Mittwoch, 20. April 2016

Illegale Writer und Sprayer: Dummheit vor Heldenmut

"Ich spraye, also bin ich"? 

Ich spraye, also bin ich? Was ist die Motivation eines Sprayers? Die Uni Potsdamm kam bei diesbezüglichen Untersuchungen zu folgenden Schlüssen:

  • Streben nach eigener Verbesserung (Fortschritte machen) 
  • Positive Emotionen (abschalten, abreagieren, Stimmung verbessern, rauschähnlicher Kick beim Sprühen … wohl wegen der Lösungsmittel?)
  • Kreativität (Ideen & Vorstellungen verwirklichen, Gefühle ausdrücken)
  • Gruppengefühl (Geborgenheit, Zusammenhalt)
  • Ruhm
  • Lebenssinn
  • Grenzerfahrungen machen (Angst, Gefahr erleben und überwinden)
  • Selbstverwirklichung

Der drogenähnliche Rauschzustand sei vergleichbar mit demjenigen von Extremsportlern und trete auch dann auf, wenn legal gesprayt wird (z.B. Auftragsarbeit). Aufgrund des enormen psychischen und physischen Stresses steigen daher offenbar die sogenannten illegalen Writer auf legales Sprayen um.

Für mich ist Sprayen in erster Linie ein Markierverhalten, wie wir es im Tierreich vor allem von männlichen Exemplaren kennen, also:

  • MARKIEREN
  • Abenteuer (Reiz des Verbotenen)
  • Adrenalin-Sucht
  • Angeberei
  • Wunsch nach Unsterblichkeit
  • Jugendlicher Blödsinn
  • Gruppenzwang
  • Mangelnde Empathiefähigkeit
  • Langeweile
  • Dummheit
  • Gedankenlosigkeit

Also auch der Gruppenzwang, die Angeberei gehört dazu, sowie eine gehörige Portion Selbstüberschätzung bis hin zur Dummheit. Es geht ja noch, wenn jemand meint, die graue Betonwand in einer Unterführung sei etwas langweilig. Wenn jedoch frisch renovierte Häuser umgehend wieder eingekleckert werden, ist das mehr als ärgerlich. Geht es zudem um öffentliche Gebäude, wird der Steuerzahler massiv zur Kasse gebeten. Dass mittlerweile nicht einmal mehr vor den Rinden von Bäumen Halt gemacht wird, zeigt die zunehmende Verrohung und Respektlosigkeit gewisser Exemplare des Homo …. ehm …… Sie sehen mein Problem!

Dass es ganz schnell gehen kann mit solchen Tags, haben Martin und ich auch schon miterlebt:

  • Da waren zum Beispiel drei Jugendliche, wohl alle unter Zwanzig. Die schlichen ganz seltsam an der Christkatholischen Kirche vorbei und zack: schon hatte einer ein Tag gemalt und eh man auf zwei zählen konnte: waren sie auch schon verschwunden. Die Qualität des "Markats" können Sie sich vorstellen! 
  • Ein anderes Mal sahen wir auf der gegenüberliegenden Strassenseite eine Gruppe Jugendlicher mit Spraydosen. Die kamen dann aber doch nicht zum Einsatz. Ob sie sich von unseren strengen Blicken haben abhalten lassen? 
  • Am 1. August vor 3 Jahren sahen wir in der Querstrasse zu unserer einen Sprayer in einem Garten verschwinden, nachdem er vorher alle Briefkästen getaggt hatte. Wir folgten ihm und standen plötzlich mitten in einer Mega-Party zum Nationalfeiertag. Der Tagger war wohl umgehend über einen Hintereingang in einem der Häuser verschwunden. Kurz darauf tauchte einer auf, der zwar ein anderes T-Shirt anhatte, aber aufgrund des Bewegungsmusters waren wir uns jedoch fast zu 100pro sicher, dass es sich um den Sprayer gehandelt hat. Er sah uns auch entsprechend misstrauisch an! Kurz zuvor war eine junge Frau auf uns zugekommen und hatte uns spontan so herzlich eingeladen, uns unters Volk zu mischen und mitzufeiern, dass wir nicht nein sagen wollten und ziemlich lange blieben und eine Reihe sehr nette, aussergewöhnliche Begegnungen und Gespräche hatten.

Mit Sprayern, die Bäume schänden, würde ich persönlich wohl nicht sanft ins Gericht gehen. Man sollte ihnen an gut sichtbarer Stelle ein Tag machen, dessen Farbe selbst mit Laser nicht mehr zu entfernen wäre. Sie würden dann am eigenen Leib spüren wie es ist, hilflos dazustehen und sich solche Hässlichkeiten antun zu lassen …..

Habe übrigens gegooglet. Es gibt tatsächlich auch weibliche Graffiti-Künstler, allerdings weltweit nur rund 50 Frauen, welche darin wirklich gut sind. 2012 gab es sogar eine Ausstellung "Girl Power forever". Power? Forever? Hmmmmm!

Einen klaren Unterschied mache ich allerdings schon, wenn es um Kunst geht, um Streetart und Menschen, für welche Sprayen schon fast Berufung ist. Da wäre zum Beispiel das Duo One Truth, deren Kunstwerke übrigens gerne auch von unbegabteren Markierern zerstört werden. Bansky und seine Schablonengraffiti läuft unter dem Begriff Streetart. Streetart ist meist witzig und leicht und entlockt einem immer wieder mal ein Lächeln. Solchen Künstlern käme es im Leben nicht in den Sinn, Bäume mit einem Ausbund an Hässlichkeit zu überziehen, da bin ich mir ziemlich sicher!

Die drei Platanen stehen übrigens, wie für Berner unschwer zu erkennen ist, am Grossen Muristalden.

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