Sonntag, 26. September 2010

(F)Rohstoff Mensch - Handelsstandort Schweiz

Die Schweizer sind nicht eben spendefreudig, was die eigenen Organe anbelangt. Persönlich halte ich dies ja für ein Zeichen angewandter Intelligenz. Nicht so FDP-Ständerat Felix Gutzwiller, der vom Bund Massnahmen zur Erhöhung der Zahl der Organspender fordert.

In Frankreich, Italien, Österreich und Spanien ist die Bereitschaft zur Organspende wohl allein deshalb um einiges höher, weil in diesen Ländern sämtliche Verstorbenen potenzielle Organspender sind, sofern sie sich nicht explizit dagegen ausgesprochen haben. Und vermutlich wissen dies gerade mal 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Unser System soll nun entsprechend angepasst werden von der heute geltenden Zustimmungs- hin zur Widerspruchsregelung. Kürzlich lag der Zeitung "Das Magazin" ein solcher Anti-Organspenderausweis bei, bereit zum herauslösen und ausfüllen. Interessanterweise handelte es sich dabei um eine zweiteilige Karte in Kreditkartenformat, welche in der Mitte perforiert war. Der eine Teil war den Personalien vorbehalten, auf den andern gehörte die Erklärung, dass man keine Organe zu spenden gedenke. Ein Leichtes, die Widerspruchsdeklaration abzutrennen, bevor man den Verblichenen ausweidet.

Sollte die bei uns geforderte Zustimmungsregelung durch eine solche Widerspruchsregelung ersetzt werden, vergreift sich der Staat sozusagen am letzten, was uns tatsächlich gehört und jeder von Geburt an sein eigen nennt: unser Körper. Es ist dies eine Aussage, welche auf gut Deusch lautet: unsere Bürger sind ökonomische Ressourcen, und das nicht nur mittels Steuereintreibung. Kommt ein Unfallopfer vom Physischen her gesehen (Alter, Gesundheitszustand, Blutgruppenübereinstimmung) als Spender in Frage, dann wird nicht lange gefackelt. Man wird ausgeweidet, um nicht zu sagen ausgeschlachtet. Nebst den Organen werden auch die Gewebe (Knochen, Haut, Sehnen, Knorpel, Gefässe) verwertet, zum Beispiel durch Schönheitschirurgen, welche Produkte aus menschlichen Leichen benötigen, um den Nasensattel aufzupolstern, Falten zu unterfüttern, Lippen aufzupeppen etc.

Reinkarnation? Nichts dagegen, aber gleich so? Ein klares Nein, und zwar definitiv und ohne Zusatzfragen. Ich bin diesbezüglich aber auch konsequent, das heisst ich bin nicht nur kein Organspender sondern auch kein Organempfänger.

Wenn man mal in Betracht zieht, was für ein Riesengeschäft der Organhandel ist und was in diesem Zusammenhang weltweit für unsagbare Verbrechen an unseren Mitmenschen geschehen. Der chinesische Vize-Gesundheitsdirektor Huang Jiefu hat zugegeben, dass die Organe Hingerichteter verkauft werden und dass 95 Prozent der chinesischen Transplantate von exekutierten Verbrechern stammen. Wenn man zudem bedenkt, für was man in China zum Tode verurteilt wird und wo in diesem Land die wahren Verbrecher sitzen, dann wird einem schlecht. Viele Menschen in armen Ländern verkaufen z.B. ihre Nieren, weil sie dafür für dortige Verhältnisse sehr viel Geld erhalten, zum Beispiel in Indien oder den Philippinen.



Die kleinen Dörfer Südindiens werden Nieren-Basare genannt, und das aufgrund der dort herrschenden bitteren Armut der Bevölkerung. Ausbezahlt werden jedoch vergleichsweise lächerliche Summen, wenn man bedenkt, wieviel andere daran noch mitverdienen werden... z.B. die Organmafia. Aber auch völlig legal durchgeführten Organtransplantationen sind, wenn man es genau nimmt, eine gut funktionierende Geschäftsidee. Im Organhandel zeigt sich die freie Marktwirtschaft von ihrer grausamsten Seite.

Wichtig wäre für Leute, die ihre Organe nicht spenden möchten, eine schriftliche Patientenverfügung zu verfassen, in welcher sie für den Notfall alles ganz genau regeln und beglaubigen lassen (lebenserhaltende Massnahmen, Schmerz- und Symptombehandlung, künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, Wiederbelebung, künstliche Beatmung, Dialyse, Antibiotika, Verabreichung von Blut, Organspende etc.). Es kann nämlich der Moment kommen, da man nicht mehr für sich sprechen, eintreten oder entscheiden kann. Im Falle von "Organspende ja oder nein" wäre ein Flächendeckendes Tattoo "ich bin kein Organspender" ein gangbarer Weg, wobei immer noch die Gefahr besteht, dass das K einfach "versehentlich" bei der Organentnahme rausgeschnitten wird!

Wer wie ich auf eine ganz intensive Art mit dem Körper arbeitet, dem eigenen und demjenigen anderer, der ist überwältigt von der Erkenntnis, mit was für einem intelligenten System, besser gesagt Wesen man es zu tun hat. Auf ganz einfache Weise mit subtilen Impulsen kann man in jedem Alter Dinge wiederherstellen, die wahrhaft an ein Wunder grenzen. Ich bin meinem Körper deshalb zu grossem Dank verpflichtet und wünsche nicht, dass er mittels Gesetzesänderung zu einem Selbstbedienungsladen für den Staat umgewandelt wird.

Merken wir uns das abstruse Ansinnen Gutzwillers.... für die nächsten Wahlen. Es ist nicht gut, wenn solche Leute zuviel Macht haben!

Lesen Sie zu diesem Thema auch meinen Eintrag vom 27. Februar 2008 (Transplantationsmedizin - ja oder nein?).

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