Sonntag, 29. Juni 2008

Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft




Tja, meine Lieben, normalerweise heisst es ja: bei den Reichen lernt man sparen. Das trägt sicher einen Kern von Wahrheit in sich, aber wie bei allem ist ja immer das Gegenteil genauso wahr.

So wird in den Industrieländern Funktionstüchtiges manchmal einfach weggeworfen, weil ein Kratzer dran ist oder die neuste Ausgabe eines elektronischen Supergerätes eine Spur ausgefeilter zu sein verspricht. Manch eine hat schon zwei Handys und wartet geifernd auf das neue iPhone... solls geben.

In andern Ländern dagegen werden selbst mit Plastik oder auch nur mit gebrauchten Teebeuteln wahre Kunstwerke vollbracht, wie wir sie bei cape-sun bewundern oder gar bestellen können. Cape-sun vertreibt Keramik, Kunst und sonst noch ganz viele tolle Sachen aus Südafrika auf fair-trade-Basis. Wer in der Schweiz oder noch besser in Bern wohnhaft ist, hat die Möglichkeit, sich in den Austellungsräumen von cape-sun in Gümligen von der Qualität dieser Produkte höchstpersönlich zu überzeugen. Was gibt einen genaueren Eindruck als direktes Berühren, Riechen, Werweisen - kurz: alles ausser fallen lassen - und wie ich Christine Holenweg kenne, wird sie Interessierten gerne auch eine Erfrischung reichen (Termine nach Vereinbarung).

Unsere Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft ist aber auch ungemein hektisch geworden. Ist ja klar, man könnte ja etwas verpassen, zum Beispiel den Börsenbericht oder eine spezielle Gelegenheit. Bluthochdruck ist nur eine Folge dieses inneren Stresses. Zwecks Erholung sind meditative Tätigkeiten in Mode gekommen. Künste wie Aikiko®, Aikido, TaiChi, Yoga und natürlich Origami laden geradezu dazu ein, unser Nervenkostüm zu pflegen und uns wieder mit einer gewissen Ruhe zu versehen.

Apropos Origami: Origami heisst ja Papierfalten. Vor einigen Jahren habe ich mir zwei Bücher darüber gekauft. Das eine von Hedeaki Sakata befasste sich mit den Basics, d.h. man konnte sich über einfachste Dinge wie einen Hut oder ein Schiffchen durchfalten bis hin zum Kranich, Seehund oder Walfisch. Nein, keine 1:1 grossen Modelle, ein quadratisches Papier von sagen wir mal 30 auf 30 cm, mehr braucht es nicht. Geübtere können auch auf noch kleinere Papiere umsteigen.
Bereits etwas geschickter in einem Anflug von absoluter Selbstüberschätzung - man muss die Hürden richtig doll hoch stellen - kaufte ich mir das Buch von James Minoru Sakoda: Origami, Papierfalten für Anfänger, Kenner und Könner. Das war wie eine Umstellung von 2D auf 3D und entsprechend kompliziert. Bald zog ich es dann vor, gleich die japanische Sprache zu studieren statt meine Finger mit Unmöglichem zu betrauen, das war wesentlich einfacher: Ohayou gozaimasu, domo arrigatou gozaimasu =D
Dass einige Papierfalten ganz prächtig hinkriegen, überprächtig sozusagen, zeigt uns der 27jährige Kamiya Satoshi, auf dessen persönlicher Page sich ein Besuch zusätzlich lohnt:

Der Tyrannosaurus wird als einfach beschrieben, was er sicher auch ist im Vergleich zu anderen tierischen Kunstwerken - 128 Faltungen und ein Papier. Auch die Biene ist anbetungswürdig.... zum Niederknien. Allein das Falten eines Beines ist unglaublich kompliziert. Aber sehen Sie selber dem Künstler bei der Arbeit zu... er faltet vor, das Faltmuster in seinem Kopf überträgt sich auf Papier (hier 65cm auf 65 cm). Nach einem stärkenden Schluck Grüntee (macht wach, intelligent und genial :-) geht es an die Feinarbeit und nach nur 3 Stunden ist das Kunstwerk, der göttliche Drachen, fertig... es ist vollbracht: hontou ni kirei desu =D
Also ehrlich ich hätts nicht besser gekonnt.... und das aus nur einem Papier, so wie der gute Drache (Ryujin 龍神) auf dem Bild oben auch. Waahnsinn!! Mit dem war der Künstler einen ganzen Monat beschäftigt.
Hier noch die Entstehung eines Phoneix:


Genau, der aus der Asche, wieder Vorfalten, Feinarbeit und wow.... viel Spass

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, der kann sich auf Youtube jede Menge fachliche Anleitung holen, z.B. hier das Drachenfalten:


und das war nur Teil 1, Teil 2 folgt sogleich:


Drachen bringen Glück... Und was macht Otto Normalfalter in unserer hektischen Welt? Er kreiert das Instant-Origami:

Für mehr reicht die Zeit eben nicht... leider. 

Oder aber man hält sich an eine moderne Form des Origami und macht daraus Fotomontagen. Man nehme eine Berühmtheit und z.B. eine Zwei-Dollarnote und trum(pf)t auf mit Donald in einer modernen Version. Aber sehen Sie selber.... auf dieser Page werden Sie fündig und eventuell sogar inspiriert. Geht vielleicht auch mit Schweizer Fränkli und Christoph Blocher ;-)

Und allen anderen wünsche ich heute Abend einen spannenden Final Deutschland-Spanien. War übrigens so sicher, dass Russland es schaffen würde, dass ich mich vor dem Halbfinal nicht einmal wirklich eingestimmt habe auf das Resultat. Nun gilt es Daumen drücken. Ballack kann voraussichtlich nicht ankick... eh... antreten. Mal sehen, wer oben auf dem Treppchen stehen wird. Gibt das vielleicht ein 2:1?

Wer zuletzt hupt, hupt am besten: huuuuuuuuuuuuup

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