Montag, 14. September 2009

Jugendliche Straftäter und Samthandschuhe?


Mit Samthandschuhe solle man gerade diejenigen anfassen, welche ihre Mitmenschen im Extremfall zu Tode prügeln, wie dies tragischerweise letzten Samstag auf einem Münchner S-Bahnhof geschehen ist. Das ist glatter Mord... ein Mord aus purer Frustration!

Samthandschuhe gehören meines Wissens nicht ins Waffenarsenal gewaltwilliger Halbwüchsiger. Da finden sich vielmehr Eisenstangen, Schlagringe oder gar Schusswaffen.

Heute auf RTL sagte ein Prügeltäter ganz offen, Deutschland sei blöd. Er wisse, dass er selbst dann, wenn sein Opfer an den Folgen eines Übergriffs sterben sollte, maximal ein halbes Jahr hinter Gitter müsse. No problem. Und er sehe nicht ein, warum er für sein Geld schwitzen solle, wenn es bei andern so einfach zu holen sei.

Eins ist klar: ein wirklich selbstsicherer Mensch, ein angstfreier Mensch schlägt nicht zu. Ein solcher Mensch macht auch anderen keine Angst. Angst und Aggressivität gehören zusammen; Angst, gepaart mit Unsicherheit, Minderwertigkeitsgefühlen und fehlender Frustrationstoleranz löst aggressives Verhalten aus. Da genügt dann oft ein Blick, und die Gang schlägt zu. Ja, denn Alleintäter sind relativ selten, dazu sind sie zu feige. Nur in der Gruppe kommt genügend Unmut zusammen, um handlungsfähig zu sein.

Aggression macht in gewissen Situationen Sinn und kann lebensrettend sein. Ist es das einzige Gefühl, dessen ich noch fähig bin, dann ist es mehr als bedenklich.

Ich bin der Meinung, dass auch Jugendliche zur Verantwortung gezogen werden MÜSSEN. Sie haben heute bereits in jüngsten Jahren schon fast alles erlebt. Viele haben in einem Alter Kinder, indem man sich früher noch kaum für das andere Geschlecht interessierte. Wer nicht mit 15 mindestens 3 gescheiterte Beziehungen hinter sich hat, ist eine alte Jungfer. In gewissen Lebensbereichen sind Jugendliche heute früher reif, in anderen leider um einiges später bis nie.

Sicher ist noch kaum jemand im Gefängnis zu einem besseren Menschen mutiert, ausser vielleicht Karl May. Das wäre ein Punkt, der gegen lange Haftstrafen spricht. Dennoch geht es meines Erachtens nicht, dass man fast ohne Konsequenzen andere in Angst und Schrecken versetzen, zum Behinderten oder gar zu Tode prügeln kann, und die Deutschschweizer Jugendheimleiter stellen fest, "dass sich die Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenenalter halt in einem Reifeprozess befänden und dass es Aufgabe der Gesellschaft und damit auch des Jugendstrafrechts sei, diesen Reifeprozess durch geeignete Massnahmen zu begleiten."

Jugendliche wollen ja selber als erwachsen wahr- und für voll genommen werden, und vielleicht ist es gerade dies, was wir auch in (straf)rechtlicher Hinsicht tun sollten. Vielleicht könnte das den einen oder andern zum Nachdenken bringen, zum Nachdenken darüber, was eine angemessene Reaktion auf Kleinigkeiten wäre. Zudem sollte schon Kleinkindern beigebracht werden, das nicht alles immer nach dem eigenen Kopf läuft.

Dominik B. hatte 4 Kindern helfen wollen, indem er ihnen anbot, mit ihnen auszusteigen und die Gefahrenzone zu verlassen. Er hat sein an sich korrektes und überlegtes Handeln mit seinem Leben bezahlt. Wie es jetzt den Anschein hat, kommen die 17- und 18jährigen Täter diesmal nicht so einfach davon, denn die Anklage lautet auf Mord. Vielleicht ein erster Schritt in eine neue Richtung?

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