Mittwoch, 10. Juni 2009

Warten... W-arten... War...ten



Jeder kennt die Situation: man wartet auf etwas bestimmtes, zum Beispiel seinen Anruf.

Früher konnte das ganz schön nervenaufreibend werden, vor allem dann, wenn es sich um jenen tollen Mann handelte, den man gerne etwas näher kennenlernen wollte. "Ich rufe Dich morgen an" führte in handylosen Zeiten dazu, dass man versucht war, ununterbrochen neben dem Telefon zu sitzen und nervös mit den Händen zu spielen und an den Nägeln zu knabbern. Nach ein paar ereignislosen Stunden wählte man dann irgendeine Nummer, um zu kontrollieren, ob das Telefon überhaupt funktionierte. Auch der Störungsdienst war eine Option. Ein wenig unwohl war einem dann nachts vor dem Einschlafen bei dem Gedanken, unser Brad Pitt der 80er-Jahre habe wohl gerade dann angerufen, als man das Telefon auf seine Funktionalität testete.

Momentan warte ich auf eine Warenlieferung. Es gibt Geschäfte, welche ihre Pakete nicht der Post anvertrauen, sondern zum Beispiel DHL. Der Vorteil ist (manchmal): es geht schneller und die Lieferung wird wirklich nur dem Empfänger ausgehändigt. Nachteil: die Auslieferung ist kompliziert, vor allem, wenn es eine Unterschrift braucht. Da lob ich mir die Post, von welcher ich einfach einen Abholzettel kriege, wenn ich nicht zuhause bin.

Nun warte ich, sitze fest, bin sozusagen blockiert und hoffe, dass es endlich klappt. Noch ist der Morgen nicht vorbei. Allerdings plant man seine Zeit anders und hofft, dass man nicht gerade ein stinkwichtiges Geschäft zu erledigen hat, unter der Dusche steht, in der Waschküche die Wäsche einfüllt oder sonst wo ist, wenn es dann endlich klingelt.

Bei der ganzen Warterei wird mir bewusst, dass irgendwann einmal der Zeitpunkt kommt, da warten wir auf etwas ganz anderes, etwas viel Monumentaleres, und das wird von einem gewissen professionellen Umfeld - zum Beispiel im Altersheim unserer (Q)Wahl - auch irgendwie erwartet. Wir warten auf den Tod. Wann kommt er? Kommt er des nachts, leise und sanft, gemeinsam mit unserem Engel, und wir können einfach mit ihm ziehen und unser physisches Gefährt zurücklassen. Das wünscht sich sicher ein jeder! Treffe ich ihn oder er mich jedoch, wenn ich gerade unter der Dusche stehe, nackt und nicht mehr ganz so ansehnlich und taufrisch? Werden diejenigen, die mich finden, sanft mit meinem Körper umgehen, und mit Respekt?

Bis zu unserem letzten Atemzug wird dies ein Geheimnis bleiben. Wichtig ist, die Wartezeit zu nutzen! Besser noch, sie zur Lebenszeit zu machen! Meist ist das nicht mehr so einfach wie in jungen Jahren, da selbst früher Selbstverständliches uns bis zum Äussersten (über)fordert. Auch wenn man in gewissen Heimen den Angestellten predigt, die Klienten seien hier, um zu sterben, sind wir doch auf dieser Erde, um zu leben... und dies bis zum letzten Atemzug!

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