zu betrachten, alteingesessene Trampelpfade endgültig zu verlassen und selber Verantwortung zu übernehmen.

«Drei Dinge sind wichtig. Man muss sich die Phantasie eines Sechsjährigen erhalten, der an das Unmögliche glaubt. Zweitens: Man darf die Gesellschaft nicht so ernst nehmen. Ich bin immer ein Rebell geblieben. Das Dritte ist: Man darf dem Druck, den die Gesellschaft ausübt, nicht nachgeben, sondern muss tun, was man für richtig hält.» («Süddeutsche Zeitung» 13. 12. 2003)
Obwohl ich Nicolas Hayek nicht persönlich gekannt habe, bin ich grad ein wenig traurig!

PS: hier einige seiner bekanntesten Aussagen!

Keine Kommentare: