Donnerstag, 1. Juli 2010

Pastis-serie


Manche lieben Pâtisserie, andere Pastis-serie... also ohne Ende =D

Bei unseren Aufenthalten in Saignelégier pflegte ich jeweils den Abend mit einem Pastis (vom provenzialischen "Pastaga" für Mischung oder auch "Pastiche" für Nachahmung in Bezug auf Absinth abgeleitet) einzuläuten, während sich Martin meist lieber Kaffee und Kuchen zu Gemüte führte. "Le Pastis c'est pour Monsieur?" fragte jeweils die Servierkraft zielsicher. Mein "non, le Pastis c'est pour Madame" sorgte stets für Staunen. Ein seltsamer Rollentausch....

Original Pastis wird aus Alkohol, Sternanis, Wasser und Zucker hergestellt. Diese Ingredienzien lässt man über 24 Stunden ziehen und so zum Anisextrakt werden. Auf gleiche Weise wird aus Lakritzpulver und Alkohol ein Lakritzextrakt hergestellt. Beide Extrakte werden nun nochmals mit Alkohol, Wasser und Zucker vermischt, und eines der bekanntesten Apéritifs, das Pastis 51, ist geboren. 51 heisst diese beliebte Sorte, weil sie seit dem Jahr 1951 von Pernod vertrieben wird, enthalten tut er "nur" an die 45 Volumenprozent Alkohol. Ich kaufe meist den etwas günstigeren Pastis 45.... der schmeckt auch und wird praktisch identisch hergestellt.

Pastis mundet ausgezeichnet und eignet sich auch gut zum Aromatisieren von Speisen und Saucen. Man sagt ihm sogar Heilkräfte nach!! Anders als seinerzeit Absinth resp. Wermut enthält Pastis oder Pernod kein Thujon, ein Kraut, welches u.a. Schwindel, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Depressionen oder gar Blindheit hervorrufen kann. Seit 1998 darf die "grüne Fee" übrigens wieder legal verkauft werden. In Saignelégier konnte man schon vorher illegal den klaren Absinth, auch "Blanche" oder "La Bleue" genannt, kaufen. Aus Vorsicht verzichtete man bei der Herstellung auf die verräterische typische Grünfärbung!

Heute sprach ich mit jemandem über Pastis und dessen Wirkung auf unser Wohlbefinden... letztere natürlich nur, wenn nicht übertrieben wird. Da meine Freundin das Getränk nicht kannte, schlug ich vor, gemeinsam einen zu geniessen.

Meine empfindlichen Geschmacksnerven meldeten sofort und auch für mich einigermassen überraschend: Pastis ist nicht gleich Pastis.... meine Enttäuschung über das gebotene Geschmackserlebnis war riesig. Da war zwar dieser angenehm mundende Anisgeschmack, der wurde jedoch übertönt durch etwas, das mich sofort an die indische Küche denken liess. Meine diesbezügliche Frage konnte das Personal nicht beantworten, allerdings wurde mir die Flasche präsentiert. Meine Freundin Wiki lüftete dann das Geheimnis. Im Pastis Henri Bardouin findet sich nebst den üblichen Inhaltsstoffen unter anderem Zimt, Pfeffer und Kardamom. Letzteres war es auch, das mich störte, dies obwohl genau dieser Pastis 2008 mit einer Medaille d'Or ausgezeichnet wurde. Trotzdem schmeckt der auf wenige Ingredienzen reduzierte um vieles besser.

"In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung" lautete Leonardo da Vincis Motto und Schiller meinte dazu: "Einfachheit ist das Resultat der Reife."... und auf die reife Leistung meiner Geschmacksknospen bin ich schon ein wenig stolz. Prost zäntume =D

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