Shitstorm? Nein: Trois Pommes (drei Äpfel) |
Akt 1: Wir lesen mehr oder weniger empört: aus angeblich rassistischen Gründen wird Oprah Winfrey eine Handtasche nicht gezeigt, da diese 35'000 Franken kostet. Es werden ihr zwar kostengünstigere Alternativen angeboten, aber das klingt eher nach Moll statt Dur. Frau W. überlegt, gleich den ganzen Laden zusammenzukaufen, lässt den Gedanken jedoch fallen, obwohl sie es wohl aus der Portokasse hätte verschmerzen können.
Akt 2: Die Talkerin bringt die Geschichte an die Öffentlichkeit. Ein medialer Aufschrei erfolgt. Winfrey wird umgehend zum "Rassismusopfer" und alle, die in Zürich jeh herablassend behandelt wurden, kriegen entsprechend Gehör. Auch andere melden sich zu Wort, erhalten aber sichtlich weniger Platz eingeräumt.
Akt 3: Boutiqueinhaberin Trudi Götz beharrt darauf, dass es sich beim Ganzen um ein Missverständnis gehandelt haben muss und dass ihre Leute top-geschult seien. Besagte Verkäuferin, die seit dem Vorkommnis schlaflose Tage und Nächte hat, sei es gewohnt, mit Prominenz umzugehen, sprich: mit Samthandschuhen zu sprechen, denn sie habe schon oft in der Niederlassung St. Moritz gearbeitet.
Akt 4: Es dämmert allmählich, warum besagte Tasche so teuer war. Ich meine, sogar eine Kelly-Bag von Hermès ist - je nach Material - um einiges günstiger. Das mittlerweile weltberühmte Stück war aus Krokoleder gefertigt! Das stösst nun wiederum "PETA" sauer auf, die bekannte Tierrechtsorganisation, welche die US-Talkmasterin 2008 zur Tierschützerin des Jahres gekrönt hatte. Uiuiuiui!
Akt 5: Oprah krebst zurück, lobt Zürich im Allgemeinen, den Wellnessbereich des Dolders im Speziellen und dankt besagter Verkäuferin für den wertvollen, 38'000-Dollar-Tipp, denn die Tasche wäre tatsächlich zu teuer gewesen für das bisschen Krokodil am Arm. Trudy Götz kann Ihre Krokodiltränen trocknen und die Schweissperlen abwischen; sie ist haarscharf an einem Shitstorm vorbeigesegelt. Alles ist gut, ausser dass die gute OW jetzt im Verdacht steht, die ganze Aktion als Publicity für ihren Film "The Butler" in Szene gesetzt zu haben. O Weh!
Übrigens: Als ich noch jung und einigermassen "verjäst" angezogen war (Jeans, Turnschuhe, Pilotenjacke), ging ich für einmal ohne meine Mutter in ein etwas luxuriöseres Schirm(!)geschäft. Ich hatte da einen Regenschirm gesehen, dessen Muster mir extrem gefiel. Er war nicht aus Krokodil! Zusammen mit Mutter war ich von der Inhaberin stets freundlichst gegrüsst worden, egal wie ich angezogen war. So aber guckte mich die Frau mit stumpfem Blick an und meinte: für Sie haben wir hier nichts! Leute, das hat weh getan!!!! Mit meiner weissen Haut in unserem Land konnte ich nicht laut "Rassismus" schreien, obwohl ich ebenso in einer "Schublade" abgelegt worden war. Egal, es hat mich sehr getroffen und falls sich die Verkäuferin tatsächlich geweigert haben sollte, Frau Winfrey die Tasche zu zeigen, dann muss das die Frau geschmerzt haben, denn egal wie berühmt oder reich .... es schmerzt, abgelehnt zu werden!
PS: kennen Sie jenen berühmten Witz: 2 Österreicher gewinnen eine Luxusreise nach Afrika. Auf einer Bootsfahrt kentert ihr Schiff. Keiner der beiden kann so richtig schwimmen. Da kommt elegant ein Krokodil angeschwommen. Sagt der eine zum andern: Du, dass ist aber wirklich toll hier, sogar die Rettungsboote sind von Lacoste.
Tja, der gehörte eben zu den Österreicherwitzen. Bei uns sind es dann oft auch die Fribourger, in Deutschland wohl die Ostfriesen, in Italien die Sizilianer .... auch eine Art Rassismus, aber sonst bleibt halt der Witz auf der Strecke ;-)
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