Sonntag, 20. Juni 2010

Kulina(nnema)rie☆: Chesery Murten


Wir sind nicht zum ersten Mal hier. Anders als sonst liegt heute jedoch ein auffallend penetranter Käsegeruch über allem in der Chesery Murten, fast so als hätte eine Gruppe durchgeschwitzter Soldaten auf Kommando ihre Schuhe ausgezogen. Das Lokal ist gut besucht; trotzdem wartet hinten in der Ecke ein Tischchen (CHF 680.-) auf uns. Alle Möbel und Einrichtungsgegenstände sprechen von einer jahrzehntealten Geschichte und können käuflich erstanden werden, ebenso wie Bilder, Dekomaterial etc. Louis irgendwas sucht man jedoch wohl vergebens.

Vorsichtig setze ich mich auf einen Stuhl (CHF 560.-), der irgendwie moderig riecht. Der Stoff der Armlehnen ist teilweise abgewetzt und es sieht fast so aus, als ob die Ratte gleich mit eingebaut wäre. So wechsle ich kurzerhand auf ein Sofa, welches gegebenenfalls auch als Trampolin benutz werden könnte. Der Tisch ist übervoll mit Gläsern, die von der letzten geselligen Runde sprechen, teilweise jedoch noch unbenutzt sind.

Man muss es mögen, dieses Ambiente von alt, ein wenig angestaubt, ja fast etwas überladen. Die angeschlossene Vinothek lässt kaum Kundenwünsche offen. Was etwas irritiert: es gibt nirgends eine Karte mit dem aktuellen Angebot samt Preisen. Die kulinarischen Leckereien sind zwar per Handschrift auf einem Zettel vermerkt, aber man möchte halt doch gerne wissen, was so ein Käse- Wurstplättchen oder der Serrano-Schinken kostet.

Auch Getränke- oder Weinkarte gibt es keine. Man kann sich in der Vinothek selber schlau machen, denn da sind sowohl Flaschen- als auch Deziliter-Preise angegeben. Allerdings: welcher durstige Erdenbürger möchte sich erst einmal durch die vielen Crus durchlesen? Eben!

Auf gut Glück bestellen wir mal die erste Runde: zwei Gewürztraminer, einen Rosé und einen Vully. Die Meringues (pro Stück 3.50) werden in einem Bottich auf den Tisch gestellt, in der Mitte Double crème und dazu noch eine Flasche Kirsch. Martin strahlt.... und bedient sich ausgiebigst. Lecker!!!

Die nächste Gläserrunde steht an und dazu bestellen wir diesmal ein Käseplättchen und Serranoschinken. Vorsichtigerweise fragen wir aber erst, mit was wir etwa rechnen resp. welche Kreditkarte wir einsetzen müssen. Vorsicht ist die Mutter aller Porzellankisten und das hat sich wieder einmal ausbezahlt.

Der 100-Gramm-Preis beim Käse beträgt 12 Franken. Das wäre ein Kilopreis von aufgerechnet 120 Franken! Der Serrano Schinken schlägt mit 18 Franken pro 100 Gramm resp. einem Kilopreis von stolzen 180 Franken noch mehr zu Buche. Ich finde das unangemessen - Sie?

1 Deziliter Gewürztraminer kostet übrigens Fr. 8.50, der Pinot gris Fr. 7.50, der Oeil de Perdrix Fr. 7.00, der Cru de l'hôpital Fr. 5.00. Unser Wein war übrigens fast ausschliesslich Cru de l'Hôpital, also Wein aus der Gegend... und dafür war er echt an bzw. über der oberen Grenze. Unser Apéro von 110 Franken für 4 Personen kann man nicht unbedingt als günstig bezeichnen. Wir werden nächstes Mal wohl anders disponieren.

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