Freitag, 21. August 2009

Esstaurant für Individualisten


Kaum hat sich das Rauchverbot in bernischen Restaurants ENDLICH durchgesetzt, werden schon die nächsten Stimmen laut. Die unerträglichen Fleischfresser verderben Vegetariern und Veganern gleichermassen die Lust am Salatgenuss. Carl Sonnthal geht daher in die Offensive und verlangt sogenannte Beef-Lounges. Er und andere brauchen offenbar nicht nur einen Geruchs-, sondern auch einen Sichtschutz, denn wer will schon bei der Nahrungsaufnahme Tierleichen im Blickfeld haben, noch dazu, wenn die von anderen genüsslich verspeist werden. Eeeekelhaft!!!

Längst sind sich die Kinderallergiker - meist ohne eigenen Nachwuchs - einig: es braucht Restaurants, in welchen nicht nur die Hunde draussen bleiben. Heutige Kinder können selbst unter Zuhilfenahme von Ritalin nicht genügend gedämpft (wie passend!! :-) werden, als dass sie zwar zu sehen, aber nicht zu hören sind. Auch das ewige Herumspazieren zwischen den Tischen stört das Servierpersonal bei der Ausübung seiner nicht ganz unwichtigen Tätigkeit.

Weintrinker sind oft eher Schöngeister und könnten im entsprechenden Abteil um Aufnahme bitten, welches sie vor Stammtischsitzern in Bierlaune schützt.

Politiker schätzen es nicht, wenn unsaubere Regierungsgeschäfte, welche oft in einer gemütlichen Runde ihren Anfang nehmen, überhaupt oder zu früh an die Öffentlichkeit gelangen. Sie verlangen nicht nur Sicht- und Blendschutz, sondern gar ein Separée, welches Gesagtes vor Mithörern abschirmt.

Teilnehmer von Kniggeseminaren oder einfach Fans guter Manieren möchten nicht mitbekommen, wie der Tischnachbar unschön in den Zähnen stochert oder noch schlimmer: in der Nase bohrt. Auch sie hätten nichts dagegen, unter sich zu sein.

VIPs und A-B-C-D-E-F-G-H-I....-Promis verlangen einerseits gut einsehbare Tische, um bewundert zu werden, andererseits wiederum geschützte Plätze, um einmal privat zu sein. Die wissen aber auch nie, was sie wollen.

Die Liste der Ansprüche ist endlos, und statt dass die Leute einfach zuhause essen würden, müssen die Restaurantleiter Initiative ergreifen, so wie der Hirschen in einem kleinen Vorort von Bern, ein Esstaurant für Individualisten, welches sich bis 2014 noch im Umbau befindet, um die Räumlichkeiten optimal an allfällige weitere Kundenansprüche anzupassen. Die sind jedoch momentan total ausgebucht, und dies bis zirka 30. Dezember 2010. Also bitte früh genug anrufen und nicht vergessen: geben Sie bei der Reservation Ihre Eigenheiten bekannt! E Guete!!

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