Freitag, 29. Januar 2010

Küchenmeister Schmalhans


Eine alte Frau mit Rollator steht vor mir an der Kasse. Umständlich kramt sie in ihrem Portemonnaie. Plötzlich bittet sie die Kassierin, die zwei Paar Schweinswürste (Fr. 5.-) zu stornieren. Ich bin schockiert, nicht wegen des Ansinnens, sondern wegen der Situation. "Dann gibt es halt ein Mittagessen ohne Würste, wenn ich nicht rechnen kann", meint sie fast entschuldigend.

In mir beginnt es zu arbeiten. Ein Gefühl der Trauer beschleicht mich. Kann es denn sein, dass man sich nach einem arbeitsamen Leben nicht einmal mehr ein Paar Würste leisten kann? Muss man tatsächlich in unserem Land hungrig vom Tisch? Am liebsten würde ich der Frau die karge Fleischration schenken, aber ich will sie damit nicht überfahren, will sie nicht beschämen. Wenn etwas in so einer Situation wichtig ist, dann dieses Gefühl von Würde; man darf es ihr nicht auch noch nehmen.

Der junge Mann hinter mir hat plötzlich nebst den 4 Büchsen Bier die zwei Paar Schweinswürste auf dem Band liegen. Er bezahlt sie und - sein Innenleben ist wohl etwas praktischer veranlagt, als das meine - schenkt der Frau die Würste. Ob sie sie annehmen konnte, weiss ich nicht, denn als ich mich Richtung Tür bewege, sind die beiden noch am diskutieren. Immer noch mit diesem Gefühl der Trauer gehe ich aus dem Laden.

Wir spenden Millionen... ja Milliarden für Auslandhilfe und vergessen dabei oft, dass es direkt vor unserer Nase Bedürftige gibt; Leute, welche nicht einfach essen können, worauf sie Lust haben, sondern was die Brieftasche noch hergibt. Das meiste ist wohl beim Bezahlen der Krankenkassenprämien draufgegangen! Da kann doch etwas nicht stimmen, oder?

Armut in der Schweiz? Und Mut braucht es tatsächlich, so zu Leben und den stetig steigernden Aderlass von Väterchen Staat klag- und illusionslos über sich ergehen zu lassen. Die Schere klafft immer weiter auseinander und macht schon fast den Spagat.

Ich gehe einmal davon aus, dass die Herren Ospel und Vasella mit solchen Problem niemals konfrontiert sein werden, es sei denn.......

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