Freitag, 26. September 2008

Raum statt Zeit


Noch 15 Minuten Zeit, bis die Wäsche fertig ist, genügend also, um noch schnell einen oscarreifen Film zu drehen, die Memoiren zu verfassen und eventuell noch ein kulinarisches Highlight auf den Tisch zu zaubern. Was wäre, wenn wir das Leben etwas weniger spastisch angehen würden? "Homo sapiens hecticus" könnte die Bezeichnung für die menschliche Rasse der Moderne lauten, wobei man in gewissen Fällen das "sapiens" eigentlich weglassen müsste.

Was bringt uns dieses Herumgezappel? Ruhm und Ehre oder doch eher Herzinfarkt und Magengeschwüre? Können wir es uns aussuchen? Nein, denn unser Bundesrat Herz... eh... Merz hätte sich sicher lieber einen erholsameren Urlaub gegönnt, als den Aufenthalt im Berner Inselspital. Ich meine, riskiert man ab und zu mal einen Blick in eine Parlamentariersitzung - Fernsehen sei dank - dann sieht man schon mal den einen oder anderen Politiker präkomatös herumsitzen. Dennoch ist dies keine wirkliche Trainingsrunde für ein künstliches Koma. Auf ein solches ist keiner wirklich vorbereitet. Die Frage, wo sich einer aufhält, wenn er im Koma liegt, hat noch niemand wirklich beantworten können. Nun punktet unser Bundesrat mit fünffachem Bypass und sein Herz schlägt wieder für die Schweiz resp. deren Finanzen. 

Dieses ewige Gezuzel ist für niemanden wirklich gesund. Es reisst einem hin und her und je verantwortungsvoller man mit der einem zur Verfügung gestellten Zeit umgehen möchte, umso mehr spürt man die Last des Alltags und seiner Anforderungen. Da gilt es ab einem gewissen Alter die Balance zu halten, wenn man nicht ganz schnell vom Dies- zum Jenseits überwechseln möchte.


Diese Nonne ist dabei zwar sehr kreativ und wird zuletzt gar übermütig - hallelujah - aber das gleich Schicksal so herauszufordern.... muss ja nicht sein. 

Ich schlage vor, dass wir uns statt Zeit Raum geben. Anhand eines Beispiels erkennt man sehr schnell den Unterschied. Sie möchten ein Geschäft eröffnen? Toll, ich gratuliere Ihnen! Was müssen Sie nebst Ihrer Genialität dafür als erstes haben? Geschäftsräumlichkeiten, genau! Es genügt nicht, wenn Sie sich einfach nur Zeit geben. Selbst wenn Sie von zuhause aus arbeiten, belegen Sie Raum.

Raum kann man sich auch geben, zum Beispiel um etwas zu erlernen, zu erschaffen. Gibt man sich den nämlich, dann wird die Zeit relativ, d.h. es kann relativ schnell gehen, bis Sie das erstrebte Ziel erreichen, oder etwas länger. Sie legen sich nicht fest und dadurch fällt der Druck weg. 
Ja, ich weiss, im heutigen Geschäftsleben werden Ihnen straffe Termine gesetzt, wird ausschliesslich mit Druck gearbeitet, rationalisiert... Geschäftsleidung eben. Dennoch können Sie der Ihnen gesetzten Zeitlimite gedanklich noch den nötigen Raum hinzufügen, das ist rein gefühlsmässig eine Bereicherung und führt dazu, dass Sie die Ihnen übertragenen Arbeiten schnell und effizient erledigen.

Seien wir ehrlich: in den meisten Fällen sind wir nämlich in Bezug auf die uns vorgegebenen Arbeiten immer viel zu früh fertig, vor allem mit den Nerven. Wir stressen und hetzen uns beinahe zu Tode, um dann die restliche Zeit mit irgendwelchen sinnlosen Aktivitäten totzuschlagen. Büro aufräumen zum Beispiel. 

Ein Professor hat einmal geäussert, dass er ein für ihn momentan unlösbares Problem jeweils seinem besten Schüler weiterreiche und diesem dafür - sehr wichtig - 10 Tage Zeit gebe. Bisher habe das immer bestens geklappt. Ohne Zeitlimit fehle ein wichtiges Druckmoment, wie sich das in der Erfolgsskala deutlich zeige. Gute Idee, muss ich mir merken.

Es soll ja welche tatsächlich geben, die arbeiten unter Druck einfach besser, Kaffemaschinen mit Dampfdrucksystem zum Beispiel. Der Mensch sollte jedoch eine gewisse Seelenruhe pflegen, alles andere ist ungesund. Werden wir also wieder zum "Homo sapiens laxamentum", was nichts mit sich beklagen zu tun hat. Ich wünsche allen einen entspannten entspannenden Tag!! =D

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