So etwas habe ich noch nie erlebt. Tram Nummer 9 high noon: er, ein Italian Lover wie er im Buche steht, zirka 1 Meter 80, braungebrannt mit glänzenden, knackigen Muckis und ebensolchem Hintern, comme il faut. Ein selbstgefälliges Strahlen auf dem Gesicht hält er seine Angebetete... besser gesagt: seine ihn Anbetende im Arm. Sie hat dafür auch genau die richtige Körpergrösse, misst sie doch höchstens einen Meter 50 und kann deshalb wirklich nur zu ihm aufschauen.
Dichtgedrängt stehen sie beisammen, obwohl genügend Platz vorhanden wäre. Sie haben nur Augen und Hände füreinander und knutschen, kuscheln, flüstern sich Dinge ins Ohr... man hat fast ein wenig Hemmungen und befürchtet schon, alsbald in die ersten "Stellungen des Verlangens" von Kamasutra eingeführt zu werden.
Man ist ja zugegebenermassen lernwillig, manchmal gar lernbegierig, aber gewisse Dinge sind persönlich und so intim, dass sie meines Erachtens noch immer in die eigenen vier Wände gehören. Wenn ich einen Erotikfilm sehen will, gehe ich ins Kino oder in die Videothek!
Beim Kursaal fällt den beiden schlagartig ein, dass sie ja aussteigen müssen und das tun sie dann auch im letzten Augenblick. Die Türen schliessen sich und dann: ein Schrei! PINO! PINO!!!!
Und drinnen der kleine Junge: Mamma, Mamma! Nur der schnellen Reaktion zweier jungen Frauen ist es zu verdanken, dass Pino (Peppino - also offenbar Giuseppe) noch aussteigen konnte, denn normalerweise sind die Türen nach dem Schliessen blockiert und können von aussen und später auch von innen nicht mehr geöffnet werden.
Wie ist es möglich, dass man im Reigen von Östrogen und Testosteron sein eigenes Kind vergisst, und das erst noch im ÖV!?? Irgendwie tut mir der Kleine leid, denn er muss sich vorkommen wie das fünfte Rad am Wagen. Man hat echt den Eindruck, dass Mamma und Papa (eventuell Neu-Lover und gar nicht Erzeuger von Pino) stark drauf setzen, dass man ja immer noch ein neues Kind zeugen kann, sollte man das alte verlieren. Und wozu gibt es in jeder Stadt ein Fundbüro...
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