Freitag, 12. Juni 2009

Rentier-ts?


Wie das Rentier ist der Mensch ebenfalls einem gewissen Herdentrieb unterworfen, zumindest was Lebensweise und Lebensausdruck anbelangt. "Sowas geht gar nicht" heisst manch ein Friedhof unserer geheimsten Träume, Wünsche und Ziele.

Äussert ein Jugendlicher als Berufswunsch etwas Kreativ-Künstlerisches, wird ihm sofort der Wind aus den Segeln genommen.... und dann herrschen Flaute und Einöde. Fotograf? Brotlos! Schauspieler? Gibt es wie Sand am Meer! Schriftsteller? Aussichtslos, einen Verlag zu finden, geschweige denn eine Leserschaft. Modedesigner? Forget it! Musiker? Dona nobis oro pacem (kurz: Oropax)! Maler? Ich hätt' ne Wand zum Streichen.

So begraben wir denn umgehend solche Seelenanteile und verhöhnen uns vielleicht gar für unsere Blauäugigkeit. Keine Träne wird vergossen. Tapfer schreiben wir uns an der Uni ein, denn ein abgeschlossenes Studium zu haben ist schon mal nicht schlecht. Was für ein Fach? Egal, ist eh nur eine Basis für.... ja wofür eigentlich?

Warum gibt es denn überhaupt weltberühmte Künstler in all diesen Sparten, wenn es doch soooo unmöglich ist, zu reüssieren? Weil es Menschen gibt, die sich nicht beirren lassen. Sie verlassen sich auf die innere Führung und haben gespürt, dass sie so oder so singen, tanzen, malen werden, egal was passiert.... weil sie es MÜSSEN.

"Ja klar, schon, aber Du gehörst bestimmt nicht zu den Begnadeten" entgegnen Eltern oft wohlmeinend. Woher wissen sie das?

Ich frage oft Menschen, die zu mir kommen, was sie tun würden, wenn sie nicht ihren Lebensunterhalt verdienen müssten. Diese Frage stelle ich auch auf unserer Homepage unter Gedankenspiel. Schlafen und erstmal Ferien kommt gar nicht so oft vor, wie man meinen könnte. Da outet sich mit leuchtenden Augen schon mal eine Bankerin als potentielle Schriftstellerin, ein Kaufmann als Fotograf.... Wir sind ja so unendlich facettenreich!

Statt sich immer nur zu fragen "Rentierts?" und dem Herdentrieb zu folgen, könnten wir ja mal innehalten und uns selbst beim Träumen zuhören. Es soll welche geben, die gehen tatsächlich in Erfüllung. Und nicht vergessen: Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen!

Keine Kommentare: