Freitag, 11. Februar 2011

Moderne OP-Quickies

aufwachen bitte.... genug geschlafen
"Hallooooo, Frau Schwahab, aufwachen... genug geschlafen. Es ist alles gut gegangen. Wir haben Ihre Gallenblase samt Steinen erfolgreich lokalisiert und komplett herausgeschnitten. Sie können jetzt nach Hause gehen! Sie sind doch Frau Schwab, oder?"

Etwa so könnte das unsanfte Erwachen einer einst steinreichen Frau im Aufwachraum einer modernen Klinik klingen. Übertrieben? Wenn ja, dann nur ein kleines Bisschen. Früher hütete man nach einer Gallenblasen-OP 14 Tage das Spitalbett. Mit Einführung laparoskopischer OP-Methoden reduzierte sich die Verweilzeit auf 5 Tage. Heutzutage wird man jedoch postwendend nach Hause geschickt. Eine Freundin von mir wurde gestern um 10 Uhr operiert und sollte heute Morgen bereits das Spital verlassen. Wie man dieser Aussage unschwer entnehmen kann, ist meine Freundin allgemein verunsichert! Wäre sie Privatpatientin, käme sie nach wie vor in den Genuss eines etwas längeren Aufenthaltes.

Auf der einen Seite ist eine solche Entwicklung krass. Wer je operiert wurde, weiss, wie man sich selbst nach dem kleinsten Eingriff fühlt. Auf der anderen Seite muss man ja nicht zwingend länger als notwendig auf den Angriff des berühmt-berüchtigten Methicilin-resistenten Staphylococcus aureus, MSRA, warten. Der Kontakt mit demselben kann nämlich tödlich enden, wie bei Werner Meyer, Chefreporter der Münchner Abendzeitung, der während 37 Jahren aus Krisenherden der ganzen Welt berichtete, 2006 nach einem Treppensturz jedoch Opfer des viel gefährlicheren "Krisenherdes Hospital" wurde. Bereits wenige Tage nach seiner Einlieferung durften die Angehörigen ihn nur noch in Schutzkleidung besuchen. Zwei Jahre lang litt Meyer an den Folgen einer MRSA-Infektion, der er letztendlich 2 Jahre später erlag.

Meines Erachtens bessern die Kliniken mit frühen Entlassungen und kurzen Aufenthaltszeiten ihre Statistiken auf. Und dann sind da natürlich noch die Fallpauschalen. Das Spital kriegt nur eine vorher festgelegte Pauschale für OP und Aufenthalt, egal wieviel Material- und Arbeitsaufwand betrieben werden musste. In vielen Fällen müssen die Frischoperierten jedoch kurz nach ihrer Entlassung wegen Nachblutungen oder weiterer Komplikationen erneut eintreten, was das ganze Gesundheitswesen nicht zwingend kostengünstiger macht. Ein anderer Freund von mir wurde an einem Montag Abend notfallmässig wegen eines geplatzten Blinddarms operiert und bereits am drauffolgenden Donnerstag Morgen entlassen.

Da kann man nur eines hoffen: gesund bleiben oder dann im Notfall doch lieber auf den philippinischen Wunderheiler setzen.

PS: kürzlich beim Rumzappeln bin ich auf die Sendung "Doctor's Diary" gelangt. Schrecklich, mir blieb fast der Feierabendschluck am Gaumen kleben. Da wurde mir Laien erst klar, worum es bei der Medizin tatsächlich zu gehen scheint.... um eine andere Art OP-Quickies... zumindest wenn es nach den Fantasien der Produzenten (vermutlich männlich) geht. Dass in so einem Spital überhaupt ein Patient überleben könnte, darf bezweifelt werden. Die Sendung selber wird jedoch noch einige Jahre überdauern..... LEIDER!

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