Dienstag, 2. September 2008

Luxus?


Sehr geehrte Frau Schwab
Zeitlose Schönheit, Erlesenheit, Klasse und Beständigkeit... 

...woher kennen die von Globus mich so gut, wobei vielleicht Erlesenheit durch Belesenheit ersetzt werden könnte, oder auch wieder nicht. Jedenfalls erhielt ich heute einen dieser ganz persönlichen Briefe vom Berner (Halb)Edelkaufhaus, welcher gleichzeitig an tausende andere Haushalte verschickt wurde. 

Worum geht es genau bei Schönheit und Erlesenheit? Um den "neuen Luxus", um zeitlos Edles. Eigentlich nichts Neues in einer "weil ich es mir wert bin"- oder "man gönnt sich ja sonst nichts"-Gesellschaft. Alle jammern, und keiner hat angeblich Geld, ausser vielleicht für eine anprechende, ihm oder ihr entsprechende Portion Luxus. Da spart man viel lieber bei Kleinigkeiten (Geiz ist geil), um dann sein mühsam Angehäuftes in edel benamste (ND: belabelte) Luxusgüter zu investieren.

LUXUS: Das kann einfach ein gutes Essen beim Sternekoch sein, ein Wellness-Wochenende im Luxus-Spa, aber auch ein Kilo Kaviar auf Eis, den wohl niemand so wirklich mag, der aber löffelweise genossen einfach irgendwie einen edlen Touch verleiht. Oder wie wäre es mit 22karätiger Goldschockolade von Cocoa Gourmet? Ob sich das mit unseren Amalgamfüllungen und dem Budget einigermassen verträgt?

Wer nicht geniesst, wird irgendwann ungeniessbar. Wer sich nichts gönnt, gönnt andern nicht mal die Magenschmerzen. Wo hört jedoch der Genuss auf? Wo ist die Schmerzgrenze? Ab wann geht es nur noch um reine Prahlerei? Wenn eine Flasche Wein oder gar ein Champagner über 1000 Euro die Flasche kostet in irgendeinem Edelschuppen; Champus, der dann nicht mal getrunken wird sondern geschüttelt und versprüht? Wann geraten wir ins Reich der Dekadenz? Wo ist die Grenze?

Das bringt mich auf den Brief vom Globus (savoir vivre) zurück: die schreiben da nämlich: neuer Luxus beinhaltet alte Werte. Neuer Luxus ist die Rückbesinnung auf die wichtigen Dinge im Leben: sich in schönem Ambiente Zeit für Familie und Freunde gönnen (immerhin), die Sinnlichkeit edler Materialien auf der Haut spüren, genussvoll einen seltenen Champagner trinken, eine exklusive handgemachte Schokolade auf der Zunge zergehen lassen. SCHMELZ!!!!!!!

Man versucht hier, des Menschen Sehnsucht nach den alten Werten zu kombinieren (ND: verlinken) mit Luxus, also mit Teuerstem aus den Bereichen Kulinarik (Food), Kosmetik, Mode (Fashion), Uhren und Schmuck, Design etc. 

Meines Erachtens wohnt in jedem Menschen die Sehnsucht nach alten Werten. Irgendwie erinnern wir uns daran, und doch auch wieder nicht. Wir wissen mit Bestimmtheit, dass es nebst all diesen Äusserlichkeiten noch etwas anderes gibt, etwas, das uns einfach glücklich macht und uns Erholung schenkt von der Hektik unseres Alltags. Was war das nur? Wo finde ich das? Wie kann ich meine Sehnsucht stillen?

Eventuell auf einer dieser fantastischen Reisen von "Globus Reisen", deren Prospekte "Reisewelten" so sinnlich verlockende Landschaften und Hotels präsentieren, dass es selbst mich fast vom Hocker haut und beinahe automatisch ins nächste Flugzeug katapultiert?

Wie wäre es mal wieder mit einem Spaziergang im Wald. Die Umgebung mit allen Sinnen erfahren und erfassen. Den Geruch von frischem Moos, von Pilzen; das Geräusch des Windes in den Blättern, die Berührung der Haut durch die bereits milder gewordenen Sonnenstrahlen, das Plätschern eines Baches, das Singen eines Vogels.... und und und.... Luxus ist für mich ist auch, einfach Zeit zu haben, in die Natur zu gehen, am liebsten natürlich mit Martin, durch dessen Art zu sehen ich Dinge sehe, die ich so nicht wahrgenommen hätte! Die wirklich wichtigen Dinge im Leben bringen mich zu mir selber zurück, mit meinem Innersten in Kontakt, wirken wohltuend, entspannend und heilsam. Und das Witzige dabei: sie kosten überhaupt nichts. Investieren muss ich dabei lediglich ein wenig Zeit; Zeit die ich mir gerne schenke.

Um eine beinahe unstillbare Sehnsucht geht es auch bei diesem Film. Wie sich dieser Kiwi den Wunsch zu Fliegen erfüllt, was für Strapazen er dabei auf sich nimmt, ist wirklich sehr berührend.

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