Wildbeilage à ma façon :-) |
Eigentlich nehme ich gerne als Leserin an einem Festschmaus teil, wenn der Schreiber den Genuss in Worte zu fassen versteht, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Wenn jedoch Kapuzinerkresse mit winzigen gegarten Schnecken ergänzt wird, rohe Zucchiniblüten mit einer Emulsion von Austern gefüllt werden und der Küchenchef zudem erklärend neben dem Tisch stehenbleiben muss, weil: "die weissen Beeren bitte nicht essen, sie sind nur Dekoration", dann finde ich persönlich es mühsam. Dennoch scheint der Schauplatz solchen Geschehens, das Noma in Kopenhagen auf Monate hin ausgebucht zu sein und rangiert in der "San-Pellegriono World's 50 Best" Liste als das beste Restaurant der Welt.
Bei einem Restaurantbesuch will ich in Ruhe und konzentriert die Karte durchgehen, und die muss selbsterklärend sein. Ein halbstündiger Vortrag des Gastronomen, mag er auch noch so interessant sein, kann dermassen nerven, dass man trotz himmlischer Küche beim nächsten Mal ein anderes kulinarisches Paradies aufsucht.
Der "Chrüteroski" war so ein Fall. Es gab keine Menukarte... der Chef verpackte das Angebot in eine Geschichte zum Beispiel über den Jahreszeiten entsprechende Traditionen. Engagiert und begeistert wie er war, was Herkunft und Frische von Produkten und Kräutern sowie den richtigen Umgang damit anbelangt, glänzte er an jedem einzelnen Tisch mit einem nicht zu bremsenden Wortschwall, bis man die Rede auswendig kannte und mit in seine Träume nahm. Irgendwann brauchten wir das jedenfalls nicht mehr, obwohl die Speisen himmlisch schmeckten.
Meines Erachtens besteht die Kunst des Kochens nicht aus "Etepeteterlig" wie beispielsweise 'getrüffeltem Pferdeschwanz auf Tomatencoulis mit Zwetschen-Confit' sondern darin, aus ganz einfachen Produkten wunderbare Gerichte zu zaubern, ohne Schnörkel und PiPaPo - etwas, das unsere Grossmütter und teilweise Mütter noch ohne viel Aufhebens beherrschten.
So haben wir zum Beispiel kürzlich im Seepark Schiffenen extrem gut gespiesen. Ich liess mir einen fantastischen grünen Salat kredenzen (frisch, schön angerichtet, Chicorée weiss und rosso, Nüssler, Blattsalat, süsse Kirschtomaten, ein Ei) gefolgt von Rehfilet mit Rosenkohl, Rotkraut, Spätzle, Kastanien, gekochtem Apfel mit Preiselbeeren, einer kleinen gekochte Birne sowie ein paar Eierschwämmen. Ein Klassiker, aber 1A gekocht. Rehfilet ist übrigens ganz anders als die dünnen Rehschnitzel und die Spätzle waren dermassen gut, dass mir bereits eine Idee für unseren nächsten Selbstversuch gekommen ist.
Übrigens: mir schmecken meist vor allem die ganz einfachen Sachen. Heute hatten wir mal wieder Raclette mit Kartoffeln... das liebe ich dermassen, dass ich schon morgen wieder zuschlagen könnte. Solange ich noch an den besten Raclettkäse der Welt, produziert von der Fromalp AG, komme, muss ich es ausnützen, denn Fromalp-Neubesitzerin Emmi dreht hier leider per Ende Jahr den Hahn zu.
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