Sonntag, 14. März 2010

Sinn-ieren


Gestern hatte ich eine angeregte Unterhaltung mit einem guten Freund. Wir sinnierten gemeinsam darüber, welche Sinneseindrücke sich am stärksten in unser Bewusstsein eingraben: Klänge, Bilder oder Düfte.

Wir sind ja vordergründig mit 5 Sinnen ausgestattet, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, und Tasten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist der 6. zentrale Sinn, den viele immer wieder vergessen, nämlich derjenige fürs Gleichgewicht, und natürlich ist da noch der 7. Sinn, unsere Intuition.

Die Aufnahmkapazität der Sinne unterscheidet sich. So kann der Gesichtssinn pro Sekunde am meisten Informationen aufnehmen resp. verarbeiten, gefolgt vom Tastsinn; praktisch gleichauf sind Gehör- und Geruchssinn, den Schluss bildet der Geschmackssinn, der übrigens auch bei denjenigen angelegt ist, von welchen wir behaupten, sie hätten gar keinen Geschmack!

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, das merkt man, wenn man zum Beispiel Van Goghs Nachtcafé in Worten nachmalen möchte.

Klang hat meines Erachtens etwas mit unserer Entstehungsgeschichte zu tun, dies im Sinne von URKLANG nicht Urknall. "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott", heisst es bei den Christen. Morihei Ueshiba, der Gründer des Aikidos, sieht den Ursprung des Universums in der Kotodama-Silbe "SU". Möglicherweise entspricht ihr Klang demjenigen der heiligen Silbe OM (Sanskrit Aum), dem erhabensten und umfassendsten Symbol der Hinuisten und Buddhisten.

Gerüche verbinden uns in sekundenschnelle mit Situationen und Emotionen aus Vergangenheit und Zukunft.

Was aber prägt sich zuerst ein, was am nachhaltigsten? Diese Frage auf die Schnelle und allgemeingültig zu beantworten, will mir einfach nicht gelingen. Bilder, die man einmal gesehen hat, kriegt man kaum mehr aus dem System raus, das praktisch gleiche gilt jedoch auch für Geruch und Klang. Befindet man sich in einem Ausnahmezustand, funktioniert man selektiv, reduziert auf das Notwendige oder gar Lebenserhaltende.

Schliessen wir zum Beispiel die Augen, können wir uns der Bilderüberflutung unmittelbar entziehen. Prasseln mehrere quälende Eindrücke auf uns ein, entscheiden wir instinktiv nach Priorität, welchen unserer Rezeptoren wir schützend ausschalten - wir haben ja schliesslich nur zwei Hände.

Im Alltag haben wir die verschiedensten technischen Regulations-Hilfsmittel. Ist die Musik zu laut, stellen wir sie leiser. Handelt es sich um diejenige des Nachbars, reicht es meist, kurz die Sicherung rauszuschrauben; er wird es Ihnen danken, vor allem dann, wenn er in der Folge sein Radiogerät neu programmieren muss. Beim Fernsehen bedienen wir uns des Zappomaten, Licht kann man dimmern. Das einzige, was man weder lauter noch leiser schalten kann, ist der Geruch; der ist und bleibt so intensiv, wie er auftritt, zumindest für eine gewisse Zeitspanne. Nicht immer handelt es sich dabei um unser Lieblingsparfum und leider ist es uns auch nicht vergönnt, notfalls einmal eine Stunde ohne zu atmen auszukommen, es sei denn, wir haben vor Schreck das Zeitliche gesegnet.

Als Synästhetin funktionieren bei mir sämtliche Sinne stets miteinander. So hat ein Ton gleichzeitig auch Form und Farbe. Energieflüsse sehe, höre und fühle ich. Auch habe ich unmittelbar komplexe Eindrücke, z.B. über familiäre Strukturen meiner Klienten. Ist beispielsweise jemand auf sich allein gestellt oder wohlbehütet etc. Man kann das irgendwie nicht erklären. Dennoch denke ich, dass bei allen Menschen die Sinne irgendwie gekoppelt sind und untrennbar verbunden miteinander funktionieren. Allein deshalb kann man die oben in den Raum gestellte Frage nicht zufriedenstellend beantworten, oder was meinen Sie?

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