Mittwoch, 13. Mai 2020

Coronoia: einfach zurück zur Normalität?

Restaurantbesuch? Ja, aber nach Abklingen von Coronoia!!!
Heute morgen 10:15 Uhr in Bern: das Adrianos bietet ein bis anhin ungewohntes Bild. Ausser zwei Angestellten HINTER der Bar ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Das beliebte Café ist leer! Es hat 100pro auf TakeAway umgeschaltet, habe ich mir sagen lassen.

Etwas später um zirka 11 Uhr: Herr Rota vom Restaurant Kirchenfeld steht am Fenster und schaut hinaus. Normalerweise hätte er wohl um die Zeit genügend in der Küche zu tun. Jedenfalls habe ich auch dieses Bild noch nie gesehen bisher.

Das sind zwei Blitzeindrücke, welche bei mir eine ganze Gedankenkette ausgelöst haben. Mir kommt es so vor, als verhielten wir uns gerade irgendwie wie verletzte Wesen in Rekonvaleszenz. "Duuch" ist der passende berndeutsche Ausdruck dafür. Einfach nahtlos wieder einsteigen in vorheriges Tun und Lassen — undenkbar. Von gewohnter Normalität zu sprechen wäre hier weit verfehlt.

Es sind nicht nur diese leidigen Masken, die von sehr vielen, erstaunlicherweise vor allem jungen Menschen ganz selbstverständlich getragen werden. Es ist viel mehr das artfremde Verhalten, das in den Lauben, Gassen und Geschäften Berns und in unserem gesellschaftlichen Miteinander Einzug gehalten hat.

Wie hält man beispielsweise stets erfolgreich einen 2 Meter Abstand ein? Es passiert halt schon mal, dass man im Laden gerne etwas aus dem Regal nehmen würde, was dadurch verhindert wird, dass eine andere Kundin davor steht und dabei ist, bei einem oder mehreren Produkten minutiös die Inhaltsstoffe auf Allergene zu prüfen. Und es ist jetzt nicht so, dass man wie früher mit einem freundlichen "sorry" doch zugreift, denn darauf reagieren die meisten noch allergischer als auf Glutamat, Laktose, Fructose oder was auch immer. Die Intoleranz und die gegenseitigen Erziehungsmasnahmen haben dermassen Einzug gehalten in unserer Beziehungskultur, dass es, wie man den Medien entnimmt, auch schon mal zu Schlägereien und Pfeffersprayattacken kommt.

Wir sind früher oft auswärts Essen gegangen; nicht weil ich nicht kochen könnte, aber weil es einfach wunderschön ist, sich kulinarisch verwöhnen und auch mal bedienen zu lassen. Und in Lokalen, in denen man zur Stammkundschaft gehört, bildeten sich mit der Zeit so etwas wie Freundschaften. Ich vermisse diese Menschen und denke viel an sie und daran, was sie wohl jetzt gerade durchmachen.

Wenn ich in den "Corona-Regeln Gastronomie" nur schon lese: "strenge Hygiene- und Schutzmassnahmen" würden umgesetzt, dann bleibt mir die Apéro-Olive gleich im Hals stecken!

Interessant ist z.B. Punkt 3: "Mitarbeitende und andere Personen (???) halten zwei Meter Abstand zueinander. Für Arbeiten mit unvermeidbarer Distanz unter zwei Metern sollen die Mitarbeitenden durch Verkürzung der Kontaktdauer und/oder Durchführung angemessener Schutzmassnahmen möglichst minimal exponiert sein".

Was ist eine "Verkürzung der Kontaktdauer"? Wieviele Millisekunden beinhaltet sie? Fliegende Untertassen und ebensolche Teller wären jetzt echt eine Erleichterung, ansonsten trägt der Kellner entweder während des gesamten Einsatzes eine Maske, welche die Sauerstoffzufuhr erheblich einschränkt und unter welcher unser Gesicht bei gefühlten 60 Grad niedergegart wird, oder aber er übt sich in gezieltem Weitwurf, um dem Kunden nicht zu nahe kommen zu müssen — "schmeiss doch mal die Butter rüber".

Die insgesamt 10 Massnahmen des Schutzkonzeptes lassen die Vermutung zu, dass sich die in diesem "Thinktank" integrierten Mitarbeiter des BAG normalerweise nicht zwingend in Restaurants der normalen bis gehobenen Preisklasse zu verpflegen pflegen. Ob da eine Lohnerhöhung fällig wäre?

Mit einem etwas schlechten Gewissen gegenüber den wundervollen Betreibern unserer Lieblingsrestaurants habe wir uns entschieden, erst einmal abzuwarten, wie lange diese widersinnigen Coronaregeln aufrecht erhalten werden. Eventuell wird da auch bald eine zweite Welle bemüht, um die Angst erfolgreich wiederzubeleben und neu zu schüren. Ist ja sooo gefährlich, dieses böse Coronatier, da sind sich Herr Drosten und Bill Gates einig und Melinda wird ihrem hauseigenen Virusspezialisten bestimmt nicht widersprechen wollen.

Derweil läuft weltweit ganz viel. Immer mehr Menschen gehen auf die Strasse und setzen sich aktiv ein! Nein, es geht für einmal nicht ums Geld oder um wirtschaftliche Aspekte, jedenfalls nicht in erster Linie: es geht um unsere Grundrechte, um eine wahrhafte Demokratie, um unsere Zukunft und die unserer Kinder und Kindeskinder, die in einer freien Welt aufwachsen sollen. Für diese Freiheit haben unsere Vorfahren gekämpft, und wir sollten sie nicht einfach "kampflos" aufgeben.

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