Freitag, 21. Oktober 2011

Dufte Erlebnisse und Erfindungen

BEFORE WE QUIT(TE)
Düfte sind etwas Wunderbares, wenn sie denn gut riechen. Tun sie das nicht, merkt man, wie ausgeliefert man trotz der technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist. Nach wie vor MUSS man ein- und ausatmen - es bleibt einem gar nichts anderes übrig. Die Luft anhalten gelingt einem Laien wohl maximal 1 Minute, mit ein wenig Hilfe auch etwas länger, wie man in diesem Video sieht:


Kürzlich haben wir ein paar Quitten zur Weiterverarbeitung erhalten. Die riechen echt fantastisch - das wusste ich gar nicht. Bisher habe ich mich nämlich immer erfolgreich dagegen gewehrt und lieber gleich den unvergleichlichen Quittengelée verdankt!

Quitten weisen eine Frische auf, die man bei anderen Obstsorten nicht in der Intensität wahrnimmt. Anders ist es jedoch, wenn man sie kocht. Der Einfachheit halber habe ich mir von meiner Schwester einen Saftborn ausgeliehen. Seither köcheln die Früchte still und friedlich vor sich hin. Gestern Abend hat es mich schon ein wenig gestört, dass die ganze Wohnung so exotisch roch und da ich heute nochmal ein paar Garstunden anhängte, drängte sich ein umgehender Duftwechsel auf.

Die einen greifen zu Chemie, die geschickte Blondine setzt auf Natur respektive Kontrastprogramm und serviert zum Mittagessen ein Raclette. Alles Käse oder was?

Eigentlich interessant, dass unser Geschmacksempfinden (manch einer hat bekanntlich gar keinen) dem Geruchsempfinden um einiges unterlegen ist. Mit der Nase nehmen wir Millionen und Abermillionen verschiedene Gerüche wahr.

Kürzlich habe ich im Beobachter über den Berner Unternehmer Beat Grossenbacher (Wangen an der Aare) gelesen, der Düfte gezielt einsetzt, zum Beispiel in Altersheimen. Das läuft unter "Luftveredelung" oder "Duftmarketing". Schlechte Gerüche entsprechen folgender Botschaft ans Hirn: "das ist nicht gut für dich".

Intensiv riechende Patienten werden erfahrungsgemäss bestenfalls weniger oder kürzer besucht als solche mit neutraler Geruchsnote. Schwerstkranke riechen oft so unerträglich, dass man es ohne Einsatz neutralisierender Aromen bei aller Liebe kaum aushalten könnte. Krebs z.B. verströmt einen ganz typischen Geruch und Inkontinenz bleibt meist auch nicht lange unentdeckt.

Bei Air Creative gibt es Duftkreationen, welche Informationen direkt ins Unterbewusstsein schleusen. In vielen Geschäften werden wir bereits damit beglückt, vertreiben solche Produkte zum Beispiel gezielt den Schweissgeruch aus Umkleidekabinen, was niemanden wirklich stört. Der Konsumentenschtz scheint zwar etwas gegen diese Art "Manipulation" zu haben, aber in Alters- oder Pflegeheimen ist man dankbar dafür, gelten die Duftboten doch als Mittel gegen Vereinsamung. Da die ätherischen Öle kalt verdampft werden, bestehe auch kein Allergierisiko, versichert der Erfinder.

Grüne oder blaue Düfte, also etwa Fichtennadeln, Thymian oder Rosenholz seien für Alters- und Pflegeheime besonders geeignet. Etwas weniger passend wären Patschuli (erotisierend) oder Eukalyptus (stimuliert Risikofreude). Nicht auszudenken, womit das Pflegepersonal zusätzlich überfordert sein könnte.

Unsere Kocherfahrung ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben jetzt einmal den Saft gewonnen und können uns dann morgen - BEFORE WE QUIT - in aller Ruhe der Weiterverarbeitung widmen.

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