Donnerstag, 1. September 2011

Herzliches Beileid, tiefempfundenes Mitgefühl

Was ist der Sinn des Lebens?
Hat es überhaupt einen Sinn?
Da steht es schwarz auf weiss in der Coopzeitung, anstelle der sonstigen Weinkolumne, das nachdenklich stimmende Wort "Nachruf". Die Redaktion trauert mit den Angehörigen um Frau Barbara Meier-Dittus, welche offenbar einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, erschossen von ihrem Ex-Freund. Obwohl ich die Sommelière persönlich nicht gekannt habe, ist es, als ob jemand aus dem näheren Kreis verschwunden ist, einfach so. Ein Leben, ausgelöscht... und von einem Moment zum andern ist nichts mehr, wie es einmal war.

Warum passieren solche Beziehungsdelikte immer wieder, und wie es scheint auch immer häufiger. Meines Erachtens sind solche Geschehnisse eine Folge falschen Besitzdenkens gepaart mit absoluter Frustrations-Intoleranz: Da macht sich "MEINE" Ex ein schönes Leben, ohne mich... oder schlimmer noch, mit einem neuen Mann an ihrer Seite.

In dieser Hinsicht sehe ich ganz stark den Unterschied Mann/Frau. Tendenziell greifen vor allem Männer zur Waffe, während Frauen eher auf den Psychiater setzen, oder ihre beste Freundin! Obwohl es sicher auch für uns Evas schwierig ist, "unseren" Mann in einer neuen Beziehung zu sehen, vor allem wenn die Trennung von ihm ausgekommen ist, ist Sturmgewehr für uns keine Option.

Frau Meier-Dittus war erst 47 Jahre alt, dreifache Mutter, beruflich äusserst erfolgreich, hatte bestimmt Visionen und jede Menge Pläne.... Ideen, welche nun nicht mehr umgesetzt werden können. Herzliches Beileid an sie und all ihre Angehörigen.

In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt, wie es wohl ist, wenn einem der Lebensfaden sozusagen durchgeschnitten wird und man all das, was man noch hätte machen wollen, nun nicht mehr erledigen kann. Ein weiterer Grund, Dinge nicht mehr dauernd auf die lange Bank zu schieben, sondern sie möglichst freudig anzupacken und zu erledigen. Ich schwöre mir Instant-Healing, man weiss wirklich nie....

Wenn ich daran denke, wie hart und schwierig das Leben machmal werden kann, wenn man älter wird: die Sehkraft schwindet, vielleicht hört man nicht mehr gut, das Zahnfleisch zieht sich zurück, das Lächeln fälllt einem buchstäblich aus dem Mund, plötzlich scheint man viel zuviel Haut zu haben, es schmerzt ganz übel hie und da... alles geht langsamer, wenn überhaupt... und man wartet im Zimmer des Pflegeheims, worauf, weiss man nicht mehr so genau. Die Visionen und Pläne haben einem längst verlassen, zusammen mit der Lebensfreude und dem Elan. Eine junge Frau kommt herein; sie meint, es gäbe jetzt Mittagessen, doch man hat weder Lust noch Hunger. Etwas fehlt einem, doch man hat vergessen, was es war! Die Tage werden lang, einer gleicht dem andern.... was ist heute für ein Wochentag?... ach, ist wirklich schon Herbst? Keiner nimmt einem mehr für voll, und das nervt, jedenfalls solange man es noch merkt. Es ist der Winter des Lebens, und der Winter ist kalt. Mein tiefstempfundenes Mitgefühl auch hier!

Ja, Gedanken, die traurig machen oder zumindest nachdenklich stimmen. Aber wie ist das eigentlich? Ist es einfacher, im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte dem Leben entrissen zu werden oder - gesunde Lebensführung sei dank (?) - mit 90Plus im Altersheim auf den Sensemann zu warten? Ehrlich gesagt: ich weiss es nicht! Wissen Sie's?

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