Dienstag, 17. November 2009

Von Bern zu Martinsville?


Gerade wenn man sich etwas erholungsbedürftig fühlt, fällt einem besonders auf, wie lärmig so eine Stadt sein kann. Gar nicht einfach, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen oder sie gar in Reih und Glied zu bringen. Eigentlich möchte man die Fahrt von A nach B dazu nutzen, zu sich zu kommen. Das Rascheln von Papiertüten verrät, dass der Mann hinter einem ein gediegenes Essen im Tram einem Restaurantbesuch vorzieht. Kann man ja irgendwie verstehen bei den Preisen, wobei der Geruch dieser Chicken Nuggets nicht unbedingt auf Qualität schliessen lässt. Weiter hinten schreien drei Kinder mit ihren jeweiligen Erziehungsberechtigten um die Wette während die Quasselstrippe vor mir ein paar wichtige Anrufe tätigt: "Hallo, ja, ich bin ungefähr am Bärenplatz, ja, wir sehen uns in geschätzten 2 Minuten...". Bei der nächsten Haltestelle steigt ein mit einer Gitarre bewaffneter Möchtegernmusiker zu, welcher die Überzeugung hegt, alle müssten in ihrem Leben mindestens einmal seinen Künsten gelauscht und ein wenig zu seinem Lebensunterhalt beigetragen haben.

Aber auch jede Menge Aussenlärm findet unaufhaltsam seinen Weg zu unseren Ohren. Da wird gebaut, was das Zeug hält. Kein Wunder ziehen es die Jugendlichen vor, ihre Lauscherchen zuzustöpseln und sich mit 120 Dezibel die neusten Songs reinzuhauen. Da kann man sich den Soundtrack wenigstens aussuchen.

Wenn man dann gerade das Gefühl hat, es nächstens nicht mehr auszuhalten, ertönt zum X-ten Mal mit nerviger Penetranz ein Martinshorn. Die haben es mal wieder eilig wie die Feuerwehr, wobei es sich, wie meistens, auch diesmal wieder um Ordnungshüter handelt. Man wähnt sich schon irgendwie im Ausland; im fernen Amerika, im gefährlichen Rio.... aber nein, wir befinden uns hier in Bern, der angeblich langsamsten Stadt diesseits der Aare. Ganz ehrlich, manchmal hege ich den Verdacht, die Jungs von der Polizei hätten etwas kurze Mittagspausen oder möchten vor Arbeitsbeginn noch mal schnell zum Bankomaten. Kann ja nicht sein, dass alle 5 Minuten ein Verbrecher verfolgt werden muss. Ich bin übrigens von Auswärtigen bereits mehrmals auf die Tätü-Tätä-Omnipräsenz angesprochen worden, das fällt denen offenbar mehr auf als uns selber. Wir haben uns fast daran gewöhnt.... wie gesagt: fast!

Wie wäre es, wenn wir Bern in Martinsville umtaufen würden? Käme sicher auch im Ausland gut an. Hmmm.... ich würde allerdings etwas mehr Ruhe vorziehen.

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