Tja, meine Lieben, ich kann mich noch ganz gut an meine Schulzeit erinnern. Es war nicht immer eitel Freude.... eigentlich eher selten..... um genau zu sein: NIE.
Wenn ich ab und zu mit Leuten über Reinkarnation spreche, also darüber, ob wir schon mal diesen Erdenball durch unser Dasein respektive Sosein verschönert haben oder darüber, was wir im nächsten Leben noch so alles ausprobieren könnten, dann sagen die meist als erstes: Oh Gott, dann muss ich ja wieder die Schulbank drücken.
Nicht unbedingt, entgegne ich dann jeweils, Ihr reinkarniert vielleicht in der dritten Welt, wo es keine Schule gibt und keinen Lehrer weit und breit..... nur diese unstillbare Sehnsucht nach Wissen, nach Lernen, nach Möglichkeiten.... nach einer Patin oder einem Paten von World Vision. Dann könntet Ihr nämlich ENDLICH in die Schule und was Anständiges lernen. Der Mensch funktioniert halt schon nach dem Motto: was er hat, das will er nicht und was er will, das hat er nicht.
Da fragte doch neulich Dubbel-iu Bush seine Frau: was sagst Du zu den Problemen in der dritten Welt, antwortet sie doch tatsächlich: ich wusste nicht einmal, dass es eine zweite gibt.
Nee, ist natürlich Quatsch, aber das mit der Lernphobie in von unserem Staat unterstützten Institutionen ist keine Ente. Man stelle sich jedoch einmal vor, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er zum Beispiel nicht lesen kann. Wie findet so jemand z.B. die Adresse eines Arztes, bei dem er sich zu einem ersten Termin angemeldet hat. Er fragt sich durch, nimmt ein Taxi... alles gut, aber wie findet er den richtigen Klingenknopf.
Okay, ich bin da auch nicht sehr begabt. Als ich das erste Mal zu meiner ehemaligen Polarity-Therapeutin musste, schickte sie mir eine Strassenkarte. Ich konnte zwar die Strassennamen lesen, schaffte es aber irgendwie nicht, mich resp. sie so zu positionieren, dass ich mich in die richtige Richtung hätte bewegen können... ich hielt nämlich die Karte verkehrt herum, wie schon so oft.
Es dauert bei vielen das halbe Leben, bis sie endlich merken, dass sie nicht für die Eltern und schon gar nicht für den Lehrer lernen, sondern für sich selbst. Da wird ihnen in der Schule mehr geboten, als sie für ihre 85 Jahre Durchschnittsalter brauchen würden, und sie tun alles, um ja nichts mitzukriegen. Sogar in unserer Aikidoschule merke ich, dass gewisse Kiddies das Muster haben: da vorne... erwachsene Person... macht blabla.... zeigt uns etwas.... also müssen wir sie reizen, ärgern und dabei unser Möglichstes tun, um am Begreifen vorbeizukommen. Oft habe ich den Jungs - es sind halt eben meistens diese - sagen müssen: ich habe keinen von Euch abgeholt und mit Gewalt hierhergeschleppt; ihr seid selber gekommen, also wird jetzt geschwitzt.
Das leidige Muster findet sich übrigens auch bei manch einem Erwachsenen noch bis zur Pensionierung....
Gewisse Gymis in der Schweiz haben jetzt andere Unterrichtsformen gefunden, welche die veralteten offenbar mit Erfolg ersetzen. So zum Beispiel in der Kanti Wil (SG), wo schweizweit das erste Schulzimmer ohne Sitzgelegenheiten steht. Stehen tun da vor allem auch Lehrer und Schüler, und zwar an mobilen Stehpulten auf weichen Matten (ohne Schuhe). Ein Vorteil ist die variable Stehordnung. Die Schüler finden die Stehlektionen zwar körperlich anstrengend, aber erfrischend.
Unterricht ohne Lehrer wird in der Kanti Wetzikon (ZH) realisiert. Fünf Fächer werden nicht unterrichtet; die Schüler lernen selbstverantwortlich zu Hause und können den Lehrer allenfalls um Input bitten.
Online lernen die Schüler der Kantonsschule Birch (ZH). Im Internet suchen sie Lerninhalte zusammen, welche von den Lehrern dort für sie aufbereitet und deponiert wurde. Auch hier geht es darum, die Eigenverantwortung zu fördern.
Lernen am Projekt in der Kanti Zürcher Unterland setzt intensiv auf Gruppenarbeiten, interdisziplinäres Denken, Teamarbeit und die selbständige Wahl der Arbeitsmethoden und -abläufe.
Die Erfahrungen sei in allen Fällen durchwegs positiv und es zeigt sich der Trend: raus aus verstaubten Lehrmethoden hinein ins freudvolle Lernen.... hoffentlich.
Was manch einem schon im Vorfeld die Schule verleidet, ist die Angst, die sich breitmacht... Angst vor den Vorgängen auf dem Schulhof, während der Pausen und vor Schulbeginn. Stress in der Schule beschränkt sich nicht länger auf Proben, Prüfungen, Arbeiten, Büffeln, sondern je länger desto mehr auch auf den Umgang mit "Gangs", deren Spezialität die Angstverbreitung ist.
So kommt es denn, dass 3.-Klässler meiner Nichte, welche noch in den Kindergarten geht, schon jetzt die Lust auf Schule austreiben. Das kann und darf es doch nicht wirklich sein, oder?
Wenn ich solche Dinge jeweils sehe, dann greife ich notfalls auch schon mal ein, was nicht wirklich hilft. Es wäre hier wichtig, das Selbstbewusstsein des Kindes zu fördern.
Gefordert sind hier Eltern und Lehrer gleichermassen. Wie mein Vater sagt, haben sie schon früher die Mädels an ihren Zöpfen gezogen, aber im Vergleich zu heute war das eher harmlos. Wenn wir auch weiterhin wollen, dass unsere Kids etwas lernen WOLLEN und sich in der Schule auch wohl fühlen können, dann wäre jetzt Handlungsbedarf. Ein regelmässiges Entwaffnen bringt es ebensowenig wie das Dulden unhaltbarer Zustände aus was für Gründen auch immer.
Interessanterweise gibt es immer mehr Eltern, welche ihre Kinder zuhause selber unterrichten möchten. Das nennt man dann auf Neudeutsch "Homeschooling". Moritz und Thomas zum Beispiel werden seit über zwei Jahren von ihren Eltern Dagmar und Tilmann Neubronner unterrichtet und schnitten in Schultests überdurchschnittlich gut ab. Leider ist Heimunterricht in Deutschland laut Reichsschulpflichtgesetz von 1938 verboten. Die Neubronners stritten für ihre Überzeugungen vor Gericht und nahmen selbst Bussgelder in vierstelliger Höhe in Kauf. Schlussendlich verliessen sie Deutschland aus Angst vor Sorgerechtsentzug (Focus und Spiegel TV berichteten).
Warum ist Homeschooling für Promis oder Zirkuskinder kein Problem, für Normalos aber nicht vorgesehen? Wir sind eben alle gleich, nur einige sind etwas gleicher, oder?
Allerdings muss ich sagen, dass ich selber es mir nicht unbedingt zutrauen würde, meine Kinder selber zu unterrichten, wenn ich denn welche hätte. Also in Mathe und Geographie müsste ich von vornherein schon mal passen.... aber sicher nicht gleich so:
Das ist übrigens nicht Martin. Der kann zwar einiges, vieles und noch viel mehr. Das entsprechende Video habe ich auf YouTube gefunden. Wer es sich direkt dort ansehen möchte... bitte.
2 Kommentare:
Hi Annemarie,
ich kriech gleich Sonnenbrand. Da hast du aber genau mein Reizthema getroffen. Natürlich sind die Schüler heute etwas krasser drauf, aber m. E. sollte man auch mal bei den Lehrern gucken. Ich finde es eine Zumutung, was da alles unterrichten darf ohne Konsequenzen. So kam z. B. eine Lehrerin nach 15 Jahren Pause in die Schule zurück, um ihre Rente voll zu kriegen. Hat die Schüler 4 Jahre lang auf unterstem Niveau unterrichtet und denen ALLES durchgehen lassen. Lernen oder auch Lernen lernen war da überhaupt nicht möglich. Das Ende vom Lied ist jetzt, dass diese Kinder fast keine Chance mehr haben, einen ordentlichen Schulabschluss zu machen. Und das ist kein Einzelbeispiel und keine Einzelschule. Lehrer können tun und lassen was sie wollen, und man kann nichts machen, außer zugucken........Außer das Kind ist ein Überflieger und kann auf jede Schule gehen. Was aber manchmal nicht möglich ist. Ein Lehrer hat Sohnkind übrigens mal derartig gemobbt, dass dieser schon an Selbstm. gedacht hat. Ich habe ihn dann schleunigst auf eine andere Schule (Hauptschule, weil das die einzige Schule war, die SOFORT genommen hat!!!)gegeben. Und dieser Lehrer mobbt fröhlich weiter. Alle wissen das............naja.
Aber das natürlich Kinder in außerschulischen Kursen sich so verhalten, da müssen sie ja nicht hin.
LG
Jane
Ja liebe Jane, es ist manchmal skandalös, was auf Schulen so abgeht. Ich habe mal am Fernsehen gesehen, dass eine Bande älterer Schüler ihrem Kollegen ein Seil um den Hals hängten, dieses dann befestigten... also ihn quasi erhängen wollten. Das unglaubliche: der Lehrer schickte das geschockte Kind einfach nach Hause, ohne zu informieren, ohne was zu tun. Die Mutter musste dann rausfinden, was eigentlich geschehen war und hat die Jungs angezeigt. Nach langem hin und her musste am Schluss das Opfer die Schule wechseln... skandalös; so skandalös wie das was Du beschreibst. Ja, wir alle haben doch einfach noch viel zu lernen, um den Kindern gerecht zu werden....
LG Annemarie
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