Mittwoch, 27. Februar 2008

Transplantationsmedizin - ja oder nein?


Im Zusammenhang mit der Transplantationsmedizin gibt es die verschiedensten Stichworte und Schlagzeilen. Eines ist sicher, das Thema lässt keinen kalt und geht uns alle an.
Da gibt es einmal die medizinische Seite, die Sicht des Arztes, der ganz einfach seinem Patienten helfen will. Daneben geht es jedoch auch um Geld... um sehr viel Geld... und so ist denn auch die menschliche Gier nicht weit. Da wird ganz schön abgesahnt und nicht immer geht alles mit rechten Dingen zu... ist legal.
Meist wird im Fernsehen ja die Empfängerseite gezeigt mit den entsprechenden herzergreifenden (das Wort hat hier fast Doppelsinn) Geschichten. Auf diese Weise versucht man uns Menschen zu animieren, potentielle Organspender zu werden.  Mit der Seite der Spender verbunden sind jedoch ebenfalls Schicksale, die ganz schön an die Nieren gehen oder einem auf den Magen schlagen.
Ich bin seit Jahren eine Gegnerin dieser Art von "Heillösungen" und ich würde konsequenterweise auch keine Organe annehmen. Bei gewissen Dingen weiss man ja nicht,  wie man tatsächlich reagieren würde, sollte man sich in einer ganz ausweglosen Situation befinden, noch dazu in Todesangst, und eine Entscheidung treffen müssen. Hier bin ich mir jedoch ziemlich sicher.
Vor kurzem habe ich im GEO eine Reportage über die allererste Herztransplantation gelesen. Sie fand am 3.12.1967 statt. Empfänger war ein totkranker Mann, der dann auch 18 Tage nach erfolgter OP starb, weil Barnard dessen Lungenentzündung mit einer Abstossungsreaktion verwechselt hatte.  Die Überlebenschance von Louis Washkansky wäre jedoch aufgrund seines Allgemeinszustandes auch ohne diese Fehlinterpretation nicht sehr gross gewesen. Kürzlich erst hat der Bruder von Professor Barnard zugegeben, dass das Herz der "Spenderin" Deenise Ann Darvall durch eine Injektion von Kalium (?) kurz zum Stillstand gebracht und dann reanimiert wurde, damit das Organ überhaupt entnommen und verpflanzt werden konnte resp. durfte. Diese Aktion war nötig, weil man bemerkt hatte, dass die Organe nicht mehr verpflanzbar sind, sobald ein Herz vor der Entnahme zu schlagen aufgehört hat.
So hat also alles angefangen. Dr. Barnard hat sich übrigens ganz besonders beeilt, um wirklich der erste Chirurg zu sein, der so ein Wagnis riskierte. Da ging es ganz eindeutig um Prestige, Ruhm und Ehre. Er hatte nämlich nicht halb so viel Erfahrung wie ein anderer Kollege mit etwas mehr Verantwortungsgefühl, der nicht so forsch ans Werk gehen wollte und zuerst genügend Probe-OPs an Tieren durchzuführen gedachte. Wie hiess der doch bloss?? Tja, und dann war der fesche Christian halt der Gewinner und machte bald darauf fast ausschliesslich Schlagzeilen durch seine Frauengeschichten und sein Jetset-Leben.
Aber zurück zum Thema. In der Sendung Nachtcafé vom 22. Februar wurde zum Thema "Kopfentscheidung - Bauchentscheidung - Leben mit den Konsequenzen" diskutiert. Geladen war unter anderem Renate Focke, deren Sohn einen Verkehrsunfall hatte. Er war in einem sehr schlechten Zustand. Die Ärzte drängten die Frau in der Folge zu einer Entscheidung, welche sie bis zum heutigen Tag bereut. Da ihr Sohn selber vorgängig keine diesbezügliche Verfügung gemacht hatte, stand hier eine "informierte Zustimmungslösung" an. Wie Frau Focke ausführte, war von informiert jedoch keine Rede. Informationen wurden ihr ganz klar vorenthalten, wichtige Informationen. Wird man nicht vollumfänglich informiert, wird man eigentlich manipuliert und kann gegebenenfalls keine stimmige Entscheidung treffen, schon gar nicht in einer so schwierigen Situation, in welcher allein der emotionale Zustand keine Entscheidung zulässt. Genau so eine ist jedoch gefordert, dazu noch schnell. So hat diese Mutter denn gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter schweren Herzens zugestimmt.
Was sie jedoch damals nicht wusste, ist, dass das Herz des Spenders am Schlagen gehalten wird und die Organe ohne Narkose entnommen werden in der Annahme, der Mensch spüre ja nichts mehr. Allerdings würde ein Muskelrelaxans gespritzt, da der Körper sich noch mit Abwehrbewegungen gegen eine Entnahme wehre
Wie wir alle wissen, bilden Körper, Geist und Seele eine Gemeinschaft. Nach Eintritt des Todes gilt es für diese "Dreieinigkeit", voneinander Abschied zu nehmen, sich zu trennen. Es handelt sich um einen Loslösungsprozess. Nach dem sogenannten Tode geht da noch eine ganze Menge. Man spricht sogar von bis zu vier Tagen, in denen ein solcher Ablösungsprozess stattfindet. Ein Freund von mir hat mir erzählt, dass er erst etwa zwei Stunden nach dem plötzlichen Hinschied seines Vaters vor Ort eingetroffen sei. Er habe dann ganz vorsichtig seine Hand über das Herzzentrum gelegt und eine unglaubliche Energie wahrgenommen. Es sei völlig erstaunt gewesen. Danach habe er seine Hände noch über das Gesicht gelegt und auf ganz spezielle Art Abschied genommen.
Frau Focke leidet bis heute darunter, dass ihr Sohn nicht in Ruhe und Frieden sterben konnte, in einer friedlichen Atmosphäre und sich von seinem Erdenkleid gebührend verabschieden durfte, in Dankbarkeit und mit Respekt. Auch die Familie habe ihn nicht begleiten, ihm nicht beistehen und gebührend Abschied nehmen können. Bis in ihre Träumen verfolgt sie dieses traumatische Erlebnis, auch heute noch, 10 Jahre danach. "Es ist diejenige Entscheidung, die ich am meisten bereue. Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen." sagt Frau Focke.
Drum: hören Sie auf Ihre Intuition. Lassen Sie sich niemals zu einer Entscheidung drängen... nichts eilt so, als dass Sie sich nicht in aller Ruhe das Pro und Kontra anhören und vor allem auch Ihr Herz konsultieren können.
Diejenigen, die schon wissen, dass ihre Organe nicht zum Verkauf freistehen, sollten am besten gross auf den Bauch tätowieren lassen
ICH BIN KEIN ORGANSPENDER
in der Hoffnung, dass das K nicht weggelasert wird ;-)

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