Montag, 25. Oktober 2010

Supertalent: Schwanzmaler und andere Katast-rategien

was ist ein Supertalent?
Nirgendwo treffen Gegensätze so brutal aufeinander wie beim Supertalent, einer Sendung, die man wirklich nur im Schnelldurchlauf "geniessen"sollte. Wenn überhaupt, lohnt sich nämlich das Aufnehmen und Durchspulen, um allfällige Rosinen herauszupicken.

Wer oder was hat am meisten Chancen, bei Jury und Publikum zu punkten? Ein kecker Vierjähriger zum Beispiel mit "Bitznamen Orländooo", mit sehr viel Selbstvertrauen und einer stets kessen Lippe, der leider nicht mehr genau weiss, was er eigentlich vorführen wollte? Gottseidank steht das im Script. Die angekündigte Pirouette klappt dann zwar nicht, aber Orlando findet Ditääää "lustisch".... und bringt selbst den hintersten und letzten zum lachen. Schnuggi kriegt 3 x JA, ist aber nicht weiter. Bestimmt wird er Bohlens Platz in der Jury einnehmen, irgendwann, in 46 Jahren.

Kinder haben fast immer eine gute Chance, wobei man sich fragen kann, ob sie nicht hauptberuflich eher die Kindergarten- oder Schulbank drücken sollten, so zum Beispiel der bauchtanzende Arman (6). Tanzen Männer Bauch?

Ja, denn Wabbelpriester Stefan Choné wurde uns nach 2009 schon zum zweiten Mal zugemutet. Stolz zeigt er uns seine angefutterten Pfunde, nur bekleidet mit Stütz-Kniestrümpfen und einer harn... hautfarbenen Sumo-Unterhose. Nein, Stefan, Dieter steht zwar auf vieles, aber auf sowas echt nicht.

Stefan zeigt uns jedoch ein weiteres Erfolgskriterium: möglichst krass, gruselig, unheimlich, hässlich, polarisierend oder am besten alles zusammen. An Schwarzmalerei zum Beispiel haben wir uns mittlerweile alle fast gewöhnt, aber ein schwanzmalender Künstler... muss das sein? Offenbar schon, denn das einzige klare deutliche Nein kommt von Sylvie und daher ist Tim Patch leider weiter. Und wissen Sie was wirklich erstaunlich ist: das Resultat seiner narzistischen, an öffentliche Selbstbefriedigung grenzenden Bemühungen war gar nicht mal so schlecht.

Verglichen mit Richard Sean Wilson ist Bauchpinseln jedoch noch gar nichts. Richard ist nichts für schwache Nerven und für sensible Menschen ein echter Weggucker - uääääää. Manches muss man sich nun wirklich nicht antun, und so gehören für mich Kleiderbügel nicht unter die Nase gehängt und Selbstzerstörungsrituale hinter verschlossene Türen.

Dann schon lieber einer wie Tobias Diesner, der sich in einen rosaroten Ballon verkriecht und - think pink - mit 3 Jastimmen weiterkommt... eh.... -hüpft.

Es gibt aber auch sonst ganz tolle Sachen wie die Sandmalerin Natalya, welche ein vom Winde verwehtes Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer zauberte und manch einen fast zu Tränen rührte. Sie kommt zwar bei weitem nicht an Ilana Yahav, einer Meisterin dieses Fachs, heran, aber die ist auch einfach phänomenal, wie Sie gleich sehen werden:



Aussehen - ein weiteres Erfolgsgeheimnis - muss man schon, zumindest als Frau. Mit Busen, Beinen, Pipa- und vor allem Po. So wird Schlangenfrau Katrin die Härte des "Showbiss" bewusst. Aufgrund von Äusserlichkeiten, die nichts mit ihrem Können zu tun haben, wird sie mit beleidigenden Kommentaren ("das war zum Teil richtig ekelig" oder "du bist die Nina Hagen der Verrenkung") abgespiesen. Geschafft hat es dagegen das Cellospielende Unterhosen-Model Liz Schneider aus der Schweiz. Sie hat zudem vor einiger Zeit ihren Vater verloren. Ja, es ist nun mal so; helfen tun eben auch traurige Geschichten, wobei diese 12jährige auf pure Freude statt auf Mitleid setzt, so wie man auf M6 in der französischen Version von Supertalent sehen und hören konnte. Oh, "la charmante Caroline", elle est vraiment une découverte: it doesn't hurt to listen:



Worum geht es jedoch bei dem ganzen Zirkus wirklich? Unser Leben lang warten wir stets darauf, dass einer zu uns JA sagt, oder im Falle der Supertalent-Jury sogar deren drei. Wichtig ist jedoch vor allem, dass wir zu uns selber JA sagen, dann haben wir den ganzen Schwachsinn nicht nötig und müssen uns nicht von Bohlen den Rock zurechtziehen lassen, wie Liz Schneider.

Ich für meinen Teil setze am Samstag Abend auf Erfreuliches - zum Beispiel ein gemütliches Essen mit Freunden - und picke mir am Sonntag online ein paar Videos raus, zum Beispiel dieses "Zebra" namens Robert Maaser mit seinem Cyr:


Einfach toll!! Natürlich hatte Dieter auch hier was zu meckern und meinte, wenn der Ring jetzt noch gebrannt hätte...

Ob ich mir das Finale live reinziehen werde? Sie? Wo sind Sie ein Supertalent? Braucht ja nichts Spektakuläres zu sein!

Ampel auf rot? Diese Fingerübung kann das traditionelle Nasengrübeln locker ersetzen.



Ein JA ist Ihnen sicher... oder dann halt irgendwann grünes Licht =D!

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