Donnerstag, 3. Juli 2008

Abteilung Leserbriefe


Haben Sie das auch schon erlebt? Sie lesen etwas in einer Zeitschrift, das Sie seltsam berührt, ärgert, auf der berühmten Palme landen lässt... kurz: es lässt Sie nicht kalt. Und so greifen Sie denn zur Feder, hauen in die Tasten was das Zeug hält, um Ihre Meinung kundzutun. Dabei nehmen Sie sich genügend Zeit, formulieren aus, streichen, ergänzen und kürzen. In der Kürze liegt nicht nur die Würze, sondern auch die Chance, dass Ihr Leserbrief in der nächsten Nummer auch erscheinen wird.
Mit etwas Glück werden Ihre Formulierungen original übernommen; der Sprachfluss bleibt erhalten. Es kann aber auch passieren, dass Sie Ihren eigenen Leserbrief nur deshalb finden, weil Ihr Name drunter steht: schwarz auf weiss: Annemarie Schwab, Bern.

Mir ist das soeben wieder einmal passiert, und das nicht zum ersten Mal. Im Gesundheitstipp 06/2008 ging es um Zauberpilze, LSD, Cannabis... kurz um Drogen aller Art, und zwar im direkten Vergleich. Ein auf Forschermeinung basierendes Fazit wurde gezogen: Alkohol und Tabak schädigen die Gesundheit viel stärker als etwa Cannabis und LSD.
In meinem Blogeintrag vom 24. November 2007 habe ich das Thema bereits kurz angesprochen, eben weil Cannabiskonsum öffentlich oft verharmlost oder gar glorifiziert wird. In diesem Zusammenhang wies ich auf die alarmierenden Meldungen von Ärzten aus dem Inselspital Bern hin, welche bei z.T. noch jungen Gewohnheitskiffern schwerwiegende irreversible Lungenschäden feststellen mussten. Wir sprechen hier von Pneumothorax, bei welchem Luft zwischen Lungen- und Rippenfell gelangt und den Lungenflügel zusammensacken lässt. Nach Behebung dieser lebensgefährlichen Situation wurden die Patienten jeweils näher untersucht. Anstelle der erwarteten kleinen Luftbläschen in der Lungenspitze beobachteten die Ärzte grosse Luftblasen. Bei einigen Patienten belegen die Luftblasen die ganze obere Hälfte der Lunge in Beschlag. Im Gegensatz dazu wiesen Tabakraucher keine solchen Veränderungen auf. Warum langjähriger Cannabiskonsum im Gegensatz zu Tabakkonsum grosse Löcher in die Lunge frisst, ist bis jetzt noch unklar. Fest steht nur, dass sich im Lungengewebe der Cannabisraucher kleine Pflanzenpartikel einlagern.
Auf diese Gefahr wollte ich in meinem Leserbrief hinweisen. Im unter meinem Namen abgedruckten Text steht dann in GT Nr. 07: "Es erstaunt mich, dass Sie das Gefahrenpotenzial von Cannabis als gering bezeichnen. Mit keinem Wort haben Sie erwähnt, dass regelmässiges Kiffen grosse Luftblasen in der Lunge verursachen kann. Das hat eine neue Studie des Berner Inselspitals gezeigt."
Hallo, denken nun Herr und Frau Leser, Luftblasen in der Lunge haben doch alle. Wat soll das denn? Wie klein sind grosse Luftblasen? Wie gross sind kleine Luftblasen? Klar, es ist noch nicht das Ende der Welt, wenn etwas unklar abgedruckt wird....


... aber es könnte unangenehme Konsequenzen haben. Jetzt nicht in meinem Fall; ich bin eine ganz kleine Nummer, wenn überhaupt. 
Anders da der Verband der Atlasologen. Dessen Präsident, Jörg Bohny, reichte beim Presserat Beschwerde gegen den Gesundheitstipp ein. Grund: Im Vergleich mit sieben weiteren sanften Rückentherapien schnitt Altlasologie nämlich am schlechtesten ab. Der Presserat ist zwar der Meinung, der Gesundheitstipp habe mit seinem Artikel keine berufsethischen Prinzipien verletzt. In einem Punkt gab er Herrn Bohny jedoch recht: Ein Zitat eines Arztes habe die Redaktion stark kürzen müssen. Der Leser erhalte dadurch den unrichtigen Eindruck, auch dieser Allgemeinmedizinier stehe der Atlasologie kritisch bis negativ gegenüber. 

In der Kürze liegt die Würze? Wie hiesst denn dieses Kraut? Wischiwaschi? 

Weglassen ist eine Kunst, man muss sie beherrschen. In Japan sind sie darin Weltmeister! "Muda ga nai", alles Unnötige weglassen, keine unnötige Verschwendung z.B. von Worten. Dabei muss man jedoch unterscheiden können zwischen relevanten und irrelevanten Satzteilen, sonst geht irgendwann der Sinn flöten, was ein wenig an "Lost in Translation" erinnert:

übrigens ein ganz toller Film, den man gerne auch mehr als einmal anschauen kann.

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