"Wissen Sie, das liegt an meinen Genen" meint die Frau mittleren Alters, welche mir unaufgefordert zwischen Bahnhof Bern und Brunnmattstrasse ihr Herz ausschüttet. Offenbar hat sie Probleme mit ihrem Zeitmanagement, da sie mittags selber kochen möchte, um ihr Gewicht in den Griff zu kriegen.
"Ich denke, wir sollten die familiären Muster respektive die Macht der Gewohnheit nicht unterschätzen, die sind an solchen Problemen viel stärker beteiligt, als wir es wahrhaben wollen", entgegne ich. Verblüfft schaut mich mein Gegenüber an und fragt nach. So lasse ich mich denn zu einem Kurzvortrag über Ernährungsweisheiten hinreissen; genügend Erfahrung habe ich ja mittlerweile.
"Wir müssen unsere individuellen 2 bis 3 Fallstricke erkennen, dann steht einer schlanken Zukunft - noch besser "Gegenwart" - nichts mehr im Wege. Jeder hat andere Vorgehensweisen und Vorlieben, welche fast untrennbar mit dem verknüpft sind, was wir zuhause vorgelebt erhalten haben. Wenn wir genau da ansetzen und ein paar wichtige Regeln und Fitformeln beachten, ist der Erfolg garantiert".
"Jetzt müsste man nur noch wissen, wie das genau geht", meint die Dame interessiert. Da ich sehr offen mit meiner Mitgliedschaft bei Weight Watchers umgehe, kläre ich sie darüber auf und weise darauf hin, dass wir soeben am WW-Treffpunkt Effingerstrasse vorbeigefahren sind. Ob ich meiner Mitfahrerin damit habe helfen können, weiss ich nicht, denn den ersten Schritt muss jeder selber tun.
Dass ich mit den Gewohnheiten und dem Vorleben von Mustern nicht ganz unrecht hatte, durfte ich heute im Tram miterleben. Mutti, nur scheinbar im 8. Monat schwanger, hat wohl kürzlich erst entbunden. Nachwuchs Nummer 2 linst vergnügt aus dem Kinderwagen, während die Erstgeborene sich schon selber an der Stange festalten kann. Es gibt Frühstück. Mutti kramt in ihrer Tasche und händigt der Prinzessin einen halben Liter Schokodrink aus, den die beiden sich dann auf der weiteren Fahrt teilen werden. Und da zu einem vollwertigen Frühstück etwas mehr gehört als nur Trinksames (?!), packt die Versorgerin der Familie eine Tüte mit 4 Buttergipfeln und 2 Weggli aus. Das Kleinkind wird wohl noch gestillt und geht natürlich leer aus. Seine Schwester kriegt ein Weggli in die Hand gedrückt und übt gleich fürs Leben - denn das ist bekanntlich eine endlose Stehparty.
Kinder machen Hunger, vor allem eigene, und so versucht Mutti der inneren Leere.... diesem Gefühl des unstillbaren Hungers, mit Gipfeli zuleibe zu rücken - 3 schafft sie von Guisanplatz bis Zytglogge. Um auch von der Süsse des Lebens noch einen Schluck zu erhaschen, saugt sie verzweifelt am Röhrli. Es ist nicht einfach, Mutter zu sein!!!!!!!!!!!!!!!!
Bestimmt ist dieser Frau nicht bewusst, dass sie nur mal so und einigermassen gedankenlos ihrer Körpergrösse entsprechend schätzungsweise eine halbe Tagesration an "Nähr"werten in sich hineingeschlungen hat.... und satt ist sie damit vermutlich noch lange nicht. Sicherlich folgt bald mal ein Nachschlag in Form von weiterem "Leergut", wobei man bloss hoffen kann, dass daraus einmal "Lerngut" werden könnte, zugunsten einer gesunden Zukunft für die ganze Familie.
Man kann den Genen vieles nachsagen, aber ihnen nicht immer und auf der ganzen Linie die Schuld zuschieben. Wer möchte, lese dazu als Abschluss noch "die Hungerkur" (Blogeintrag 12.2.2009). Und wenn man die leckeren Hörnchen respektive Gipfeli sieht, dann kann man bloss hoffen, dass sie schleunigst Füsse kriegen .... oder aber man plane sie denn gekonnt ein.
E Guete =D
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen