In Sachen Ehrencodex von mir Null Superpunkte für Coop |
Eigentlich wollte ich heute schriftlich an die Führungsebene von Coop gelangen, weil mir etwas gerade mehr als sauer aufstösst. Da es um die Liegenschaft Giacomettistrasse 15 in Bern geht, rief ich bei der Direktion Immobilien an. Dort wurde mir klar gemacht, dass ich mir diesen Aufwand sparen könne, Coop sei riiiiiesig und mein Brief würde wohl direkt im Rundordner landen.
Der Mann hat nicht ganz unrecht. Wie ich in letzter Zeit erleben musste, erhält man von vielen Firmen gar keine Antwort mehr auf seine Schreiben (s. Post über die Firma On), selbst wenn es sich um eine Reklamation handelt.
Trotzdem schaue ich kurz mal ins Organigramm von Coop und kann einen leichten Brechreiz nicht unterdrücken, sehe ich da ein Bild unserer Ex-Bundesrätin Doris Leuthard, die offenbar als Vizepräsidentin im Verwaltungsrat sitzt. Warum wundert mich plötzlich gar nichts mehr?
Und darum geht es konkret:
Der untere Stock der Giacomettistrasse 15 im Ostring gehört im Stockwerkeigentum Migros und Coop, soviel hat mir der "Herr der Immobilien" verraten. Gleich beim Eingang rechts war als Untermieterin die Apotheke Freudenberg untergebracht. Sie wurde 1968 eröffnet und ist somit seit mehr als 50 Jahren einzige und kompetente Ansprechpartnerin für Fragen rund um die Gesundheit vor Ort.
Es ergab sich aber, dass der langjährige Mietvertrag auslief und von Coop nicht verlängert wurde. Da die Post ihren dortigen Standort aufgab, entschloss sich Geschäftsführer Emch, die Räumlichkeiten zu übernehmen, was wohl beim Stand der Dinge die beste Lösung war.
Man fragte sich allenthalben, wie Coop wohl die freiwerdende Ladenfläche nutzen würde. Für einen Fitnessbereich war sie definitiv zu klein. Jemand sagte dann irgendwann, dass da eine Vitality-Apotheke ihren Platz finden werde. Ich war perplex! Konnte es tatsächlich sein, dass dem langjährigen Untermieter sozusagen gekündigt wird, um ihm dann an prominentester Stelle eine Konkurrenz aufs Auge zu drücken? Ja, es konnte. Die Vitality-Apotheke eröffnet diese Woche ihre Tore.
Meines Erachtens erfüllt dies den Tatbestand eines unlauteren Wettbewerbs, der laut Definition dann vorliegt, wenn das Verhalten von Unternehmen und Organisationen im wirtschaftlichen Wettbewerb gegen die guten Sitten verstösst. Keine Bagatelle! Nun war es schon immer eine Definitionsfrage, was sittenwidrig ist und was nicht und die traditionell "guten Sitten" haben heutzutage Sendepause.
Mein Telefonkontakt Immobilien Coop meinte, das Beste was ich machen könne, sei, die Vitality-Apotheke grossräumig zu umgehen, die Faust im Sack zu machen oder aber mit der leitenden Apothekerin direkt zu sprechen und ihr meine Meinung darzulegen. Letzteres halte ich für noch weniger geeignet, als die Entscheidungsträger in der Geschäftsleitung direkt anzusprechen. Seien wir ehrlich: die Apothekerin hat ein Jobangebot angenommen, mit dem Ausbooten der Konkurrenz hat sie rein gar nichts zu tun.
So kann ich einfach nur hoffen, dass die Freudenberg-Apotheke trotz allem noch ganz viel Freude haben wird, konnte sie doch im Laufe der Zeit sicherlich eine treue Stammkundschaft aufbauen. Leute, welche neu im Quartier sind und Medikamenteneinkäufe gleich noch mit Superpunkten aufwerten möchten, werden sicher den ebenerdigen, leichten Zugang zur Apotheke schätzen, sprich: den Weg des geringsten Widerstandes gehen.
Geschäftsprinzipien von Coop sind laut Homepage unter anderem Transparenz, Gleichbehandlung, schweizer Qualität, Offenheit, Solidarität und Fairness. Und Fairness wird daselbst wie folgt definiert: Coop bekennt sich zu einem funktionierenden und fairen Wettbewerb!
Oops, das sehe ich etwas anders, aber das Bewegen warmer Luft und Anwenden von Worthülsen ist heute in; Hauptsache es klingt gut.
Also in Sachen Ehrencodex gibt es von mir für Coop Null Superpunkte!!
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