Freitag, 13. Juli 2018

Zweifel, Doppeladler und DoppelbĂŒrgertum in der Schweiz

Mampfi-Goodie đŸ€­đŸ˜Ž
Die WM ist schon vorbei, jedenfalls fĂŒr die Schweizer Nationalmannschaft. Die unsportlicheren Sofa-Profis sind garantiert auch beim Final noch mit dabei.

England hat den Einzug ja knapp verpasst. Nachdem die gefĂŒrchteten englischen Fans im Anschluss an den Viertelfinal gegen Schweden vor Freude einen IKEA-Laden stĂŒrmten und einigermassen verwĂŒsteten, hatte Gott wohl ein Einsehen was den Ausgang des Halbfinals gegen Kroatien betrifft. Und wer weiss, vielleicht unterstĂŒtzt er die Kroaten ja weiterhin im Final gegen Frankreich. Das wĂ€re DIE Sensation.

Schlecht lief es ja nicht fĂŒr die Schweiz dieses Jahr. Zweifel - die knusprige VerfĂŒhrung aus der TĂŒte - gehört eh zu den grossen Gewinnern eines jeden sportlichen, am Fernsehen ĂŒbertragenen Sportanlasses. Eine Schweizer Firma - WoW! Bei Zweifel tut man bekanntlich alles fĂŒr die besten Chips (der Welt). Soooo lecker kann Erfolg schmecken - und sĂŒchtig machen noch dazu.

"Zweifel im Abgang" hat die Schweiz nach der etwas befremdlichen Doppeladler-AffĂ€re. Diskutiert wurde Politiker-seits danach vor allem, was fĂŒr Voraussetzungen ein Nationalspieler kĂŒnftig wird erfĂŒllen mĂŒssen. Darf er DoppelbĂŒrger sein oder muss er seinen Zweitpass abgeben? Und: muss ein Natispieler die Schweizer Nationalhymne vor- und rĂŒckwĂ€rts singen können, notfalls in allen vier Landessprachen. Sicher muss ein jeder Schweizer wissen, woher Raclette stammt, denn diesbezĂŒgliches Nicht-Wissen hat schon manchem hier geborenen, unbescholtenen Secondo die EinbĂŒrgerung grĂŒndlich vermasselt.

Bei mir taucht nun in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob nicht bei einer DoppelbĂŒrgerschaft Interessenskonflikte unvermeidbar sind. Kann ein Schweizer, der zudem immer noch immer offizieller BĂŒrger seines Ursprungslandes ist, bei politischen Abstimmungen die Interessen der Schweiz klar und sauber vertreten oder wĂŒrde er im Zweifelsfalle nicht eher fĂŒr sein wirkliches Heimatland einstehen.

Wie dem auch sei: den Schweizer Fussballfans ist dies wohl ziemlich schnuppe. Ob unsere Natispieler 100prozentige Schweizer sind oder eher halbherzige: Hauptsache sie schaffen es bei der nÀchsten WM noch ein wenig weiter nach vorne, zum Beispiel sogar bis in die Viertelsfinals. Auch bei den Halbfinals hÀtte wohl kaum jemand etwas dagegen, da könnte man so einen Doppeladler locker und gleich xfach wegstecken.

Nicht auszudenken, wenn es anno 2022 im heissen Katar zu einem Finale der Schweiz zum Beispiel gegen Marokko kommen wĂŒrde. Das wĂ€re dann ohne und mit Zweifel eine echte Sensation.

1 Kommentar:

http://kurzum.blogspot.com hat gesagt…

Magdalena Zajac schreibt dazu auf Google+:

"Als DoppelbĂŒrgerin PL/CH kann ich dir eine (nur individuell) fundierte Antwort zum Thema Interessenvertretung geben: da Nationalinteressen mir generell nicht wichtig sind (die ganze Fiktion der Nationalstaaten finde ich sehr verdĂ€chtig: m.E. dient sie der international herrschenden Klasse, die ausgebeutete und unterdrĂŒckte Klasse zu spalten und sie fĂŒr die eigenen Interessen auszunutzen) wĂŒrde ich mich möglichst fĂŒr die Interessen der Menschen in beiden LĂ€nder einsetzen. Im Fall eines Krieges zwischen Polen und der Schweiz (sehr wahrscheinlich, gell) wĂŒrde ich vielleicht nach Nepal fliehen: es ist weit genug und es gibt Himalajas. SĂŒdamerika kĂ€me auch in Frage (Peru! Ja, Peru!)."

Leider hat es mit dem Veröffentlichen hier nicht geklappt. Magdalena hat es mehrmals versucht. Da ich ihre AusfĂŒhrungen jedoch wirklich sehr interessant finde, habe ich sie mit ihrem EinverstĂ€ndnis per copy-and-paste hier angefĂŒgt. Danke liebe Magdalena!