Donnerstag, 21. Mai 2009

Bernmobil appelliert...


... an mein Gewissen. Das ist jedoch für einmal nicht nur sauber, sondern rein, denn ich habe nicht die Angewohnheit, meine dreckbeschuhten Füsse auf den Sitz gegenüber zu legen, meinen Mittagslunch in Tram oder Bus abzuhalten oder gar daselbst eine Bierlaune auszuleben, um das stinkige Gesöff zuletzt über den ganzen Boden zu verteilen. Mein 20Minuten kommt bei mir ins Altpapier, der Müll wird im Abfalleimer zuhause entsorgt.

Es kann durchaus auch vorkommen, dass ich mich mal einmische und verbal für Rauchfreiheit oder etwas mehr Sauberkeit im ÖV sorge. Wie ich letzten Sommer erleben durfte, tun die Chauffeure selbst wenn es brenzlig wird nichts, ausser chauffieren natürlich. Ihre Sicherheit geht nämlich vor; für alles andere sei das Infocenter mit beschränkten Bürozeiten aber hoffentlich nicht ebensolchem Personal zuständig.

Nun erhalte ich als zahlende Kundin einen zweiseitigen Brief von Bernmobil-Direktor René Schmied. Er schildert darin wortreich, wie er sich aktiv für das Wohlbefinden seiner Kunden einsetze. Erstens stehe das spezielle Reinigungsteam 12 Stunden täglich im Einsatz. Es würden pro Jahr über 200'000 Kilo Abfall gesammelt, und trotzdem reiche das nicht. Auch koste es zehnmal soviel, Abfall aufzusammeln als ihn aus den Abfalleimern zu entleeren.

Bei mir trifft es durchaus zu, dass ich eine druckfrische Gratiszeitung einer bereits gelesenen vorziehe, weiss ich doch nicht, wie sauber die Finger meines Vorgängers waren. Ich lese NIE liegengebliebene Zeitungen, lasse aber auch nie welche liegen. Auch mich stören Abfallberge und sonstiger Dreck im Tram. Den Geruch von Pommes oder Chicken nuggets finde ich auch nicht unbedingt anturnend und hätte deshalb nicht wirklich etwas gegen ein Ess- und Trinkverbot. Muss ich mir jedoch wirklich jeden Hut aufsetzen?

Herr Schmied appelliert jedenfalls an MEIN Verantwortungsgefühl, z.B. indem er uns allen mit gutem Beispiel vorangeht und auf seinem ÖV-Arbeitsweg aktiv Saubermann spielt. Er geht sogar noch weiter und bittet mich, Teil seines "Team Sauber" zu werden und zum Beispiel die Getränkedose auf dem Nachbarssitz doch gleich zu entsorgen, "meinem" Verkehrsmittel zuliebe. Er selber sei wegen solcher Aktionen noch niemals ausgelacht oder beschimpft worden, was ja irgendwie auch logisch ist.

Bernmobil gerät wortreich an seine nicht zu knapp zahlende Kundschaft, weil sie bei den meines Erachtens oftmals gratis fahrenden Abfallverursachern (wie Drogensüchtige, jugendliche Angeber etc.) auf taube Ohren stossen. Wir sollen Vorbilder schaffen, welche die Anzusprechenden eh nicht interessieren, indem wir selber Vorbild sind.

Der Brief geht an 28'000 Libero-Abonnenten und kostet Bernmobil sicher eine zusätzliche Stange Geld. Als Gegenleistung bietet man uns übrigens.... die saubersten Trams und Busse der Schweiz.

Martin und ich sind ganz putzige Wesen.... und momentan an vier Orten im Einsatz. Noch niemals ist es mir jedoch eingefallen, unsere zahlenden Kunden zu Reinigungsarbeiten anzuhalten. Unser Dojo ist kein Esstaurant und auch die Praxis nicht in erster Linie ein Ort der Verpflegung. Unsere Kunden suchen uns für ein Training oder eine Behandlung auf. Natürlich sollen sie sich wohlfühlen. Es ist und bleibt jedoch UNSERE Verantwortung, für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen... das wäre ja noch schöner.

Ich kann nur erneut sagen: Bernmobil (er)fahrbarer Humor.

Keine Kommentare: