Montag, 15. Dezember 2008

Mein Restaurant...

Christian Clerici, ein harmlos aussehender sympatischer Mann führt uns durch eine Sendung, deren Konzept bei mir einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

In die Ränge gekommen sind über ein Auswahlverfahren fünf Möchtegern-Wirtepaare - beim einen handelt es sich gar um Mutter und Sohn - welche mit ihrem Konzept die Jury überzeugen konnten.

Der copa room (Köln) z.B. sollte eine moderne Interpretation eines Clubrestaurants im Stile der 50er werden. Man wollte das legendäre Hotel Sands aufleben lassen, in welchem ehemals das legendäre Rat Pack (Sinatra, Martin, Davis) auftrat. Hicks...



Die Grinsekatze (München) setzt dagegen auf Exklusivität und qualitativ hochwertige Speisen, welche - eine Novität - immer zuerst dem männlichen Gast serviert werden, eventuell nach dem Motto: "first come, first served", denn normalerweise betritt ja der Mann vor der Frau ein Lokal (Knigge, Opus domini).

Das elegante Graurocks (Hamburg) ist ein Ort des Verweilens, in welchem nebst leckerem Essen auch die Kultur nicht zu kurz kommt, und sei es nur die Streitkultur. Mutter und Sohn haben sich denn so auch beinahe zusammengerauft. Die Wände dienen Künstlern als Galerie, und so wird das Angenehme elegant mit dem Nützlichen verbunden.

Diese drei Restaurants waren Anwärter auf das Finale. Das TessaNova (Leipzig) und das bloom (Berlin) mussten ihre Türen bereits für immer schliessen.

Die Jury -- bestehend aus einem streng wirkenden, manchmal arg schnödenden Tim Mälzer (TV-Koch), der Vegetarierin Eva-Miriam Gerstner (Hotel- und Designfachfrau), deren Decoltée sich nicht nur meinem Schatz unlöschbar auf die interne Festplatte eingebrannt hat, und Christoph Strenger (Gastronom), der seinem Namen oft mehr als gerecht wird und selber erfolgreicher Geschäftsmann ist -- hatte auf dieses Resultat recht viel Einfluss.

Einfluss nehmen und fleissig anrufen durften dann aber auch die Zuschauer über Telefonvoting. VOX will ja schliesslich auch noch was verdienen. So mussten denn am Freitag Kay und Bita vom copa room, mit welchem sie doch in 3 1/2 Wochen sagenhafte 75'000 Euro erwirtschaftet hatten, innerhalb von 15 Minuten ihren Traum vom eigenen Restaurant begraben und dieses wunderschöne Lokal verlassen, d.h. die Schlüssel abgeben.

Im Finale stehen das Team der Grinsekatze, welches in den nicht einmal 4 Wochen einen sagenhafte 101'000-Euro-Erfolg verbuchen konnte, und das Graurocks, das es allerdings noch nicht aus den roten Zahlen heraus geschafft hat.

Jetzt wird wieder fleissig angerufen... und das bis Freitag. Jede Stimme zählt, und sollte das Graurocks überzeugen, dann müsste das beliebte Münchner-Lokal sein Grinsen für immer einstellen, trotz dieses unglaublichen finanziellen Ergebnisses.

Aber seien wir ehrlich: wäre das Fernsehen nicht dabei, dann hätte so ein Lokal viel mehr Mühe, zu Stammkundschaft zu kommen. Gerade heute bin ich im Breitenrain an einem neu eröffneten ayurvedischen Kleinstlokal vorbeigegangen... und ausser dem Koch und dem Kellner war nur die wirklich sehr geschmackvolle Inneneinrichtung zu sehen.

Was mich am Fernsehkonzept stört, ist die Konsequenz von zuwenig Stimmen. Warum muss ein gutgehendes Restaurant von einem Moment zum nächsten einfach schliessen. Was ist mit all den Arbeitsplätzen? Da ist man ja sonst immer tüdelüüüü!

Man hätte dies etwas anders gestalten können. Kay und Bita waren nämlich wirklich exzellente Chefs. Sie führten ihre Truppe mit so viel Herz, dass es die Belegschaft letzten Freitag wirklich kaum fassen konnte, dass sie am nächsten Tag nicht mehr zum Dienst würde erscheinen dürfen. Die Tränen flossen in Strömen. Braucht es solche Quotentreiber?

Ginge es nach mir, hätte man eine etwas moderatere, weniger sensationsheischende Variante wählen können. Der "Verlierer" hätte dem Sender sein Lokal sozusagen "abkaufen" und weiterführen können. Der Sieger hätte dann jedoch ohne in die eigene Tasche greifen zu müssen am 19. Dezember sein Traumrestaurant unter dem Tannenbaum gehabt. Bin ich nicht einfach genial!!?? Rufen Sie für mich an =D

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