Mittwoch, 27. August 2008

Rosenkavaliere?


Das Leben überrascht einem Tag für Tag aufs neue. Eigentlich!! eine wunderbare Sache würde man spontan einmal sagen. Doch sind wirklich alle Überraschungen nach unserem Gusto. Definitiv nein. Gartenbesitzer können davon ein Liedchen singen. 

Zum Beispiel weiss ich von Anwohnern der Strasse zum (S)Eichholz, dass deren Gärten schon mal zum Bierflaschendepot verunstaltet werden, wobei die Leute schon froh sind, wenn die Flaschen nicht noch zum Feuerwerkskörper umfunktioniert werden. Schläulinge werfen ihren Abfall in gebührenfreien Säcken über den Zaun,  andere stecken den Müll direkt zwischen die Zweige der Hecke, wobei man in solchen Fällen nicht immer genau weiss, ob es sich dabei nicht einfach um moderne Kunst handelt. Teile der Hecke werden auch schon mal abgebrannt... Es gibt tatsächlich nichts, das es nicht gibt.

Auf meinem Weg zur Tramstation komme ich an einem sehr schönen Garten vorbei. Es ist nicht der weissgestrichene Zaun, der mich immer wieder mal zum Stehen und Staunen veranlasst, sondern was sich dahinter präsentiert. Frühlingsblumen erwecken meine Lebensgeister, Schwertlilien den Künstler in mir und Rosen waren schon oft meine Lehrmeister. Sie alle bilden Inseln im Alltag, geduldig, kreativ und mutig. Und diesen Mut brauchen sie auch, denn nicht jeder belässt es bei respektvoller Bewunderung.

So sah mein fassungsloses Auge gestern einen Mann, der sich da offenbar an den Rosen bediente. Er sah aus wie ein Inder und ich weiss nicht ob er mein "Hallo, ja geht's denn noch, das nennt man stehlen" auch tatsächlich wörtlich verstanden hat. Er machte sich jedoch mit raufgezogenen Schultern schleunigst aus dem Staub, nicht ohne vorher noch kurz einmal zuzugreifen. Ein moderner Rosenkavalier?

Der weisse Zaun dient übrigens auch schon mal als praktische Entsorgungsstätte. "Bier(dosen)idee trifft letztes Hemd" heisst da schon mal das Motto. Na danke schön.

Menschen, welche das Wort Eigenverantwortung weder kennen noch leben gibt es, so scheint einem zumindest, mehr und mehr. So nimmt man es auch kulinarisch gesehen nicht so streng, d.h. hier ein paar Trauben, dort einen Apfel, da gar ein Kilo Tomaten... sieht ja keiner.
Sozialstaatdenken oder Wohlstandsverwahrlosung? Eventuell gar Bibeltreue? Ja ich meine, wer kennt das nicht mit dem "Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht"? Spinnen? Wie? Wer spinnt; etwa ich?

Vielleicht wären ja diese "menschlichen Lilien" gerne anonym in ihrem Tun. Potentielle Stammkunden für die neue Pixel-Zensur-Technologie? Schnell ein paar Pixel vorgeschaltet, das gibt die nötige Freiheit vor doofen Sprüchen wie: "Hallo, ja geht's denn noch? Das nennt man stehlen!"

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