Freitag, 6. März 2009

Gazestreifen für den Gazastreifen


Da schlagen sich zwei Parteien gegenseitig die Köpfe ein. Da sie dazu allerdings mehr als nur eine Keule schwingen, sondern gleich auch noch sämtliche Häuser über den Köpfen wegpusten und einen ganzen Landstrich verwüstend in Mit-leiden-schaft ziehen, nimmt der Zwist Ausmasse an, die unvorstellbar und unkontrollierbar sind.

Da von diversen Ländern - darunter vermutlich auch der Schweiz - immer schön für Nachschub an Waffen und Geld gesorgt wird, kann man sicher sein, dass sich der Krieg in die Länge ziehen wird. Wäre Krieg kein Geschäft, dann gäbe es keinen solchen. Nebst Geldverdienen kann mit Scharmützeln auch wunderbar von anderen Problemen abgelenkt oder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von Fakten abgezogen werden, die das Licht des Tages fürchten.

Wie dem auch sei. Nun stellt die internationale Staatsgemeinschaft für den Wiederaufbau des Gazastreifens die unglaubliche Summe von 4,48 Milliarden Dollar bereit. Gazestreifen reichen eben bei weitem nicht aus, um die klaffende Wunde zu heilen. Die palästinensische Regierung hatte ja ursprünglich "nur" 2,8 Milliarden gefordert, aber wir sind ja nicht zuletzt seit dem 2. Weltkrieg recht grosszügig geworden.

Ich finde das jedoch eine Unglaublichkeit!!! Es widerspricht jeder Logik, zu der ich irgendwie Zugang habe.

Stellen wir uns vor: Frau Meier und Herr Müller von nebenan schlagen sich die Köpfe ein und zwar so lange, bis ihr Haus einstürzt. Der Garten liegt verwüstet darnieder, alles ein Chaos. Selbstverständlich spendet die Stadt 1 Million Franken für den Wiederaufbau des Krisengebietes, damit die Partie Meier-Müller in die nächste Runde gehen kann.... und die Waffenhändler reiben sich schon jetzt die Hände.

Übrigens: In der Sendung "hart aber fair" vom 21. Januar 09 diskutierten u.a. Michel Friedman, Norbert Blüm, Ulrich Kienzle, Rudolf Dreßler und Udo Steinbach über "Blutige Trümmer in Gaza - wie weit geht unsere Solidarität mit Israel". Folgende Vorkommnisse wurden "diskutiert":

Propalästinensische Demonstranten reagieren auf Israelische Fahnen, welche gut sichtbar an einem Haus angebracht sind, mit Ungemach. Die Polizei bricht die Wohnung auf und entfernt die Fahne. Das führt zu Diskussionen und Anschuldigungen. Wie hätten Sie entschieden?

Die Kaffeewerbung von Tchibo und Esso "Jedem den Seinen" musste entfernt werden, da der Satz Salomon Korn, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, zu sehr an das KZ Buchenwald erinnerte, an dessen Eingang von innen gut lesbar "Jedem das Seine" stand. Korn fand diese Werbung eine nicht zu überbietende Geschmackslosigkeit oder allenfalls ein Beispiel totaler Geschichtsunkenntnis. Selbstverständlich entschuldigten sich die beiden Unternehmen, da sie den historischen Zusammenhang nicht erkannt hätten.

Allerdings hat dieser Satz eine viel länger zurückliegende Geschichte, und zwar bis ins 2. Jahrhundert vor Christus. Schon Shakespeare zitierte ihn lateinisch: "Suum cuique spricht des Römers Recht". Darf man die klassische philosophische Definition von Gerechtigkeit nicht mehr in Worte fassen, nur weil sie von den Nazis missbraucht wurde? Was meinen Sie?

Aber nerven Sie sich selber.... allenfalls...

...denn da scheiden sich tatsächlich die Geister und so wird ein harmloser Satz gerne mal in den Bereich Antisemitismus verschoben.

Friedmann findet jedenfalls, Tchibo könnte eine Schadensersatzklage gegen ihre Werbeagentur machen, denn egal wie das Geschichtsbewusstsein 30jähriger sei: sobald sie einen Slogan formulierten, sollten sie ihn geschichtlich prüfen und man könne schliesslich viele andere Slogans für die Werbung einsetzen. Der Spruch sei zurückgenommen worden und damit sei für ihn die Sache erledigt!

"Jedem den Seinen" darf man wohl jetzt nicht mehr sagen? Eines ist jedoch sicher: Friedmann ist definitiv nicht der meine und einen Maulkorb brauch' ich mir von niemandem verpassen zu lassen.

Keine Kommentare: