Mittwoch, 15. April 2009

Nadja Benaissa: "jetzt sitzt sie....


....damit die Männer sicher sind!"

Halloooo, das ist mal wieder typisch "Blick". Kein Stil, aber das konsequent. Als ob die Sängerin in der Gegend rumlaufen und sich sexhungrig auf den Erstbesten stürzen würde.

Nun sitzt die Frau in U-Haft und Deutschland kann aufatmen, oder wie? Hat man in der Redaktion auch schon mal was von Kondomen gehört? Was hier veranstaltet wird, erinnert an eine moderne Hexenjagd und ich frage mich, ob man bei einem Mann ebenso krass vorgehen würde.

Das erinnert mich an einen Patienten, einen Chilenen, der schon am Telefon nur mit dem Doktor sprechen wollte. In solchen Fällen war eigentlich immer klar, dass das Leiden wohl eher etwas für dem Dermatologen gewesen wäre. Er hatte tatsächlich eine Syphillis. Wir erklärten ihm, dass er UNBEDINGT sofort die Frau informieren müsse, denn eine Behandlung sei unabdingbar und fragten, wie sie denn heisse. In seinem groben Spanisch presste er zwischen den Zähnen hervor: "Ich weiss nicht, wie sie heisst, aber wenn ich diese Schlampe erwische!". Das klang mehr als bedrohlich und wir hätten die Frau gerne gewarnt, aber wir wussten leider noch weniger, wer sie war und wie sie hiess.

In diesem Zusammenhang witzig war dann folgendes: ich erklärte dem Mann, dass er die Antibiotikadosis in Form einer Brausetablette in ein Glas Wasser geben und warten solle, damit sie sich auflöse - "erst dann trinken!!!". Als er das nächste Mal kam, hatte er wieder diesen aggressiven "ich ermorde Dich gleich"-Blick. Ich erkundigte mich, ob das gut gegangen sei mit der Therapie, da meinte er: "Das ist eine Frechheit sowas, so eine Riesentablette zu geben, die hat ganz schön weh getan im Hals und noch angefangen zu brausen", er habe sie kaum runtergebracht. Aufgrund der Art, wie er sich über seine "Geliebte" geäussert hatte, konnte ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen.

Klar, dass jemand, der HIV-infiziert ist und davon weiss, dies einem potentiellen Partner mitteilen MUSS. Ich ging jedoch bisher sowieso davon aus, dass der Gebrauch eines Kondoms unerlässlich ist, bis sich beide haben testen lassen. Aber wie das Leben so spielt, manchmal reicht die Zeit eben nicht, ein Testresultat abzuwarten. Lässt man sich dann auf ungeschützten Verkehr ein, riskiert man im schlechtesten Fall sein Leben oder zumindest eine angemessene Lebensqualität. Das gehört für mich in den Bereich Eigenverantwortung. Ich gehe davon aus, dass der Mann NICHT von Nadja vergewaltigt worden ist.

Somit halte ich nichts von einer Kriminalisierung der Übertragung sexuell übertragbarer Krankheiten. Und im Falle von Nadja gibt es jetzt wohl sowieso kaum mehr jemanden, der nicht von ihrer Krankheit weiss. Sie kann also getrost wieder in die Freiheit entlassen werden.

Aber manch einer denkt wohl mit dem falschen Körperteil. So werden zum Beispiel ganz viele Prostituierte zu ungeschütztem Verkehr gezwungen. Den Freiern scheint jedoch kaum klar zu sein, worauf sie sich da allenfalls einlassen resp. wie riskant die Sache ist.

Wie mein Ex-Chef, Internist und Kardiologe, immer ganz praktisch meinte: das beste Verhütungsmittel ist ein klares Nein oder ein grosser Stein vor der Schlafzimmertür. Das gilt auch im Falle von Ansteckung.

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