Ani♡Time anytime YEAH |
Seit Monaten quälte mich wiederholt der Gedanke, womit ich eigentlich früher meine täglichen 24 Stunden bereichert habe, das heisst vor iMac, iPad, iPhone und TV. Ja, auch TV, denn in meiner ersten eigenen Wohnung gab es keinen Fernseher, ganz bewusst nicht, bis ich dann einen Occasion geschenkt kriegte. Der hatte dann allerdings nicht wirklich viel zu tun. Da ich zu der Zeit in meiner Freizeit intensiv Sprachen lernte - zuerst Italienisch und Englisch, dann Spanisch und Japanisch - hatte ich abends entweder Unterricht oder machte fleissig Übersetzungen. Daneben unterrichtete ich noch Jazztanz und trainierte Aikido. Diese Aktivitäten machten mir wirklich Freude und zudem profitierte ich von den erlangten Fähigkeiten, nicht zuletzt auch beruflich.
2014 - Wie farblos war mein Alltag mittlerweile geworden. Nur mal schnell ein Momentchen ins Internet ..... und schon sind wieder ein paar Stunden ins Land gegangen. Ich nenne dieses Land Virtuasia und es konsumiert mich ... und nicht umgekehrt, und das störte mich mehr und mehr!
Daneben trainierte ich fleissig und stundenlang meine Fingermuskeln am Zappomat, stets auf der Suche nach den Rosinen im TV-Programmdschungel. Die werden bekanntlich immer rarer, wenn es gut kommt findet sich noch eine pro Monat. Eigentlich ist Fernsehen eine Dauerwerbesendung unterbrochen vor allem von amerikanischen Serien (kann man sich nicht wirklich antun), einer Prise Kultur (oder was man heute dafür hält) und gezielt eingesetzter Politpropaganda samt Meinungsbildung mit Namen Tagesschau, Neudeutsch "News". Zu müde, sich zu anderm aufzuraffen, suchten wir uns im Hause Schwab halt stets vom Schlechten das Beste aus.
Jetzt meine Rettung, oder soll ich sagen: meine Retterin. In der BZ kriegen wir seit ein paar Tagen Häppchenweise den neusten Krimi von Esther Pauchard vorgesetzt. "Jenseits der Rache" .... ich war umgehend süchtig. Letzten Samstag kurz vor knapp tauchte ich in der Kornhausbibliothek auf und sicherte mir Pauchards Erstling und Zweitling: "Jenseits der Couch" und "Jenseits der Mauern". Fasziniert tauchte ich in die Welt von Kassandra Bergen, genannt Ka, ein und seither hat der Fernseher Ferien! Muss mir alle Mühe geben, dass Kochherd und Backofen nicht dasselbe Schicksal ereilt, denn sonst kriege ich Ärger mit meinem Göttergatten. Beim Essen hört der Spass nämlich auf, vor allem bei Fehlen desselben.
Ich mutiere langsam zur harmlosesten Form einer Ratte .... der Leseratte, Esther Pauchard sei dank. Endlich habe ich das Lesen wiederentdeckt und bin gar stolze Besitzerin eines Jahresabo beim Bibliotheksverbund Kornhaus und fühle mich unendlich glücklich. DANKE!
Besuchen Sie doch Esther Pauchards Homepage. Die sympathische und zudem noch wunderschöne Frau ist eigentlich Psychiaterin und aktuell Oberärztin an einer Suchtfachklinik in der Nähe von Bern. Schade dass so sicherlich wenig Zeit zum Schreiben bleibt, denn sie ist meines Erachtens eine grossartige Literatin, eine humorvolle noch dazu und so entspannend normal! Ich zitiere gerne für alle, die sich die Latte meist viel zu hoch legen:
"BITTE BEWUNDERN SIE MICH NICHT! Die Wahrheit ist: Ich bin kein hocheffizientes Leistungstier, keine perfekte Organisatorin, die lässig nebenher alles meistert, ein Werk von Schopenhauer in der einen, das Chanel-Nagellackfläschen in der anderen Hand. Mein Büro ähnelt mit seinen tektonischen Schichten von Papierkram, Erinnerungsstücken, Büchern und Teedosen einer freundlichen Müllhalde, mein Terminkalender würde explodieren, wenn nicht gutmütige und geduldige gute Geister (mein Mann, meine Eltern, meine Schwiegermutter und viele Freunde) meine groben Patzer in der Terminplanung wohlmeinend ausbügeln würden, und, es muss deutlich gesagt werden, ich kann keinen Kreuzstich, keinen Trinkröhrchen-Wandbehang und keine Dekorationsblumen bieten. Ich treibe kaum Sport, bin eine wirklich miese Hausfrau, lasse den Garten in fröhlichem Wildwuchs gedeihen und verliere die meisten Hinweiszettel aus Schule und Kindergarten meiner Kinder. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden, ich schaffe darin nicht mehr als andere. Aber Zeit ist relativ, und alles ist eine Frage der Prioritäten. Dass ich neben meinen täglichen Aufgaben noch Bücher schreibe, hat einen sehr unedlen, sehr egoistischen Grund: Es ist wunderbar, und es macht mich glücklich. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als in eine neue Welt abzutauchen, die ich gerade erst erschaffen habe, Neues auszuprobieren, über die Stränge zu schlagen und mich dabei immer wieder neu zu erfinden. Beim Schreiben kann ich ganz ich selbst sein. Und ganz ehrlich: Wenn es mir nicht so leicht fallen würde, dann würde ich mich nicht dazu zwingen – weil ich im Innersten auch ein Faultier bin, das es gerne bequem hat."
Na, interessiert? Esther Pauchard arbeitet übrigens momentan an ihrem Viertling. Das Warten darauf ist beinahe "Jenseits meiner Geduld". Auf der andern Seite kann ich mich sehr lange darauf freuen, nämlich bis 2016! Und eins ist sicher: ich bleib auch in der Zwischenzeit dem Lesen treu .... FREU!
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