Donnerstag, 15. April 2010

Der Ruf nach Freiheit


Ein tapferer Freiheitskämpfer reiste einst durch die Berge. In einer Karawanserei machte er einen Zwischenhalt und blieb gleich über Nacht. Dort gab es einen wunderschönen Papagei in einem goldenen Käfig, welcher ständig krähte: "Freiheit, Freiheit", und zwar so laut, dass das Echo von Bergen und Tälern widerhallte.

Der Mann konnte es mit seinem Freiheitskämpferethos nicht vereinbaren, dem armen Tier nicht zu helfen. So stand er den Mitten in der Nacht auf und öffnete die Tür des Käfigs. Nichts passierte! "Du kannst rauskommen", raunte er dem Tier zu, doch.... der Papagei klammerte sich an den Käfigstangen fest. "Jetzt hast du deine Freiheit, komm endlich raus! Hast du vergessen, dass du dich nach Freiheit sehnst? Die Tür ist offen, der ganze Himmel gehört dir!"

Doch der Papagei klammerte sich noch fester. "Da muss ich ihn wohl zu seinem Glück zwingen", dachte der Mann, griff beherzt in den Käfig und versuchte das Tier mit blossen Händen herauszuholen. Das begann jedoch mit dem Schnabel nach seinem Befreier zu hacken, während es gleichzeitig rief: "Freiheit, Freiheit". Die nächtlichen Täler warfen das Echo zurück. Kämpfer wie er war blieb der Mann jedoch hartnäckig. Es gelang ihm schliesslich, den Papagei zu packen und ihn hinauf in den Himmel zu werfen. War auch seine Hand verletzt, so hatte er doch das gute Gefühl, eine wertvolle Tat begangen und eine Seele befreit zu haben. Das wirkte wie ein sanftes Ruhekissen und so schlief der Freiheitskämpfer den traumlosen tiefen Schlaf des Gerechten.

"Freiheit, Freiheit" war sein Weckruf am nächsten Morgen, und als er aus dem Fenster blickte, sah er, dass der Papagei wieder in seinem goldenen Behältnis sass..... die Tür war offen.

Unsere Macht, unser Besitztum, unser Prestige.... das alles sind goldene Käfige, unsere kleinen Gefängnisse. Die Seele möchte frei sein, doch diese Freiheit ist gefährlich, denn sie bietet keine Sicherheit und keinen Schutz. Freiheit bedeutet, auf Messers Schneide zu gehen - jeder Augenblick eine Herausforderung des Unbekannten.

Werden wir uns diese Freiheit nehmen oder werden wir weiterhin in unseren goldenen Käfigen dahinvegetieren und uns nach Freiheit sehnen? Es ist nicht leicht, die Wahl zu haben!!

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